Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Suhrsweg

Barmbek-Nord (1914): Christopher Suhr (29.5.1771 Hamburg - 13.5.1842 Hamburg) und Cornelius Suhr (8.1.1781 Hamburg – 3.7.1857 Hamburg) sowie Peter Suhr (17.6.1788 Hamburg – 20.9.1857 Hamburg), Maler.


Siehe auch: Morgensternweg

Die drei Maler waren Brüder. Ihre Mutter hieß Catharina Ilsabe Suhr, geb. Schröder (1750-1790). Sie war 19 Jahre alt, als sie 1769 den damals 31-jährigen Lohgerber Christopher Suhr (1738-1822), heiratete. Bis zu ihrem Tod im Alter von 40 Jahren gebar Catharina Ilsabe Suhr zehn Kinder, zwei Mädchen und acht Jungen, darunter die drei Brüder Christopher, Peter und Cornelius. Die beiden Mädchen starben bereits im Kindesalter (eine im Alter von drei Jahren und die andere im Alter von 13 Jahren). Catharina Ilsabe Suhr starb 2 ½ Monate nach der Geburt ihres zehnten Kindes. Die übrigen Kinder waren beim Tod ihrer Mutter 19, 17, 15, 13, 12, 9, 2 Jahre und das jüngste Kind 2 1/2 Monate alt. Der Witwer Christopher Suhr heiratete ein Jahr später die 46-jährige Witwe Anna Elisabeth Blume (1745-1811). Damit hatte er wieder eine Mutter für seine unmündigen Kinder.

Christopher Suhr, der Sohn, blieb zeit seines Lebens ledig. Gisela Jaacks schreibt über seinen Werdegang: „Das älteste Kind des Hamburger Lohgerbers Christopher Suhr fiel bereits früh durch sein Zeichentalent auf, sodass die Eltern es in die Lehre bei dem Hamburger Portraitmaler Franz Conrad Löhr und später zu dem aus Schweden stammenden Historienmaler Lorenz Lönberg gaben. Christopher Suhr vervollkommnete dann seine Ausbildung von 1790 bis 1792 in Braunschweig bei dem überregional als Landschaftsmaler geschätzten Pascha Johann Friedrich Weitsch (…).

2964 Christopher Suhr Selbstbildnis 1801
Christopher Suhr, CC0, via Wikimedia Commons

Da sein Vater durchaus wohlhabend war, war es Christopher Suhr möglich, (…) sogar noch die für einen gut ausgebildeten Künstler als unerlässlich erachtete Italienreise anzutreten.“ 1) Und im „der Neue Rump“ heißt es über Christopher Suhr: „1792-1795 lebte er in Italien (…). Seitdem ansässig in Hamburg. 1796 wurde er wegen seines Bildes ‚Urteil des Midas‘ Mitglied und Prof. extraordinarius der Kunstakademie in Berlin. In Hamburg arbeitete er anfangs als Dekorationsmaler, dann als Bildnismaler, galt als vorzüglicher Minaturist.“ 2)

Gisela Jaacks weiter zu Christopher Suhr: „Neben die Portraits traten Landschaftsbilder, die aber seltener als Aufträge vergeben wurden, sodass sie keinen ausreichenden Lebensunterhalt gewährleisten konnten. Suhrs Landschaftskunst spielte jedoch eine entscheidende Rolle, als er zusammen mit seinen jüngeren Brüdern Cornelius und Peter 1812 eine Panoramaschau mit Motiven aus Hamburg und seiner Umgebung gestaltete und für zahlendes Publikum eröffnete. Die Ausstellung wurde ein großer Erfolg und in den nächsten Jahren ständig erweitert.“ 1)

Die Panoramen wurden in der Wohnung von Christoffer Suhr in der heutigen Gerhofstraße gezeigt.

