Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Gärtnerstraße

Hoheluft-West (1864): nach dem Beruf der dort Wohnenden.


Siehe auch: Gärtnerweg

„Vom Beruf des Erwerbsgärtners ist erstmals im Mittelalter die Rede. In Gärtnerzünften organisierte sich der Berufsstand und bildete den Nachwuchs aus. Im 18. Jahrhundert beschäftigten viele Adelige Hofgärtner, die die Wünsche ihrer gartenbegeisterten Dienstherr:innen umsetzten. Im Laufe der Zeit professionalisierte und spezialisierte sich der Beruf immer weiter. Wer sich heute für die Gärtner:innenausbildung entscheidet, kann zwischen sieben verschiedenen Fachrichtungen wählen“, heißt es auf www.gabot.de/ansicht/gaertner-ein-beruf-mit-geschichte-418275.html

Harald Bischoff und Joachim Schaier schreiben zur historischen Entwicklung des Berufsstands der Gärtner und Gärtnerin: „Die Frage, seit wann überhaupt vom berufsmäßigen Gärtner gesprochen werden kann, wird von Angehörigen des Berufsstandes und von Gartenfreunden immer wieder gestellt. (…) Taucht man in die spannende Geschichte dieser Profession ein und durchleuchtet die Jahrhunderte, entdeckt man Erstaunliches und Interessantes. (…). Seit dem 16. Jahrhundert sind bereits vereinzelt Erwerbsgärtner namentlich feststellbar. Im 18. Jahrhundert gibt es in verschiedenen Regionen verstärkt Gründungen von Erwerbsgärtnereien. Bald schon wurden Stimmen laut, die Gärtnerausbildung zu verbessern und zu vertiefen, um sie den höheren Anforderungen der Zeit anzupassen. Neben dem Erwerbsgärtner wirkte etwa seit 1650 bis 1918 in herrschaftlichen Gärten und Parks die ‚Gärtnerelite‘ der sog. ‚Hofgärtner‘. Sie trugen mit ihren vielseitigen und teilweise sehr speziellen Aufgaben zum Knowhow des Gärtnerberufs wesentlich bei. Im 19. Jahrhundert nahm der Gartenbau besonders seit der zweiten Hälfte unerhörten Aufschwung. Die nun zahlreich gegründeten und teilweise großen Gärtnereibetriebe bildeten ihren Nachwuchs selber aus. Die Anforderungen an den Beruf stiegen. In den überwiegend Mehrspartenbetrieben wurden zunehmend Spezialisten benötigt. Neu gegründete Fachschulen für Obst- und Gartenbau ermöglichten ein vertieftes Studium. Seit den 1920er Jahren konnten Gesellen ihren Gärtnermeister machen. (…).“ 1)

Chantal Louis verfasste für die Zeitschrift EMMA einen Artikel über Frauen als Gärtnerinnen und stellte fest, dass Frauen seit jeher als Gärtnerinnen tätig waren, zwar nicht als Berufsgärtnerinnen, sondern um im Hausgarten Nahrung anzupflanzen. Berufsgärtnerinnen kamen erst im 19. Jahrhundert auf, bis dahin hatten nur Männer diese Tätigkeit als Beruf ausgeübt, obwohl es immer wieder Frauen gab, die ihr gärtnerisches Wissen in Büchern veröffentlichten - wie z. B. die englische Schriftstellerin und Gartenexpertin Jane Loudon. „Loudon, eigentlich Autorin von Romanen unter männlichem Pseudonym, hatte sich ihr botanisches Wissen an der Seite ihres Mannes erworben, eines Garten-Journalisten. Dessen Werke verstiegen sich für Loudons Geschmack allerdings allzu häufig in technische Fachsimpeleien wie der Funktionsweise von Dampfpflügen oder Faltdächer für Gewächshäuser. Janes praktisch-poetische Gartenfibel stieß, wie auch ihr ‚Lady’s Magazine of Gardening‘, bei den gärtnernden Ladys auf großen Zuspruch: Ihre Gartenbücher wurden Bestseller. Nicht zuletzt deshalb, weil Lady Loudon sich weigerte, Frauenhände für ‚zu klein und delikat geformt‘ für gröbere Gartenarbeiten zu befinden. So empfahl sie ihren Geschlechtsgenossinnen zum Umgraben einen scharfen Spaten und eine Metallplatte, die man mit Hilfe eines Lederriemens unter der Schuhsohle befestigen konnte“, 2) schreibt Chantal Louis und berichtet, dass in dem 1885 als reine Jungenschule gegründeten Garten-College in Swanley, „Mädchen schon bald in der Mehrheit sind. 1902 wird Swanley schließlich zum reinen Frauencollege erklärt. (…).“ 2)

