Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Stradellakehre

Barmbek-Süd (1930): nach „Alessandro Stradella“ Oper von Flotow.


„Alessandro Stradella ist eine romantische Oper in drei Akten von Friedrich von Flotow. Das Libretto verfasste Friedrich Wilhelm Riese unter dem Namen Wilhelm Friedrich. Das Werk erlebte seine Uraufführung am 30. Dezember 1844 im Stadttheater Hamburg. Die Oper spielt in Italien um 1670.“ 1)

Im Wikipedia Eintrag zur Oper „Alessandro Stradella“ wird die Handlung der Oper beschrieben. Zu erwähnen ist, dass es in der Opernhandlung auch um den Versuch einer Zwangsverheiratung geht. Der reiche Venezianer Bassi will sein Mündel Leonore heiraten, die aber nicht will, weil sie einen anderen, den Sänger Alessandro Stradella liebt und bei ihm auf Gegenliebe gestoßen ist. Bassi, der dies bemerkt hat, sperrt Leonore ein. Doch sie kann mit Hilfe ihres Geliebten fliehen. Die beiden Liebenden fliehen in ein Landhaus und wollen nun heiraten. Doch Bassi hat sie mit Hilfe von zwei Banditen aufgespürt, die sein Geheiß hin Alessandro Stradella ermorden und Leonore zu Bassi zurückbringen sollen.

Beiden Banditen haben sich als Gäste getarnt auf die Hochzeitsfeier von Leonore und Stradella eingeschlichen, um ihren Auftrag zu erfüllen. „Als dann Alessandro Stradella die Romanze über den Maler Salvatore Rosa vorträgt, lassen die beiden Schurken ihren Plan, den Sänger zu töten, rasch wieder fallen. Die Macht der Musik hat die ganze Festgesellschaft zu rühren vermocht. Malvolino und Barbarino dürfen als Gäste im Landhaus bleiben.“ 2)

Doch damit nicht genug. Mittlerweile ist Bassi ungeduldig worden, weil er keine Nachricht von den beiden Banditen bekommen hat. Er reist nun selbst zu dem Landhaus und muss feststellen, „dass die von ihm Gedungenen mittlerweile fast Freunde des verhassten Sängers geworden sind. Aber Bassi gibt nicht auf. Er verspricht den Ganoven eine dermaßen hohe Mordprämie, dass die beiden erneut schwach werden und Bassis Auftrag ausführen wollen. Als [sie] (…) im Hinterhalt dem Sänger auflauern, beginnt dieser für das am folgenden Tag stattfindende Kirchenfest eine Hymne zu Ehren der Jungfrau Maria zu proben. Wieder verfehlen die göttlichen Töne Stradellas nicht ihre Wirkung: Die zwei Banditen fallen auf die Knie und geben sich Leonore und Alessandro als gedungene Mörder zu erkennen. Nun wird auch Bassi weich. Er bittet sein einstiges Mündel um Verzeihung und reicht dem einst Verhassten die Hand zur Freundschaft.“ 3)

Alessandro Stradella ist keine erfundene Opernfigur. Es gab ihn wirklich. Er geriet wegen seiner vielen Liebesgeschichten und angeblicher Kuppelei immer wieder in Schwierigkeiten.

Corinna Kolbe schreibt über Allesandro Stradelle in ihrem am 18.4.2021 in der Neuen Zürcher Zeitung erschienenen Artikel „Diesen Opernhelden gab es wirklich, (…).“: „Er verkörperte den ‚genio maledetto‘, den am Rand der Gesellschaft stehenden Künstler, der sich um Konventionen foutierte. (…). Amouröse Verstrickungen hatten den Komponisten schon in früheren Jahren regelmässig in Schwierigkeiten gebracht. (…). Als Privatmann stand Stradella (..) auch in Genua in keinem guten Ruf. Er lasse sich auf gefährliche Beziehungen und undurchsichtige Geschäfte ein, erzählte man sich. (…). In einem der angesagtesten Friseursalons der Stadt, wo auch das Glücksspiel florierte und sich Frauen reihenweise verführen liessen, soll er privaten Musikunterricht gegeben haben. (…). Zum Verhängnis wurde Stradella offenbar ein Techtelmechtel mit der verheirateten Adeligen Maria Caterina Lomellino. Gerüchte verbreiteten sich in Genua wie ein Lauffeuer, seit Denunzianten anonyme Anzeigen, die sogenannten ‚biglietti di calice‘, in eigens dafür geschaffene Briefkästen im Palazzo Ducale werfen konnten. (…). Unter den vier Männern, die nach dem Mord an dem Komponisten festgenommen wurden, waren zwei Brüder von Maria Caterina Lomellino. Nach damaligen Gepflogenheiten wollten sie wohl die Ehre der Familie retten. Die Ermittlungen wurden schon bald darauf eingestellt. Die Untreue der Frau wog hier offenbar weniger schwer als der Umstand, dass sie sich ganz unstandesgemäss mit einem Künstler eingelassen hatte. Umso rätselhafter erscheint es aus heutiger Sicht, warum der gehörnte Ehemann für ein ehrenhaftes Begräbnis des Nebenbuhlers sorgte. (…).“4)