2964 Suhr Binnenalster Beim Jungfernstieg 1830
Die Binnenalster 1830, von Gebrüder Suhr; Quelle: Gebrüder Suhr, † 1842 und 1857, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Diese Panoramen von Hamburg und Umgebung konnten durch „Vergrößerungsgläser und in künstlicher Beleuchtung betrachtet [werden] die Objekte in nahezu natürlicher Größe erschienen ließen. (…) 1820 gründete er gemeinsam mit seinen Brüdern Cornelius und Peter Suhr eine Lithographische Anstalt, [Spielkartenfabrik und Kupferdruckerey C.C.P. Suhr] in der zahlreiche, zumeist von Peter gezeichnete Hamburgensien entstanden.“ 2)

„Berühmt geworden und der Nachwelt im Gedächtnis geblieben ist Christopher Suhr (…) vor allem durch seine grafischen Serien, die als Radierungen vervielfältigt wurden und mit der Darstellung von Volkstypen und Volksszenen die den damaligen Geschmack des bürgerlichen Publikums an der romantisch verstandenen Binnenexotik trafen.“ 1)

„Auf die Kritik des Domherrn J.F.L. Meyer im Jahre 1800, dass die Suhrschen Darstellungen der Dienstmädchen deren Modesucht beschönige, schuf Christoffer Suhr die großformatige Radierung ‚Alte Zeit – Neue Zeit‘. Sie stellt bilderbogenartig das Beibehalten der alten kleinbürgerlichen-ländlichen Kleidung mit solidem, frommen Lebenswandel gleich, im Gegensatz zu der in ein luftiges Empirekleid gekleideten Modesucht mit der nur auf Vorteil und Vergnügen gerichteten leichtsinnigen Lebenslust“, 3) schreibt Ulrich Bauche.

Cornelius Suhr, der zehn Jahre jüngere Bruder von Christopher Suhr, arbeitete mit seinem Bruder Christopher seit 1805 zusammen. Zuvor hatte er als Zuckerbäcker gearbeitet, war aber durch die Kontinentalsperre arbeitslos geworden. Er „wurde dann Schüler seines Bruders Christopher Suhr, den er bei seinen Arbeiten an den Stichfolgen und Blättern zu historischen Themen und Panoramen unterstützte. Deshalb bereiste er zu Recherchen drei Jahre lang mit A. F. Vollmer und C. Morgenstern ganz Europa und hielt sehenswerte Bauwerke, Städte, Landschaften und Trachten im Bilde fest. Bei seinen Werken lässt sich der Anteil der Mitarbeit seiner Brüder nicht genau bestimmen.“ 2) Cornelius Suhr spezialisierte sich als „Zeichner mit der Camera obscura zur Aufnahme von Stadt- und Landschaftsansichten. Die Camera obscura, als optisches Gerät Vorläufer unseres Photoapparates, diente bereits im 16. Jahrhundert als Hilfsgerät zum perspektivischen Zeichnen.“ 4)

Cornelius Suhr heiratete 1819 im Alter von 38 Jahren die damals 25-jährige Henriette Friengarten (1794-1819). Sie starb einen Monat nach der Hochzeit im Alter von 24 Jahren. Ein Jahr nach ihrem Tod gründete Cornelius Suhr mit seinem Bruder Christopher Suhr die Lithographische Anstalt. 19 Jahre später heiratete der 58-jährige Witwer 1839 die damals 31-jährige Wilhelmine Friederike Aumann (26.9.1808 Berlin - ?)

Cornelius Suhr lebte ab 1827 in London. „Er blieb weiterhin mit Ausstellungsreisen und Panoramaaufnahmen beschäftigt und tauschte regelmäßig das Material mit dem in Hamburg unter Christoffers Namen verbliebenen Ausstellungsbetrieb. (…). (…). Lange nach Christoffers Tod – Peter hatte die hiesige Panoramenausstellung übernommen – kam Cornelius 1849 endgültig wieder nach Hamburg zurück, wo er am Jungfernstieg im vielbesuchten Bazar seine Bilderschau darbot.“ 5)

