Brennerstraße
St. Georg (1824): nach den Branntweinherstellern, die hier ihre Brennereien hatten.
Die Bundesagentur für Arbeit beschreibt den heutigen Beruf des Brenners, der ebenso auch von einer Brennerin ausgeübt werden kann, wie folgt: „Brenner/innen stellen Rohspiritus und Trinkbranntwein her. Dafür maischen sie Obst, Getreide, Kartoffeln oder Melasse ein, lassen diese gären und destillieren daraus hochprozentigen Alkohol.
Brenner/in ist ein 3-jähriger anerkannter Ausbildungsberuf in Industrie und Landwirtschaft. Brenner/innen finden Beschäftigung in erster Linie in Brennereien. Darüber hinaus finden sie auch Beschäftigung bei Essigherstellern, in Brennereigenossenschaften, die Großhandel mit Spirituosen betreiben.“ 1)
„Erst im 15./16. Jahrhundert begann man in Deutschland Schnaps zu brennen, hier im Norden wurden diese alkoholischen Getränke hauptsächlich aus stärkemehlhaltigem Getreide hergestellt, zuvor wurden allein Bier und Wein getrunken. Zum Kornschnaps kamen im 19. Jahrhundert (…) Mecklenburg weitere hochprozentige Alkohole gebrannt aus Kartoffeln und Rüben hinzu. (…)
Die historische Technik der Kornbranntherstellung war dem Bierbrauen in einigen Grundzügen ähnlich. Zunächst wurde eine Maische benötigt, ein Kornschrot, das aus gemalztem und reinem Korn hergestellt wurde. Zum Malzen wurde das Korn einige Tage angefeuchtet, gewendet und an der Luft getrocknet und anschließend wie das rohe Korn grob geschrotet. Beide Anteile wurden nun unter Zusatz von Wasser und Hefe gemaischt, damit die Gärung eintreten konnte.
Diese Maische bzw. Würze wurde in eine Destillier- oder Maischblase (Kupferkessel) eingefüllt, nicht bis zum Rand damit sich die Masse ohne Auszulaufen erheben kann. Zur Beschleunigung des Destillationsprozesses konnte die Maische in einem Vorwärmer (Maischwärmer) vorher schon auf 60 Grad erwärmt werden. Unter starker Feuerung und großer Hitze kam die Maische bald zum Sieden. Kurz vor dem Siedepunkt wurde das Feuer heruntergefahren und auf die Blase der kupferne Helm oder Hut gesetzt. Die Dämpfe stiegen zum Hut auf und wurden durch ein kupfernes Röhrensystem mit Kühlung abgeleitet, damit sie sich als tropfende Flüssigkeit als Gemisch von Wasser und Alkohol niederschlug. Dieser noch zu wasserreiche Kornbranntwein hieß Läuter oder Lutter und wurde ein zweites Mal gebrannt. Was im Vorlauf durch die Kühlröhre floss war der stärkere Alkohol, der Nachlauf war geringer im Alkoholanteil.
Die größte Neuerung im 19. Jahrhundert brachte die Einführung des Dampfbrennapparats, der mit hoher technologischer Effektivität eine reichere Ausbeute ergab.
Der auf diese Weise erzeugte Branntwein war durchaus mit qualitativen Mängeln behaftet, er roch zuweilen stark nach dem Brennrohstoff: Getreide, Kartoffeln oder Rüben. Spezialisten nannten dieses Produkt schlichtweg Fusel, denn jeder Branntweinbrenner benutzte seine eigene Herstellungsmethode und zeitweise konnte sich auch jeder seinen Branntwein selbst herstellen. Was von behördlicher Seite jedoch auf den Hausbedarf eingeschränkt wurde. In einer qualitativ guten Branntweinbrennerei wurde die Maische deshalb mit etwas Eichenlohe oder gereinigtem Baumöl versetzt oder der Branntwein über Mandelkleie oder Kohlen abgeseigt. Allgemein anerkannt war das Filtrieren über Kohlen ein gutes Mittel zur Reinigung“,2) erläutert Hannelore Kun das Handwerk des Brenners.