Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Wilhelm-Osterhold-Stieg

Bergedorf/Allermöhe (1995): Wilhelm Osterhold (10.8.1891 Velbert/Rheinland - 25.7.1971 Hamburg), Buchdrucker, Redakteur, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus in Bergedorf. Bürgerschaftsabgeordneter 1946-1949 und 1953 (SPD), Geschäftsführer des deutschen Freidenkerverbandes, Geschäftsführer mehrerer Lichtspielhäuser (Kinos).


Wilhelm Osterhold wuchs in einer Arbeiterfamilie auf erlernte nach dem Besuch der Volksschule den Beruf des Buchdruckers. 1910 wurde Osterhold Mitglied des Buchdrucker- Verbandes, drei Jahre später erfolgte der Eintritt in die SPD. 1921 zog Osterhold von Bad Oldesloe, wo die Familie sieben Jahre gelebt hatte, nach Bergedorf. Hier arbeitete er zunächst drei Jahre in seinem Beruf in der Druckerei des Bergedorf-Sander Volksblattes, bis er ab 1924 die Stellung eines Redakteurs bekleidete. 1928 übernahm er die Geschäftsführung des Deutschen Freidenker-Verbandes für den Bereich Nordwestdeutschland. Mit dem Verbot des Verbandes durch die Nationalsozialisten 1933 wurde Osterhold arbeitslos. Die Nationalsozialisten verhafteten ihn erstmals im März 1933 und sperrten ihn für drei Wochen ins KZ Fuhlsbüttel. Im Herbst 1933 wurde er erneut für vier Wochen in Haft genommen. Nach seiner Freilassung nahm Osterhold sofort die Widerstandsarbeit gegen die Nationalsozialisten auf. Er brachte Druckschriften in Umlauf, die er von emigrierten Genossen aus Kopenhagen und Prag erhalten hatte. Die Broschüren trugen unverfängliche Titel wie „Schopenhauer und die Religion“ oder „Platons Gastmahl“, ihr Inhalt informierte jedoch über die Machenschaften des NS-Regimes. Zum 1. Mai 1935 stellten Osterhold und andere Genossen Flugblätter her, in denen laut späterer Urteilsbegründung des Hanseatischen Oberlandesgerichtes zu einem "gewaltmäßigen Vorgehen“ aufgerufen wurde. Wenige Tage nach dieser Aktion entdeckte die Gestapo Osterholds illegale Aktivitäten und verhaftete die gesamte Familie. Während sein Sohn Wilhelm noch am selben Tag wieder freigelassen wurde, blieben seine Tochter Maria 19 Tage und seine Frau Anna [geb. 1896] sogar sieben Wochen in Haft. Gegen Osterhold selbst und andere Widerständler erhob die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Vorbereitung zum Hochverrat. Der Prozess endete mit einer Verurteilung zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus, die Osterhold in Fuhlsbüttel absaß. Nach der Haftentlassung musste er sich regelmäßig bei der Gestapo melden.

1941 ging Osterhold nach Norwegen, um bis 1945 bei einer Baufirma zu arbeiten. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft kehrte er nach Bergedorf zurück und übernahm zunächst die Geschäftsführung des Kinos Hansa-Theater, später auch anderer Spielstätten. Von 1946 bis 1949 und 1953 gehörte Osterhold der Hamburgischen Bürgerschaft an.

Text: Christel Oldenburg

Wilhelm Osterhold war verheiratet und wurde 1914 und 1917 Vater. Am 3. Mai 1935 wurde nicht nur er, sondern auch seine Ehefrau Anna sowie seine Tochter und sein Sohn in der Wohnung in der heutigen August-Bebel-Straße 73 von der Gestapo verhaftet. Der Sohn wurde am 5. Mai und die Tochter am 8. Mai wieder aus der Haft entlassen.

In der Zeit der Haft von Willi Osterhold: „war die Familie auf die Wohlfahrt angewiesen. Anders als bei den Kommunisten, die sich gegenseitig und über die illegale Rote Hilfe unterstützten, gab es von Seiten der SPD keine Hilfe. ‚Nur ein paar Kommunisten oder Freidenker kamen mal vorbei und steckten meiner Mutter etwas Geld zu.“ 1)

Als Willi Osterhold nach seiner Entlassung aus der Haft im November 1937 seine illegale Widerstandstätigkeit wieder aufnahm, lebte die Familie „wegen der illegalen Tätigkeit ständig in Angst, so dass die Tochter Maria schon mal die Flugblätter verbrannte, damit die Gestapo bei einer eventuellen Hausdurchsuchung nichts fand.“ 2)