Die Gründerin der ersten britischen Gartenbauschule für Mädchen war Gräfin von Warwick. „1898 eröffnet ihr ‚Studley College for Women‘ in Warwickshire, das jährlich 100 Elevinnen aufnimmt. Auf dem Lehrplan: Gartenbau und Landwirtschaft, Bienen- und Geflügelzucht. Lehrmittel: ein heruntergekommenes Landgut und moderne Laboratorien. Ein Jahr später bringt die Gräfin, die über beste Kontakte in Adel und Politik verfügt, die Women’s Agricultural Times heraus. In ihrer Zeitschrift druckt sie nicht nur aufrührerische Artikel über die Ideen der Emanzipationsbewegung, sondern auch Stellenanzeigen für die Absolventinnen ihrer Gartenschule. (…).“ 2)
Und in Deutschland? Chantal Louis schreibt, dass „die erste bedeutende Gartenbauschule in Berlin von einer Frau gegründet [wurde]: Elvira Castner .(…) 1894 gründet sie eine Obst- und Gartenbauschule für Mädchen.
Drei Jahre zuvor hatte Hedwig Heyl in Charlottenburg die erste deutsche Frauen-Gartenschule eröffnet. Allerdings schwebte der Anhängerin des gemäßigten Flügels der Frauenbewegung weniger eine Berufsausbildung für ihre weiblichen Schützlinge vor. Vielmehr betrachtete Heyl, die 1884 bereits eine Koch- und Haushaltungsschule gegründet hatte, die Gartenarbeit als eine Art verlängerte Haushaltstätigkeit, die es zu professionalisieren galt. (…).“ 2)

Lange Zeit mussten die professionell ausgebildeten Gärtnerinnen um Anerkennung in ihrem Beruf kämpfen – waren sie doch Konkurrenz zu den Männern und wurden deshalb von solchen auch oft lächerlich gemacht. „Doch die Gärtnerinnen halten dagegen“, so Chantal Louis. „1904 gründen Schülerinnen der Marienfelder Gartenbauschule den ‚Gärtnerinnenverein Flora‘. ‚Der Verein bezweckt, einen Zusammenhang herzustellen zur Hebung und Förderung des Berufes‘, erklären sie in ihrem Gründungs-Flugblatt“, 2) was sie u. a. dadurch erreichen wollten, indem sie „eine Stellenvermittlung ein[richteten], (…) ‚die es erstrebt, für die Leistungen der Mitglieder entsprechende Gehälter zu erreichen‘, denn natürlich werden weibliche Gärtner erheblich schlechter bezahlt als männliche. Eine Hilfskasse sowie ‚mündliche und schriftliche Aufklärungsarbeit‘ sollen ebenfalls dazu beitragen, die Position der Profi-Gärtnerin zu verbessern. 1912 hat der "Gärtnerinnenverein Flora" 275 Mitglieder, 1920 sind es in zehn Ortsgruppen schon über tausend. (…). 1913 verzeichnet das Buch ‚Der Gärtnerinnenberuf‘ sechs Frauenschulen sowie 29 Lehr- und Fortbildungsbetriebe, die auch Frauen als Auszubildende aufnehmen. 1921 sind es schon 16 Frauenschulen und 47 Lehr- und Fortbildungsbetriebe.“ 2)

Heute soll der Anteil der Frauen in der Landschaftsgärtnerei bei 20% liegen (Zahl aus dem Jahr 2022). 3)