Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Stolzweg

Rahlstedt (1979): Robert Stolz (15.8.1880 Graz – 27.6.1975 Berlin), Operettenkomponist.


Der Stolzweg könnte auch nach Robert Stolz‘ Mutter Ida Stolz (27.9.1841 Graz – 16.4.1903 Graz) mitbenannt werden, die eine renommierte Konzertpianistin war.

Robert Stolz kam aus einer Musikerfamilie. Seine Mutter Ida Stolz, geb. Bondy war diplomierte Konzertpianistin und Musiklehrerin, sein Vater Jakob Stolz (1832-1919) Komponist und Musikdirektor. Das Paar hatte 1862 geheiratet, als Ida Bondy 21 Jahre und Jakob Stolz 30 Jahre alt war. Jakob Stolz besaß in Graz eine Musikschule, die das Ehepaar gemeinsam leitete. Ida Stolz gab Klavierunterricht, übernahm die Buchhaltung in der Schule und wurde in Graz als renommierte Konzertpianistin gefeiert.

„Ida Stolz wurde innerhalb der Familie Stolz als Erste auf die musikalische Begabung ihres Sohnes Robert aufmerksam, förderte ihn bereits im frühesten Kindesalter und erteilte ihm den ersten Musikunterricht; von ihr lernte Robert Stolz das Klavierspielt. Robert Stolz äußerte sich später über den Einfluss seiner Mutter auf seine musikalische Erziehung: ‚Ich verdanke meiner Mutter alles. Zu all der Liebe, die sie mir so reich geschenkt hat, erweckte sie in mir die Liebe zur Musik und gab mir die ersten Klavierstunden, wobei sie mein kompositorisches Talent früh erkannte, und mir beibrachte, all das, was ich in meiner Vorstellungskraft sah, in Musik auszudrücken,‘“ 1) heißt es in Wikipedia.

Robert Stolz war das zwölfte und jüngste Kind seiner Mutter. Fünf Kinder starben bereits im Kindesalter. Nicht nur er, sondern auch seine Schwestern wurden Musikerinnen. Monika Kornberger und Barbara Boisits haben sich mit ihnen beschäftigt: Da gab es die Schwester Pauline, später verheiratete Prochaska (Prochaska-St.) (26.1.1863 Graz -21.12.1935 Graz). Sie wurde Sängerin (Sopran), Pianistin und Pädagogin. Ihre Klavierausbildung erhielt sie von ihrem Vater und machte ihre Staatsprüfung für Klavier und Gesang. 886 heiratete sie den Lehrer Viktor Prochaska, der auch als Violinist und Musikkritiker arbeitete. Pauline Prochaska trat „als Pianistin im Rahmen von Kammermusikaufführungen, die ihr Vater veranstaltete, und später auch als Mitglied der Kammermusikvereinigung Prochaska bzw. der Grazer Kammermusikvereinigung (…) sowie als Sängerin [auf] (…). 1928 Rundfunkauftritt bei Radio Graz, wo sie die Blumenlieder ihres Bruders Robert am Klavier begleitete. Ab spätestens 1887 unterrichtete sie Gesang, später auch Klavier an der MSch. ihres Vaters, später beide Fächer auch an der Lehr- und Erziehungsanstalt von Wilhelmine Pirkhert in Graz (gesichert bis 1911).“ 2)

Auch die Schwester Susanne Stolz (22.1.1864 Graz -18.2.1933 Graz) wurde Pianistin und Musikpädagogin. „Als Schülerin ihres Vaters (Abschluss 1885, Staatsprüfung) trat sie während ihrer Ausbildung in zahlreichen öffentlichen Prüfungskonzerten, die im landschaftlichen Rittersaal stattfanden, auf. Später auch als Kammermusikerin v. a. in den Veranstaltungen ihres Vaters in Graz aktiv. Zunächst unterrichtete sie an seiner MSch., spätestens ab 1906 bis zumindest 1914 wie ihre Schwester Pauline an jener von W. Pirkhert.“ 3)

