Sven-Hedin-Straße
Eidelstedt (1971): Sven Hedin (19.2.1865 Stockholm – 26.11.1952 Stockholm), Asienforscher.
In mehreren deutschen Städten sind Straßen nach Sven Hedin benannt. In einigen Städten wird darüber diskutiert, ob eine Umbenennung des Straßennamens geboten sei. In Mannheim kam eine Kommission zu dem Ergebnis, die Straße umzubenennen. In einem entsprechenden Gutachten heißt es: „Sven Hedin war ein international bekannter schwedischer Forschungsreisender, der sich politisch eindeutig für deutsche Expansionsinteressen und das nationalsozialistische Regime positionierte. Im Ersten Weltkrieg setzte Hedin sich propagandistisch für die deutsche Kriegsführung ein. Er interpretierte Niederlage und Revolution im Sinne der Dolchstoßlegende und bedauerte den Sieg der Demokratie. In der Zwischenkriegszeit unterstützte er geopolitische Ambitionen Deutschlands. Hedin vertrat ideologisch einen nordisch -germanischen Rassismus, pflegte antisemitische Einstellungen und unterstützte den Nationalsozialismus einschließlich des Kolonialrevisionismus in vielfacher Weise durch Publikationen und öffentliche Auftritte. Obgleich er seine Beziehungen zur NS Elite nutzte, um einzelnen verfolgten Personen zu helfen, sich gleichzeitig aber in anderen Fällen nicht einsetzte, war er in keiner Weise ein Gegner des Regimes, sondern im Gegenteil über 1945 hinaus bis zu seinem Tod ein Verehrer Hitlers und des deutschen Anspruchs auf Weltgeltung.“ 1)
Stimmen über Sven Hedin:
„Sven Hedin hat sein Denkmal selber beschädigt. Der große Forscher, der sieben Sprachen beherrschte und dessen Werke in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden, hat sich von der Ideologie des Nationalsozialismus faszinieren lassen – ungeachtet der Tatsache, dass er jüdische Vorfahren hatte. Er schrieb Texte, die den deutschen Imperialismus und die Hitler-Diktatur verherrlichen. Sven Hedin ließ sich mit dem ‚Führer‘ und anderen Nazi-Größen ablichten. 1944 nahm er einen Ehrendoktortitel der Universität München an. So ist er an seinem Lebensabend nicht mehr geachtet, sondern geächtet – das ist die Tragödie des ‚schwedischen Marco Polo‘,“ 2) heißt es im National Geographic Magazin.
Sven Hedins Schwester Alma Isabel Sofia Hedin
Alma Hedin (22.4.1876-21.5.1958) blieb ebenso wie ihr Bruder Sven ledig und verbrachte ihr Leben an der Seite ihres Bruders. Sie engagierte sich als Politikerin in der Stockholmer Kommunalpolitik und – wie Torbjörn Nilsson schreibt, „ in karitativen Bemühungen für ältere und arme Menschen in der Gesellschaft (…).
Alma Hedin [und Sven Hedin] war[en die Kinder] des Stockholmer Stadtarchitekten Ludvig Hedin und seiner Frau Anna, geb. Berlin. (…). Die große Familie mit sieben Geschwistern war sehr eng und unterstützte sich gegenseitig. (…) Außerdem behielt Sven das Elternhaus als festen Wohnsitz, in das er zwischen seinen Reisen zurückkehrte, (…). Alma Hedin besuchte die Brummerska skolan, eine christlich gegründete private Mädchenschule. Sie besuchte auch Wallinska skolan, ähnlich privat und nur für Mädchen. Ihre Hoffnung, Krankenschwester zu werden, musste sie wegen gesundheitlicher Probleme aufgeben. Ihre erste Anstellung im sozialen Bereich war das Jahr, in dem sie beim Kinderhilfswerk Föreningen Mjölkdroppen arbeitete. Die Arbeit bildete einen Eckpfeiler ihres Lebens, sowohl zu Hause als auch außerhalb. Ihre Schwestern Gerda und Clara arbeiteten jeweils in der Versicherung und führten einen Laden. Alma Hedin selbst war Direktorin von Stiftelsen Wilhelm Govenii Minne, einer religiösen Stiftung, die Unterkünfte für verarmte Arbeiter in Söder errichtete. Alma Hedin war die zweite Frau, die 1912 als Vertreterin der Allmänna valmansförbundet (später bekannt als Högern, die rechte Partei) in den Stockholmer Gemeinderat gewählt wurde. Sie war selbst nicht parteipolitisch aktiv, wurde aber dank ihres Eintretens für den christlichen Glauben und die Landesverteidigung als Kandidatin der Partei auf die Wahlliste gesetzt. Zu ihrer großen Überraschung gewann sie genug Stimmen, um einen Sitz im Rat zu bekommen. (…) Manchmal stimmte sie für die Linke (Liberale und Sozialdemokraten), wenn sie deren Vorschläge für besser hielt als die ihrer Partei.“3)
Als ein Defizit im sozialen Bereich erkannte sie die Versorgung alter armer obdachloser Menschen mit adäquaten Unterkünften. Daraus entstand die Organisation Blomsterfonden (Blumenfonds), die auch von ihrem Bruder Sven Hedin unterstützt wurde. Sie übernahm die Sekretariatsarbeit für die Organisation. Nachdem die Organisation ein Stück Land zur Verfügung erhalten hatte, wurde 1925 ein Gebäude errichtet, das 150 Personen Platz bot.1930 kam ein zweites Gebäude für 800 Menschen hinzu.
