Tasköprüstraße
Bahrenfeld (2014), Süleyman Tasköprü (4.5.1970 Afyon - 27.7.2001 Hamburg), Kaufmann. Opfer der rechtsextremen Terrorgruppe „NSU“ in Hamburg-Bahrenfeld.
Vorher war diese Straße ein Teil der Straße Kohlentwiete.
Süleyman Tasköprü kam am 4.5.1970 in der türkischen Stadt Afyon als erstes Kind des Ehepaares Hatice und Ali Tasköprü zur Welt. Kurz nach seiner Geburt gingen die Eltern als Gastarbeiter nach Hamburg. Süleyman blieb in der Türkei bei seiner Großmutter. 1978 besuchte er für einen Monat seine Eltern. Nachdem er die Grundschule in der Türkei abgeschlossen hatte, zog er 1980 nach Hamburg. Er besuchte hier die Realschule und anschließend das Wirtschaftsgymnasium. Nach dem Unterricht am Wirtschaftsgymnasium arbeitete er täglich zwei Stunden, um ein Taschengeld zu verdienen. Nachdem er das Wirtschaftsgymnasium absolviert hatte, begann er in verschiedenen Firmen zu arbeiten, zuletzt bei einer japanischen Firma. Sein Arbeitgeber schlug ihm vor, in Japan japanisch zu lernen. Aber Süleyman wollte nicht. Er wollte bei seinen Eltern bleiben. Süleymans Eltern besaßen einen Obst- und Gemüseladen in Hamburg-Bahrenfeld, in dem Süleyman und seine Geschwister ebenfalls tätig wurden. Nach seiner Heirat bekamen Süleyman und seine Frau am 10. Juni 1998 ihr erstes Kind und nannten das Mädchen Aylin. Drei Jahre später, am 27. Juli 2001, wurde Süleyman im eigenen Laden tot aufgefunden. Er war mit drei Kopfschüssen ermordet worden. Die Schüsse stammten aus zwei verschiedenen Schusswaffen, mit denen bereits mehrere Morde ausgeübt worden waren, so genannte Dönerladenbesitzerermordungen. Bei seiner Ermordung war Süleyman Tasköprü erst 31 Jahre alt und hinterließ seine Frau und die damals gerade drei Jahre alte Tochter. Über diese Mordserie gab es verschiedene spekulative Berichterstattungen. So vermutete die Presse, Auslöser der Morde sei eine „Frauengeschichte“ oder aber hinter den Morden verbergen sich Mafiaverbindungen. Da Süleyman mit derlei Kreisen überhaupt nichts zu tun hatte, erlebten seine Familienangehörigen durch solche Zeitungsberichte einen zweiten Schock. Süleymans Großmutter, bei der er seine Kindheit verbracht hatte, verstarb nach solch einer Berichterstattung an einem Herzinfarkt. Zehn Jahre nach seiner Ermordung stellten die Ermittler 2011 fest, dass Süleyman und die etwa zehn anderen Dönerladenbesitzer von Neonazis ermordet worden waren, und zwar von der rechtsextremistischen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Nach dieser Feststellung beschloss die Bezirksversammlung Altona am 30. Mai 2013, das in der Nähe des Tatortes, der Bahrenfelder Straße/Schützenstraße, liegende Teilstück der Kohlentwiete nach Süleyman Tasköprü zu benennen. Bei der Einweihung der Straße am Ende Juni 2014 erinnerten in einem Festakt: „nahezu alle Redner (…) daran, wie die Tötung des damals 31 Jahre alten, türkischstämmigen Kaufmanns das Leben seiner Familie aus den Angeln hob. Wie Angehörige wegen falscher Verdächtigungen gesellschaftlich geächtet wurden. Wie ihnen Hilfe und Trost versagt blieben. (…) Und wie die Ermittlungsbehörden jahrelang versagten und noch immer an der lückenlosen Aufklärung der Mordserie scheitern. (…)“, heißt es im Hamburger Abendblatt vom 27. Juli 2014 auf Seite 7. Die amtierende Kultursenatorin Barbara Kisseler begründete auf diesem Festakt die Straßenbenennung. „Die Tasköprüstraße soll Mahnung und Aufforderung sein, Verantwortung wahrzunehmen und für ein respektvolles und friedliches Zusammenleben einzutreten. Nur so könne Hamburg die weltoffene Stadt sein, die sich alle wünschen und in der alle Bürger sicher leben können“ (zitiert nach Hamburger Abendblatt, siehe oben). Süleyman Tasköprüs Eltern, Geschwister, seine Frau und das gemeinsame Kind leben in Hamburg Altona.
Text: Behcet Algan