Willi-Bartels-Treppe
St. Pauli (2010): Wilhelm Bartels (13.12.1914 Harlingerode/Bad Harzburg – 5.11.2007 Hamburg), Unternehmer, Immobilienbesitzer, Mitglied der Interessengemeinschaft St. Pauli, Ehrenpräsident des St. Pauli Museums.
Wilhelm „Willi“ Bartels kam als 13-Jähriger mit seinen Eltern und seiner Schwester aus dem Harz nach Hamburg-St.-Pauli. Sein Vater Hermann war Schlachter. Auch er selbst erlernte zunächst das Fleischerhandwerk, anschließend absolvierte er eine Ausbildung als Hotelkaufmann im Hotel Kaiserhof. 1929 kaufte sein Vater an der Großen Freiheit auf St. Pauli die Lokale „Bikini“, „Tanzpalast“ und „Jungmühle“ sowie das schon damals legendäre „Hippodrom“. 1937 übernahm Willi Bartels von seinem Vater den Tanzpalast, außerdem wurde er Geschäftsführer der „Jungmühle“.1) Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Soldat verwundet.2) Nach dem Krieg kaufte er mehr und mehr Immobilien auf St. Pauli – vor allem Wohnungen, Häuser, Geschäfte und Hotels. Im Lokal „Hippodrom“ ließ er ab 1949 auf nur 10 Metern Durchmesser acht Zuchtpferde laufen und Bier trinken.3) 1967 sorgte er für Schlagzeilen, als er an der Reeperbahn ein Großbordell namens „Eros Center“ eröffnete, in dem rund 250 Prostituierte rund um die Uhr arbeiteten. Der damalige Hamburger SPD-Senat unterstützte die Eröffnung, um die „Belästigung“ der Passanten durch die Sexarbeiterinnen einzudämmen.4) Der Hamburger Fotograf und St.-Pauli-Chronist Günter Zint bezeichnete Bartels 1982 in seinem Buch „Die weiße Taube“ als „Großkapitalist“ und „Bordellkasernenbauer“5), Kiezlegende Karl-Heinz „Kalle“ Schwensen sagte nach Bartels Tod über ihn: „Keiner hat St. Pauli so geprägt wie Willi. Er war ein echtes Original, ein Macher.“.6) Die „Die Linke“-Politikerin Christine Detamble-Voss aus St. Pauli hielt Bartel einen Führungsstil nach Gutsherrenart vor, der „mit Demokratie, Rechtsanspruch und Mitbestimmung“ nichts zu tun hätte.7)
Im Lauf der Jahre wuchs Bartels Immobilienimperium auf St. Pauli weiter, unter anderem durch das „Schmidts Tivoli“, das Hotel „Hafen Hamburg“ und das „Empire Riverside Hote“ auf dem Gelände der ehemaligen Bavaria-Brauerei. Bartels war Mitglied des Wirtschaftsverbandes Interessengemeinschaft St. Pauli (heute Interessengemeinschaft St. Pauli und Hafenmeile e.V.) sowie Ehrenpräsident des Sankt-Pauli-Museums. Er war berühmt für seinen Humor und sein Lieblingsgetränk „GabiKo“, „Ganz billiger Korn“.8) Sein Grab befindet sich auf dem Nienstedtener Friedhof.9)
1943 heiratete Bartels seine Frau Gisela, eine ehemalige Tänzerin im „Trichter“, auf St. Pauli. Seine Tochter Barbara wurde noch im selben Jahr geboren, im Jahr 1946 folgte Sohn Michael.
Text: Frauke Steinhäuser