Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Bleickenallee

Ottensen (1950): Bleick Matthias Bleicken (21.11.1835 Keitum - 21.2.1900 Altona), Bürgermeister von Ottensen


Vorher hieß die Straße Treskowallee.

Matthias Bleicken war der Sohn von Maria Engelina Bleicken, geb. Boysen (1794-1887) und des Kapitäns Jens Bleicken (1783–1859).

Als Matthias Bleicken, der von Beruf Rechtsanwalt war, 1874 im Alter von 39 Jahren und als Vater eines fünfjährigen Kindes Bürgermeister von Ottensen wurde, war Ottenensen noch eine selbstständige Stadt.1)

M. Ewald schreibt über Matthias Bleicken: „Seine Beamtenlaufbahn begann B. 1865 – eine kurzfristige Tätigkeit als Bevollmächtigter des Herzogs Friedrich VIII. von Augustenburg war vorausgegangen – bei der Regierung in Schleswig. 1867 wurde er zum kommissarischen Hardesvogt in Flensburg ernannt, um dann in Bredstedt von 1868 bis1874 als Hardesvogt, Polizeianwalt und Ortsvorsteher zu amtieren.“ 2)

In dieser Zeit, 1868, heiratete der damals 35-Jährige die zehn Jahre jüngere Emilie Sophie, geb. Simonsen (26.9.1845 Jolde (Nordfriesland) – 21.7.1925 Hamburg). Das Paar bekam im Laufe der nächsten acht Jahre sieben Kinder, geboren: 1869, 1870, 1872, 1873, 1874, 1875, 1877, was der Karriere von Matthias Bleicken aber keinen Abbruch tat. Im Jahr, als er zum dritten Mal Vater geworden war, erfolgte 1874: „seine Wahl zum 1. Bürgermeister von Ottensen. Aus Gesundheitsgründen trat er 1885 von diesem Amt zurück; danach war er freiberuflich in Rendsburg und Altona bis zu seinem Tode beschäftigt. – B. widmete sich unermüdlich in Schrift und Wort den Fragen der sozialen Reform; insbesondere trat er für gesetzliche Regelungen im Sinne eines deutschen Ehe- und Familien-Volksrechts sowie auf dem Gebiete des Wohnungs-, Heimstätten- und Genossenschaftswesens ein, vor allem in großflächigen Stadtgemeinden. Er erhoffte sich davon eine befriedigende Lösung der Besitz-, Produktions- und Lebensverhältnisse für Arbeiter und damit einen Ausgleich der sozialen Spannungen. Einige seiner Ideen sah er verwirklicht: 1889 und 1890 erfolgte der von ihm beharrlich vorangetriebene Zusammenschluß der Städte Ottensen und Altona und einiger Randgemeinden zu einem Groß-Altona; nach 1890 bewirkte er die Gründung und Förderung von Bau- und Wohnungsgenossenschaften; (…).“ 2)

Detaillierter auf Bleickens politische Einstellung und Motivation geht Holmer Stahncke ein. Er schreibt über Bleickens politisches Agieren als Bürgermeister von Ottensen: „Als Kommunalpolitiker war Bleicken mit den sozialen Problemen einer sich ungeregelt entwickelnden Industriestadt konfrontiert. Er fürchtete, der unaufhaltsame Zustrom von Arbeitern werde die Stadt an ihre Grenzen bringen und die Arbeiterstadt sich in eine Proletarierstadt mit revolutionärem Potenzial verwandeln. Als Antriebskräfte für diese Entwicklung machte er den ungehemmten Kapitalismus und auf der politischen Seite den Liberalismus und die Sozialdemokratie aus, der die Arbeiterschaft geradezu in die Arme getrieben würde. Die Zuwanderung, so seine Überzeugung, sei nicht aufzuhalten, könne und müsse aber gestaltet werden. Damit begründete er sein Bemühen, eine Vereinigung von Ottensen und Altona und den umliegenden Landgemeinden zu erreichen. (…).“ 3) Eine Vereinigung von Ottensen und Altona trat erst 1889 ein.

Bleicken erhoffte sich von den konservativen Parteien eine Besserung der Lage der Arbeiterschaft. Er war der Auffassung, dass die „positive Förderung des Wohles der Arbeiter“ nur durch „‘die Festigung der sittlichen Elemente des christlichen Volkslebens‘“ 4) erreicht werden könne.

Bleicken war ein Gegner der Demokratie und kritisierte scharf – so Holmer Stancke – „die kommunalen Gremien in Ottensen, wo die ‚sogenannte Selbstverwaltung‘ von den ‚schlechten Auswüchsen und Überwucherungen des Kapitalismus‘ beherrscht werde. 1887 wurde Bleicken vom Landgericht in Kiel wegen öffentlicher Beleidigung der städtischen Kollegien in Ottensen zu einer Geldstrafe von 150 Mark respektive 15 Tagen Haft verurteilt.“ 5).