Ebenso ergriff die Schwester Maria, verheiratete Lesky (29.5.1870 Graz, - 8.9.1959 Graz) den Beruf der Klavierpädagogin. „Klavierausbildung bei ihrem Vater (Staatsprüfung), Gesang bei ihrer Schwester Pauline. Wirkte ebenfalls häufig an den Konzerten der MSch. St. mit und unterrichtete zeitweise auch dort. Nach ihrer Heirat am 6.4.1895 mit Albin Lesky, dem Lehrer ihres Bruders Robert, dürfte sie sich ins Privatleben zurückgezogen haben.“ 4)

Und auch die Schwester Elise, verh. Giurco (20.12.1872 Graz - ? Triest?) wurde Klavierpädagogin. „Erhielt ebenfalls eine Ausbildung als Pianistin durch ihren Vater und in Gesang bei ihrer Schwester Pauline (Staatsprüfung in beiden Fächern 1893). Wirkte seit ihrer Kindheit regelmäßig an den öffentlichen Veranstaltungen der MSch. ihres Vaters mit, wo sie später auch unterrichtete. Heiratete am 1.4.1902 in Graz den aus der Nähe von Triest stammenden Lehrer und späteren Gymnasialdirektor Peter (Pietro) Giurco, mit dem sie nach Triest übersiedelte“ 5).

Während die Frauen der Familie in dem für Frauen akzeptierten musikalischen Bereich als Pianistin, Sängerin und Klavierlehrerin tätig wurden, hatten die Männer die Möglichkeit, als Dirigenten, Komponisten, Kapellmeister etc. Karriere zu machen. In Wikipedia steht zu Robert Stolz‘ Werdegang: „studierte Musik in Graz, Berlin und Wien. 1896 absolvierte er die Staatsprüfung für Musik. 1897 wurde er Opernkorrepetitor am Städtischen Theater Graz, danach Kapellmeister in Marburg an der Drau und 1902 am Stadttheater Salzburg. Dort debütierte er am 3. März 1903 mit der Operette Schön Lorchen als Komponist. (…) Von 1907 bis 1917 [war er] musikalischer Leiter am Theater an der Wien. Von 1914 bis 1918 leistete er Kriegsdienst, unter anderem als Kapellmeister beim K.u.K. Infanterie-Regiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4. Während seiner Tätigkeit als musikalischer Leiter am Theater an der Wien dirigierte er auch Premieren von musikalischen Bühnenwerken von zeitgenössischen Komponisten. (…) Als sein Versuch, sich mit einem eigenen Theater selbstständig zu machen, an den immensen Kosten durch behördliche Auflagen scheiterte, ging er 1924 nach Berlin. 1925 kam hier im Kabarett der Komiker seine Operette Märchen im Schnee zur Aufführung. (…) Ab 1926 lebte Robert Stolz wieder in Wien. Er schrieb über 60 Operetten sowie zahlreiche Filmmusiken, Schlager u. a. und gilt als letzter Meister der Wiener Operette. (…).“6)

Robert Stolz stand dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüber. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten brachte er 1933 „auf 21 Fahrten mehrere Juden und politisch Verfolgte, im Fond seiner großen Limousine versteckt, heimlich nach Österreich. Nach eigenen Angaben 1938 (nach anderen erst 1939), nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs an Deutschland, verließ er (…) seine Heimat. Er kam, wie er sich erinnerte, über Zürich nach Paris, von dort emigrierte er mit seiner inzwischen fünften Frau, ‚Enzi‘, über Genua nach New York. Dank seiner ungebrochen fortgesetzten Komponistentätigkeit wurde Robert Stolz, der in den USA die Kriegsjahre verbrachte, dort während der Zeit seiner Emigration auch für einen Filmmusik-Oscar nominiert, (…). Am 28. März 1942 erfolgte die Ausbürgerung aus dem Deutschen Reich und die Beschlagnahme seines Vermögens, nachdem er alle Angebote des Deutschen Reiches ausgeschlagen hatte, ‚in Ehren‘ nach Deutschland zurückzukehren,“ 7) ist in Wikipedia nachzulesen.

