Tauchnitzweg
Billstedt (1957): Bernhard Tauchnitz (25.8.1816 Schleinitz – 13.8.1895 Trattlau), Verleger.
Tauchnitz‘ Mutter hieß Johanna Wilhelmine, geb. Kees. Sie war die Tochter eines Professors der Rechte und dadurch eine „standesgemäße Partie“ für Tauchnitz‘ Vater gewesen, denn auch er, Dr. jur. Johann Christian Leberecht Tauchnitz, war Jurist gewesen.
In der Neuen Deutschen Biographie heißt es über Tauchnitz‘ Werdegang: „Vom 6. bis zum 12. Lebensjahr besuchte T. die renommierte Erziehungsanstalt für Knaben aus den höheren Ständen ‚Wackerbarths Ruh‘ (Langs Knabenschule) in der Nähe von Dresden. Er absolvierte eine buchhändlerische Ausbildung in der Kayserschen Buchhandlung in Leipzig und trat dann in die Firma seines Onkels Karl ein.
Gut ein Jahr nach dessen Tod 1836 gründete der 20jährige T. am 1. 2. 1837 eine ‚Buchdruckerei und Buchhandlung‘ unter dem Namen Bernhard Tauchnitz jun., seit 1852 Bernhard Tauchnitz. Dafür wie auch für seine Eheschließung war ihm vorzeitig die Volljährigkeit bescheinigt worden.“ 1)
Tauchnitz heiratete 1737 die damals 20-jährige Kaufmannstochter Henriette Morgenstern (1817-1896). Auf dem Grundstück seiner Schwiegereltern errichtete Tauchnitz seinen Verlag. Im Gegenzug dazu vermachte er seiner Frau in einem gegenseitigen Testament verschiedene Immobilien, so auch das Rittergut Trattlau. 2)
Lothar Poethe schreibt in der Neuen Deutschen Biographie über den weiteren Werdegang von Bernhard Tauchnitz: „Nach ersten Druckaufträgen für andere Verlage trat T. bald als Verleger in Erscheinung – mit rechtswissenschaftlicher und theol. Literatur, griech. und röm. Klassikerausgaben, Wörter- und Logarithmenhandbüchern wie z. B. Aemilius Ludwig Richters ‚Corpus juris canonici‘ (1839 ff.), der ‚Sammlung römischer und griechischer Classiker‘ und Heinrich Gottlieb Köhlers ‚Logarithmisch-trigometrisches Handbuch‘ (1847).
Am 1. 9. 1841 begann er mit der Herausgabe der ‚Collection of British Authors‘ (Tauchnitz-Edition) später erweitert zur ‚Collection of British and American Authors‘ als preiswerte und zuverlässige Taschenbuchausgabe englischsprachiger Schriftsteller zum Vertrieb außerhalb Großbritanniens, die bis zur Zerstörung der Firma 1943 eine Gesamtzahl von 5372 Titeln erreichte.“ 1) Im selben Jahr, als Tauchnitz mit der Herausgabe der „Collection“ begann, wurde er erstmals Vater.
„Für die Herstellung [dieser Bücher] bediente sich T. des Satzkosten sparenden Stereotypieverfahrens – 1883 mehr als 225 000 Platten –, das T. in der Firma seines Onkels Karl kennengelernt hatte. T. erwarb sich mit diesem verlegerischen Unternehmen im In- und Ausland anerkannte Verdienste um den internationalen Kulturtransfer und versorgte den Buchmarkt nicht nur in Deutschland mit englischsprachiger Literatur in ansprechender Form und großer Zahl. Die Bände der Collection fanden weite Verbreitung in den gebildeten höheren sozialen Schichten sowie in Gymnasial- und Leihbibliotheken auf dem gesamten Kontinent,“ 1) so Lothar Pöthe.
1845 wurde Tauchnitz zum zweiten Mal Vater.
Tauchnitz war nicht nur Verleger. Er kümmerte sich auch um das Urheberrecht in einer Zeit, als „der unautorisierte Nachdruck ohne Entschädigung der Autoren bzw. Originalverleger noch allgemein üblich war. Sein Beispiel floß in die internationalen Verhandlungen über die Urheberrechtsgesetzgebung mit ein, die schließlich zur Berner Konvention von 1886 führten.“ 1)