Birckholtzweg
Farmsen-Berne (1967): Jonny Birckholtz (24.5.1877 Hamburg – 7.12.1937 Hamburg), Gemeindevorsteher in Farmsen (SPD)
Siehe auch: Tennigkeitweg
Als Jonni (im Geburts- und Sterberegister mit i geschrieben) Birckholtz Gemeindevorsteher von Farmsen-Berne war und in dieser Funktion den Vorsitz im Gemeinderat innehatte, war auch Richard Tennigkeit um 1930 als Mitglied der KPD Gemeinderatsmitglied (siehe: Tennigkeitweg).
Jonny Birckholtz besuchte die Volksschule und „erlernte den Beruf des Ofensetzers. Schon früh engagierte er sich in der Gewerkschaft und in der SPD, später auch im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, der Schutzorganisation der demokratischen Parteien gegen den erstarkenden Nationalsozialismus. Ab 1920 wechselte er als Verwaltungsangestellter in den Dienst der Stadt Hamburg.“ 1)
Jonny Birckholtz war verheiratet mit Anna Bertha Krause (1.9.1875 Hamburg - ?). Das Paar hatte fünf Kinder.
„1928 wurde Jonny Birckholtz zum hauptamtlichen Gemeindevorsteher der hamburgischen Landgemeinde Farmsen-Berne gewählt. (…) Insbesondere kümmerte er sich als Gemeindevorsteher um die Versorgung der Bevölkerung und versuchte die Arbeitslosigkeit durch die Bereitstellung von Mitteln für sogenannte Notstandsarbeiten zu lindern. Jonny Birckholtz initiierte beispielsweise den Bau des heute noch bestehenden Freibades an der Straße Neusurenland. (…)
Im Februar 1933 erlitt Jonny Birckholtz einen Schlaganfall. Lähmungen machten ihn bettlägerig. (…)
Als führender Sozialdemokrat wurde er von den inzwischen herrschenden Nationalsozialisten schikaniert und verfolgt,“ 2) ist in dem Faltblatt der Bezirksversammlung Hamburg Wandsbek zu Straßennamen, die nach Opfern und Widerstandskämpferinnen und -kämpfern des Nationalsozialismus benannt sind, nachzulesen. Dort ist auch zu erfahren: Die Nationalsozialisten versuchten insbesondere in Arbeitervierteln mit abschreckenden Aktionen eine Atmosphäre der Angst und Passivität zu erzeugen, so auch in Berne. Dort wurde der schwerkranke Jonny Birckholtz (SPD) 1933 auf einer Trage zum Verhör abgeholt, seine Wohnung wurde von der Gestapo durchsucht. „Ende Juni 1933 kam er sogar für einige Tage in Haft. Zuvor war er im März 1933 aus dem Amt des Gemeindevorstehers in Farmsen-Berne aus politischen Gründen entlassen worden.
Am 1. Mai 1933 wurde er nach dem nationalsozialistischen ‚Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums‘ auch aus dem hamburgischen Verwaltungsdienst entlassen, da er als Sozialdemokrat in den Augen der Nationalsozialisten nicht die Gewähr dafür bot ‚jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat‘ einzutreten. Versorgungsbezüge wurden ihm nicht gewährt.“ 3) So war das Ehepaar Birckholtz mit seinen Kindern auf die Unterstützung durch die Familie angewiesen.
„Wegen ‚abfälliger Bemerkungen‘ bei der Verhaftung des schwerkranken Vaters wurde sein Sohn Karl mit Fußtritten und Faustschlägen vom Polizisten Vollstedt misshandelt. Sein anderer Sohn, Johannes, kam wie sein Vater wegen seiner Mitgliedschaft in der SPD und im Reichsbanner ebenfalls in Haft.
Jonny Birckholtz starb am 7. Dezember 1937. Der Witwe wurden vom nationalsozialistischen Staat Hinterbliebenenbezüge verweigert.“ 4)
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus dachten „viele Menschen (..) zurück an das Wirken von Jonny Birckholtz für die arme Bevölkerung in Farmsen-Berne. Deshalb wurde 1946 das“ 5) von der Arbeiterwohlfahrt neu errichtete Erholungsheim für Kinder nach Jonny Birckholtz benannt. 1967 wurde das Erholungsheim in eine Kita umgewandelt, behielt aber den Namen Jonni Birckholtz (ohne y geschrieben).