Über Robert Stolz weiteres Leben und Wirken, nachdem er 1946 nach Wien zurückgekehrt war, heißt es in der Neuen Deutschen Biografie: „1946 kehrte S. nach Wien zurück, konnte aber an seine früheren Erfolge nicht mehr anknüpfen. (…). Seit 1952 begann S., die Musik für die legendäre ‚Wiener Eisrevue‘ zu liefern und komponierte insgesamt 19 Eis-Operetten, (…) 1963 ermöglichte es ihm der damalige Wiener Opernchef Herbert v. Karajan, erstmals die traditionelle Silvester-Vorstellung der ‚Fledermaus‘ in der Staatsoper zu leiten, die in der Folge zum festen Bestandteil des Wiener Musiklebens wurde. In diesen Jahren erhielt S. auch dank seiner Freundschaft mit dem Musikmanager Egmont (Monti) Lüftner (1931–2009) die Gelegenheit, repräsentative Wiener Operetten und zahlreiche eigene Werke auf Platten einzuspielen. (…). “ 8)

Robert Stolz und die Frauen
Robert Stolz war fünf Mal verheiratet. Mit seiner ersten Ehefrau, der Operettensängerin Margarete Schweinburg, geb. Hirsch, Pseudonym Grete Holm (21.3. 1884 Königliche Weinberge bei Prag - verschollen nach dem 5. März 1941 Ghetto Modliborzyce bei Lublin, für tot erklärt am 8. Mai 1945) war er von 1908 bis 1912 verehelicht. Über sie schreibt Stefan Frey: „Grete Holm wurde unter dem Namen Margarethe Hirsch am 21. März 1884 als drittes von sechs Kindern des Bankiers Fritz Hirsch und seiner Frau Karoline Hirsch, geb. Israel, in Königliche Weinberge bei Prag geboren. Sie wuchs in Wien auf, wohin die Familie ein Jahr nach ihrer Geburt gezogen war. Ihrer Gesangsausbildung bei Rosa Papier-Paumgartner in Wien folgte ein Engagement als Chorelevin am Deutschen Stadttheater Brünn. Dort debütierte sie 1905 auch als Solistin in Gaetano Donizettis ‚Regimentstochter‘ unter ihrem Künstlernamen Grete Holm (Rolle: Marie). Dirigent war der Komponist Robert Stolz, in dessen Operette ‚Manöverliebe‘ sie ein Jahr später die Hauptrolle übernahm. Ihre Abschiedsvorstellung gaben sie am 29. Mai 1907 mit ‚Mignon‘ von Ambroise Thomas: sie in der Titelrolle, er dirigierte. Anschließend gingen beide nach Wien, wo sie im März 1908 heirateten. Holm wurde erst ans Raimund Theater engagiert, dann ans Theater an der Wien, wo ihr Mann Kapellmeister war. Dort wurde sie als Nachfolgerin von Mizzi Günther, der ersten Lustigen Witwe, eine der großen Diven der silbernen Operettenära. (…).“9)

Die Ehe mit Robert Stolz hielt nicht. Grete Holm feierte weiter große Erfolge als Sängerin und heiratete 1922 den Stadtbaumeister und Miteigentümer des Johann-Strauß-Theaters Alois Schweinburg. Fortan trat Grete Holm nicht mehr in der Öffentlichkeit als Sängerin auf.

„Am 5. März 1941 wurde sie zusammen mit 998 anderen Juden vom Wiener Aspangbahnhof in das Ghetto Modliborzyce, 60 km südlich von Lublin gelegen, deportiert. Dort verliert sich ihre Spur; ein Todesdatum konnte nicht ermittelt werden.“10)

Robert Stolz‘ zweite Ehefrau war die Chansonnette Franziska (Franzi) Ressel (24.9.1892 Wien – 28.12.1968 Wien). Über sie schreibt Monika Kornberger: „Zunächst um 1910 Chorsängerin am Theater an der Wien, wo sie R. Stolz, den damaligen Kapellmeister des Theaters, kennen lernte. Stolz verschaffte ihr eine Nebenrolle in F. Lehárs Operette Eva, die am 24.11.1911 am Theater an der Wien uraufgeführt wurde. R. trug in der Folge wesentlich zu Stolz' Karriere bei, da sie die meisten seiner Chansons und Schlager der Zeit kreierte und in vielen seiner Operetten wichtige Rollen übernahm. Gemeinsam traten die beiden überaus erfolgreich in verschiedenen Wiener Kleinkunstbühnen (Hölle, Fledermaus, Budapester Orpheum, Simpl, Femina) auf. Nach einer mehrjährigen Beziehung mit Stolz heirateten die beiden 1920, R. trennte sich jedoch bald darauf von ihm und begann eine Beziehung mit Otto Hein, Inhaber des Wiener Bohème-Verlages, den sie 1923 heiratete. (…).“11)

