Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Werner-Otto-Straße

Bramfeld (2014): Prof. h. c. Werner Otto (13.8.1909 Seelow – 21.12.2011 Berlin), Unternehmer, Begründer des OTTO-Versandhauses, Wirtschaftspionier der Bundesrepublik Deutschland, Stifter und Förderer zahlreicher Projekte.


Vor der Benennung war diese Verkehrsfläche eine Teilstrecke der von der Lesserstraße zur Bramfelder Chaussee führenden bisherigen Wandsbeker Straße.

Im Wikipedia-Eintrag zu Werner Otto steht: „Werner Otto wurde als Sohn des Einzelhändlers Wilhelm Otto und dessen Frau Frieda geboren. Seine Mutter starb bereits kurz nach seiner Geburt. Er besuchte die Schule in Schwedt, später das Gymnasium in Prenzlau (Uckermark). Er musste das Gymnasium vor dem Abschluss verlassen, da sein Vater nach dem Konkurs seines Geschäftes das Schulgeld nicht mehr aufbringen konnte. Otto begann eine kaufmännische Lehre in Angermünde. Schließlich machte er sich als Einzelhandelskaufmann in Stettin selbständig.“ 1)

1930 wurde Werner Otto Mitglied der Partei „Schwarze Front“, die nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verboten wurde. Werner Otto blieb auch nach 1933 Mitglied der nun verbotenen Partei. 2) Die „Schwarze Front“ war eine im Juli 1930 von Dr. Otto Strasser, der einen linken Kurs innerhalb der NSDAP verfolgte und von Hitler ausgebootet worden und aus der NSDAP ausgetreten war, gegründete Kampfgemeinschaft revolutionärer Nationalsozialisten (KGRNS). Die „Schwarze Front“ schloss sich mit „sektiererischen Rechtsradikalen sowie enttäuschten Nationalsozialisten und Kommunisten“ 3) zusammen. „Konzipiert als Sammelbecken Völkisch-Konservativer mit sozialrevolutionären Vorstellungen auf den Gebieten der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, die in der Zeitschrift Solidarismus der S. formuliert wurden, erreichte das aufgrund der divergierenden politischen Ziele seiner führenden Köpfe und der umstrittenen Führerpersönlichkeit Otto Straßers von Anfang an von Zerfall bedrohte Konglomerat linker und rechter politischer Prägung nie mehr als 5000 Mitglieder, obwohl ähnliche politische Ansätze auch in der SA und der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) noch bis 1934 zu finden waren. Im Februar 1933 wurde die S. in Deutschland verboten und fristete nach Verhaftungswellen 1933-1945 im Untergrund ein Schattendasein, von dem ständig mit Geldnot und Konkurrenten in den eigenen Reihen kämpfenden Otto Straßer bis 1938 von Prag aus wenig effektiv gesteuert. (…) 1945 löste Straßer die S. offiziell auf. In der Propaganda des dritten Reiches wurde sie lange Zeit als gefährliche Terrortruppe der rechten Opposition dargestellt.“ 3)

1936 wurde Werner Otto wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu 2 ½ Jahren Zuchthaus verurteilt. 4) So steht es in dem von Werner Otto ausgefüllten Entnazifizierungsfragen. In Wikipedia und auch in anderer Sekundärliteratur wird die Verurteilung auf das Jahr 1934 datiert. Zur Begründung, warum Werner Otto verhaftet wurde, heißt es in Wikipedia: „Wegen Verbreitung von Flugblättern für den NS-Ideologen und Hitler-Gegner Otto Strasser wurde Otto 1934 zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt, die er im Strafgefängnis Plötzensee verbüßte. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung waren neben den Flugblättern auch zwei Manuskripte noch unveröffentlichter zeitkritischer Romane beschlagnahmt worden, die bis heute nicht wiedergefunden werden konnten.“ 5)

In seinem Entnazifizierungsfragebogen gibt Werner Otto seine beruflichen Tätigkeiten während der NS-Zeit wie folgt an: 1930 bis 1934: selbstständiger Kaufman; 1933 bis 1936: Versicherungsinspektor bei der Deutschen Beamten-Versicherung. Entlassung wegen politischer Verteilung. 1938: Vertretung in einem Zigarrengeschäft, 1940 bis 1944 selbstständiger Kaufmann „Independent merchandt in shoes“. 6)

„1939 heiratete er seine erste Ehefrau Eva, geborene Haffner, und siedelte mit ihr [nach] (…) Kulm an der Weichsel über und eröffnete dort ein Schuhgeschäft. 1941 wurde die gemeinsame Tochter Ingvild geboren, zwei Jahre später kam Sohn Michael zur Welt. Erst kurz vor Kriegsende wurde er zur Wehrmacht einberufen.“ 7) Werner Otto wurde 1940 wegen Wehrunwürdigkeit vom Militärdienst zurückgestellt, so steht es in seinem Entnazifizierungsfragebogen. Von 1942 bis 1944 war er als Soldat in Thorn im Rang eines Obergefreiten in der Wehrmacht eingesetzt. 8) „Seine Ehefrau Eva führte die Geschäfte alleine weiter. Das Kriegsende erlebte Otto mit einer Kopfverletzung in einem Lazarett.

Als mittelloser Flüchtling kam Otto mit Frau und zwei Kindern nach dem Krieg nach Hamburg, wo er eine Schuhfabrikation gründete. 1948 ließ er sich scheiden. Nachdem er mit seinem Unternehmen Konkurs anmeldete, eröffnete er mit 6.000 Mark Startkapital und drei Mitarbeitern 1949 in Hamburg-Schnelsen einen Versandhandel für Schuhe. Hieraus entwickelte sich der Otto-Versand, eine der größten Versandhandelsgruppen der Welt (…). 1952 heiratete er Jutta Becker, und 1957 kam sein zweitältester Sohn Frank als einziges Kind aus der zweiten Ehe zur Welt.

Seine dritte Ehefrau Maren hat in den 60er-Jahren Werner Ottos jüngste Kinder Katharina und Alexander zur Welt gebracht. Katharina ist Filmemacherin in New York, Alexander bekam vom Vater die Immobilienfirma ECE anvertraut.

1965 gründete Werner Otto die ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG; wirtschaftlich und personell unabhängig von der Firma Otto. (…) Anfang der 1960er Jahre erstreckte Werner Otto seine Aktivitäten im Immobilienbereich auf Nordamerika. Im kanadischen Toronto begann er die Sagitta Group aufzubauen. (…)
Im Alter von über 60 Jahren begann Werner Otto ab 1973 mit dem Aufbau einer US-amerikanischen Immobiliengruppe, der Paramount Group in New York. (…)

Einen Teil seines Vermögens verwendete Otto für soziale Zwecke, insbesondere für Stiftungen oder Einrichtungen, die seitdem seinen Namen tragen, sowie für politische Spenden.“ 9)