Peter Suhr, der siebzehn Jahre jüngere Bruder von Christopher und sieben Jahre jüngere Bruder von Cornelius Suhr „arbeitete zunächst als Kaufmann, bevor er (…) [um 1819] Mitarbeiter seiner Brüder in der gemeinsam in Hamburg gegründeten Lithograph. Anstalt wurde. Hier arbeitete er an den Panoramen mit, lieferte zeichnerische Vorlagen für teilweise kolorierte Lithographien mit Hamburg-Ansichten und leitete den Verlag.“ 2) Nebenbei baute er „eine Steindruckerei auf, die er ab 1828 betrieb“.6)

„Seit 1831 firmierte Peter allein, zumeist als Lithographisches Institut Peter Suhr in Hamburg. Tatsächlich wurden auch in der Druckerei Geschäftsformulare, Werbedrucksachen, Pläne usw. angefertigt, dennoch blieb der technische Betrieb klein, auf wenige Mitarbeiter beschränkt. Sie waren außer für das Drucken und Kolorieren auch für das Übertragen der zahlreichen Vorlagen auf den Stein beschäftigt.“ 7)

Peter Suhr heiratete 1811 im Alter von 23 Jahren die damals 19-jährige Dorothea Maria Amalia Wulff (6.8.1792-22.2.1824). Im Laufe ihrer sechs Jahre währenden Ehe bekam Dorothea Amalia Suhr vier Kinder (geboren: 1818, 1819, 1821 und 1823).

Der 1819 geborene Sohn wurde nur knapp ein Jahr alt. Ein weiterer, am 30. Dezember 1823 zur Welt gekommene Sohn starb knapp fünf Monate später am 1.5.1824. Dorothea Maria Amalia Suhr starb sieben Wochen nach der Geburt dieses Sohnes.8)

„Am 20. September 1857, drei Monate nach Cornelius, starb Peter Suhr. Ohne überlebende Kinder verlebte er seine letzten Jahre, auf fremde Hilfe angewiesen, sehr dürftig.“ 9)

2964 Suhr Hoekerinnen
Hökerinnen, Bild aus: Der Ausruf in Hamburg, 1808.

Sehr beliebt waren die Bilder „Der Ausruf in Hamburg“ der Brüder Suhr. Dort werden auch Hökerinnen dargestellt.

Ein Großteil der Frauen aus der Unterschicht war im Kleinhandel tätig. Ihre Hauptdomäne war die Versorgung der Stadtbevölkerung mit Nahrungsmitteln. Sie verkauften ihre Waren in den Straßen und auf Märkten. Diese Arbeit war körperlich sehr anstrengend, weil die Frauen die Waren selbst in einer Kiepe oder an Tragestellen auf ihren Schultern trugen.

Doch bevor sie ihren Geschäften nachgehen konnten, hatten sie bereits schwere Arbeit auf dem Lande verrichten müssen. Denn bevor das Suppengrün in den Hamburger Kochtöpfen landete, musste es gepflanzt, geerntet, bearbeitet und mit Ewern über die Elbe zu den Hamburger Märkten transportiert werden. Viele Hökerinnen blieben oft mehrere Tage in der Stadt und wohnten z. B. während der Saison von Mai bis Oktober in Hamburger Herbergen und Schenkkellern, so auf der Herrlichkeit und in der Deichstraße.

Meist kamen die Hökerinnen aus Kätnerfamilien. Der Verkauf ihrer Waren war zur Sicherung der Existenz dieser Familien lebensnotwendig. Doch er war meist sehr gering und auch unsicher, denn es handelte sich bei den Produkten häufig um leicht verderbliche Ware. Um überhaupt einen kleinen Verdienst zu haben, griffen die Hökerinnen manchmal zu Tricks: Milchhökerinnen verfälschten die Milch, indem sie sie mit Wasser verdünnten. Fischfrauen verkauften manchen alten Fisch als frisch, nachdem sie ihn gewässert und mit Salz bestreut hatten, damit er wieder appetitlich roch.

Eine soziale Stufe unter den ländlichen Hökerinnen standen die städtischen Straßenhändlerinnen. Sie gehörten der untersten Sozialschicht an. Oft konnten sie mit dieser Arbeit noch nicht einmal ihr Existenzminimum sichern.