Seine dritte Ehefrau war die Soubrette Josefine Zernitz (31.1.1902 Brünn – 1956). Sie soll Robert Stolz 1924 überredet haben, ein Theater zu kaufen. Dieses machte allerding bereits nach einer Spielzeit bankrott, wofür Robert Stolz seine Frau verantwortlich machte.

„Laut Wiener Standesamt (SSFr StolzR)) war Stolz freilich erst seit 1932 mit ihr verheiratet. Fest steht jedenfalls, dass er 1925 nach Berlin übersiedelte und dort Lilli Karner [Margarete (Lilli) Egener, geb. Karner (3.2.1899 Timisvara/Rumainien] heiratete, eine Urlaubsromanze aus Abbazia (Opatija, Kroatien),“12) schreibt Stefan Frey.

Seine fünfte Ehefrau, Yvonne Louise (Einzi) Ulrich (eigtl. Bermann) (1.5.1912 Warschau –18.1.2004 Wien), ehelichte Robert Stolz 1946 in Reno ( Nevada, USA). 13)

„Einzi“ Stolz trat: „auch als Managerin bis zu seinem Tod auf (…). Sie hatte eine Tochter aus ihrer ersten Ehe. Nach dem Tod Robert Stolz' gründete Einzi die Robert-Stolz-Gesellschaft, schrieb seine Biografie und verlieh zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern (…) die Robert-Stolz-Ehrenurkunde ‚für große Verdienste um die Pflege und Förderung seiner Werke‘.“ 14)

Einzi Stolz, die nach dem Abitur zunächst in einer Export/Import Firma gearbeitet und deren Chef sie geheiratet hatte und Mutter einer Tochter geworden war, kam 1939 von London, wo sie mit ihrem Mann gelebt hatte, nach Paris, um Jura zu studieren.

„In der Stadt an der Seine unterstützte sie bedürftige Emigranten und hatte Kontakt zur dorthin geflüchteten österreichischen Künstlerszene. In einem Cafe traf sie dann auch den um 32 Jahre älteren Robert Stolz.“ 15) damals war Robert Stolz 60 Jahre und Einzi Stolz 26 Jahre alt. Sie war damals noch verheiratet und ihre Tochter ein Jahr alt.

„Einzi Stolz verfügte dank ihres Mannes nicht nur über Vermögen, sondern auch über exzellente Beziehungen und Organisationstalent. Sie rettete den nach Kriegsausbruch internierten Robert Stolz durch Bestechung eines Beamten aus dem französischen Lager des Colombes-Stadion nahe Paris und beschaffte Stolz auch die begehrten Papiere zur Einreise nach New York.

Nach der einvernehmlichen Scheidung von ihrem englischen Mann lebte Einzi Stolz in den USA mit Robert Stolz zusammen und unterstützte diesen bei seiner beruflichen Tätigkeit als Komponist und Dirigent. Als schließlich auch Stolz von seiner vierten Ehefrau Lilli geschieden war, heirateten die beiden 1946 in Reno.“ 16)

In den USA wurde Enzi „für Robert Stolz bald unverzichtbar. Mit ihrem unbestreitbaren Charisma, ihrem Organisationstalent und ihren Managementfähigkeiten wurde sie schnell seine engste Mitarbeiterin. Für ihn, der ohne Arbeit nicht leben konnte und dann in Depression verfiel, war Enzi in diesen Jahren tatsächlich lebenswichtig. Sie verschaffte ihm auch das (…) Engagement für die Konzertserie A Night in Vienna,“ 17) schreibt Eugen Semrau.

Für ihre Verdienste um Robert Stolz und seine Musik wurde sie 1996 mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Wien ausgezeichnet, zu ihrem 90. Geburtstag 2002 erhielt sie für die Verwaltung seines musikalischen Erbes und ihre aufrechte politische Haltung den Goldenen Rathausmann. (…).“ 18)