Neben ihrer karitativen Arbeit unterstützte sie ihren Bruder Sven, indem sie ihn zum Beispiel auf Vortragsreisen begleitete.
„Alma Hedin kümmerte sich um die Reiseroute und half auch Sven bei seinen intensiven Bemühungen, diese Reisen zu finanzieren. Sie verwaltete auch die Korrespondenz ihres Bruders, sowohl die Briefe, die er erhielt, als auch die, die er verschickte.“4)
Die beiden Geschwister waren politisch einer Meinung. Ihre Vorliebe galt der Monarchie und waren antiparlamentarisch eingestellt.
„Erstaunlicher ist ihre Unterstützung für Deutschland unter Adolf Hitler. Dies war in ihrem sozialen Umfeld nicht ungewöhnlich, aber niemand hatte den gleichen Zugang zu Hitler und anderen Nazi-Würdenträgern wie Sven und manchmal sogar Alma Hedin. Sven traf Hitler zum ersten Mal 1935 und dann noch einmal im Oktober 1939, als er und seine Schwester nach Berlin reisten, um für Finnland zu werben. Die Geschwister wurden auch in das Wohnhaus Carinhall von Hermann Göring eingeladen.
Nach dem Frieden von 1945 waren Alma Hedin und Sven einige der ganz wenigen Schweden, die sich von den scheidenden deutschen Vertretern verabschiedeten. Obwohl die Auswirkungen der Judenverfolgung unter Germanophilen Zweifel geweckt zu haben scheinen, haben sie sie jedoch nie dazu gebracht, ihre Unterstützung für Nazi-Deutschland vollständig aufzugeben. Das Konzept des Antisemitismus war anfangs kein Hauptaspekt im mentalen Rahmen der Geschwister, aber im Laufe der Zeit wurde es allmählich so.
Alma Hedin setzte ihre vor dem Krieg begonnene Sozialarbeit fort. Sie blieb im Vorstand von Blomsterfonden und war bis 1949 dessen unbestrittene Vorsitzende, dann trat sie im Alter von 73 Jahren in den Ruhestand. Alma Hedin vermachte die Hälfte ihres Vermögens der Sven Hedin Stiftung,“ 5) schreibt Torbjörn Nilsson in seiner Biografie über Alma Hedin.
Sven Hedins Werdegang
In Wikipedia heißt es über Sven Hedins Motivation und Werdegang: „Im Alter von 15 Jahren erlebte er in Stockholm die triumphale Rückkehr des Polarforschers Adolf Erik Nordenskiöld nach dessen erstmaliger Befahrung der Nordostpassage. Seitdem wollte er ein Entdeckungsreisender werden. Das Studium bei dem deutschen Geographen und Chinaforscher Ferdinand Freiherr von Richthofen weckte in ihm die Liebe zu Deutschland und bestärkte ihn in seinem Entschluss, Expeditionen nach Zentralasien zu unternehmen, um die letzten weißen Flecken von der Landkarte Asiens zu tilgen. Nach der Promotion, dem Erlernen zahlreicher Sprachen und Dialekte sowie nach zwei Reisen durch Persien befolgte er nicht den Rat Ferdinand von Richthofens, sein Geographiestudium fortzusetzen und sich mit den Methoden der geographischen Forschung vertraut zu machen; deshalb musste er später die Auswertung seiner Expeditionsergebnisse anderen Wissenschaftlern überlassen.
In drei waghalsigen Expeditionen zwischen 1894 und 1908 durch die Gebirge und die Wüstengebiete von Zentralasien kartierte und erforschte er die bis dahin unerforschten Gebiete von Chinesisch-Turkestan (jetzt Xinjiang) und Tibet. Bei seiner Rückkehr 1909 nach Stockholm wurde er so triumphal empfangen (…).
Mit seinen Expeditionsaufzeichnungen legte er die Grundlagen für eine genaue Karte Zentralasiens. Durch wissenschaftliche Dokumentationen und populäre Reisebücher mit eigenen Fotografien, Aquarellen und Zeichnungen, durch Abenteuerberichte für junge Leser und Vortragsreisen im Ausland wurde er weltweit bekannt.“ 6) Über Sven Hedins weitere Aktivitäten siehe in diesem angegebenen Wikipedia-Eintrag.