Thomasstraße
Bahrenfeld (1928 und 1945): Hermann Thomas (1865-1924), Stadtverordneter, Landtagsabgeordneter, Senator in Altona.
Benannt wurde die Thomasstraße 1909 nach Hermann Thomas: 1909 Stadtverordneter, 1918 unbesoldeter Senator, 1920 Landtagsabgeordneter. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurde die Straße umbenannt in Vinckestraße, nach Friedrich Vincke,“ SA-Mann, ums Leben gekommen am 17.10.1931, vermutlich bei politischen Auseinandersetzungen“. (Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).
Gleich nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde die Straße 1945 rückbenannt in Thomasstraße.
„Hermann Thomas, Sohn eines Feilenhauers, kam als 21-Jähriger nach Altona, wo er sich als Zigarrendreher sofort politisch betätigte. Zigarrendreher galten als politisch gebildet, weil in vielen Zigarrenfabriken Vorleser während der Arbeitszeit aus sozialistischen Schriften vorlasen. Thomas war selbst ein belesener Arbeiter, der sich nach Feierabend in Geschichte und Volkswirtschaftslehre weiterbildete. (…).
Mit seiner Biografie gehörte Thomas zum Altonaer ‚Arbeiteradel‘: zweimal, 1885 und 1901, war er wegen Majestätsbeleidigung und ‚geheimer Verbindungen‘ zu insgesamt eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt und nach der ersten Verurteilung zudem für vier Jahre ausgewiesen und so von seiner Familie getrennt worden.
1909 führte er die erste SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung an. (…)
Am 17. Juli 1918 wurde Thomas, auch mit bürgerlichen Stimmen, zum unbesoldeten Senator gewählt und erster Sozialdemokrat im Magistrat. Im November 1918 zog er in den Hamburger Arbeiter- und Soldatenrat ein, wo er in den Kommissionen für Sanitätswesen, Handel, Schifffahrt und Industrie tätig war. Er wandte sich unter anderem gegen die ‚bolschewistische Propaganda‘ der Roten Fahne (ehemals Hamburger Echo): ‚Und wenn wir da nicht einen Riegel vorschieben, werden wir verantwortlich dafür gemacht, für das, was entsteht.‘ 1920 wurde Hermann Thomas als Vertreter Altonas in den preußischen Landtag gewählt,“ 1) schreibt Holmer Stahncke in seiner Abhandlung „Altona und die Revolution 1918/19“.
In der Zeit, als Hermann Thomas ein Vertreter des Arbeiter- und Soldatenrates war, hatte sich am 19. November 1918 „der Hamburg-Altonaer Verein für Frauenstimmrecht schriftlich mit der Bitte an den Arbeiter- und Soldatenrat [gewandt], einen Frauenrat zu wählen, der Sitz und Stimme im Arbeiter- und Soldatenrat haben sollte. Der Rat riet den Frauen, eine Delegierte in die sozialpolitische Abteilung zu wählen. Der Verein wählte Marie Monheim Becker und der Rat versprach, sie zu den Sitzungen der sozialpolitischen Abteilung einzuladen – was aber nie geschah. Nachfragen des Vereins wurden nicht beantwortet. ‚Es ist dies tiefbedauerlich‘, schrieb der Verein. Wieder ohne eine Antwort zu erhalten.“ 2)