Schmiedestraße
Altstadt (seit 13. Jhd.,): nach den Schmieden, die dort lebten.
In „planet wissen“ heißt es über das Handwerk des Schmiedes: „Die Verarbeitung von Metallen war von Anfang an Spezialisten vorbehalten. Das Geheimnis der Metallproduktion wurde gewahrt und über Generationen in Familien weitergegeben. So dürften die Schmiede wohl zu den Handwerkern gehören, die als erste hauptberuflich tätig waren.
Ab dem Mittelalter spezialisierten sich die Schmiede stärker. Waffenschmiede, Messer- und Nagelschmiede waren nur einige der Spezialisten des sich immer weiter verästelnden Berufszweiges.
Dagegen gehörte der Dorfschmied bis ins 20. Jahrhundert hinein zu jedem Dorf dazu. Ein Alleskönner, der von Werkzeugen bis zu den Ackergeräten alle benötigten Metallgegenstände herstellte und auch für den Hufbeschlag zuständig war.“ 1)
Das Museum Geiserschmied hat sich auch mit dem Thema Frauen im Schmiedehandwerk beschäftigt. So heißt es dort: „Das Metallgewerbe war aufgrund seiner schweren, kräftezehrenden Handarbeit für Frauen kaum geeignet. Im Schmiedehandwerk gab es deshalb – zumindest offiziell – keine reguläre Frauenarbeit. Hauptaufgabe der Schmiedefrauen war es Haus, Hof, Garten und Feld zu bewirtschaften. Denn bei der Schmiedewerkstatt handelte es sich nicht um einen reinen Handwerksbetrieb. Vielmehr wurde zur Sicherung des Unterhalts im Nebenerwerb auch Landwirtschaft betrieben. Die Ehefrauen trugen die Verantwortung für alle Arbeiten, die neben der Schmiede anfielen. Für einen großen Haushalt war dies keine leichte Aufgabe. (…).
Neben der Landwirtschaft hatte die Frau auch die Lehrlinge und Gesellen des Mannes zu betreuen. Sie hatte für eine ausreichende Verköstigung und eine angemessene Schlafgelegenheit zu sorgen sowie deren Kleidung instand zu halten. Begann die tägliche Arbeitszeit für die Männer des Hauses, also für die Schmiedegehilfen und den Meister meist mit Tagesanbruch, so mussten die Frauen – die Hausfrau und die Töchter – noch früher mit ihrem Tagewerk beginnen. Noch bevor sie das Frühstück gegen fünf Uhr richteten, musste das Vieh gemolken und gefüttert werden. Die tägliche Arbeit lief ohne besondere Pausen ab. Üblicherweise war viermal täglich Essen zuzubereiten. In den Zeiten dazwischen wurden die Kinder betreut und die Wäsche gemacht. Nicht selten halfen die Ehefrauen und Kinder dem Schmied bei der Buchführung und beim Schreiben der Rechnungen oder brachten mit dem Handkarren die Schmiedewaren zum Verkauf auf den Markt (…). Da die mithelfenden Familienangehörigen keine Bezahlung erhielten, waren sie billige Arbeitskräfte und boten dem Handwerksmeister somit Wettbewerbsvorteile.
Unter bestimmten Umständen war es erforderlich, dass auch die Frauen in der Schmiedewerkstatt mithalfen oder den Schmiedebetrieb alleine aufrecht erhielten. So führte Johanna Geiser nach dem frühen Tod ihres Mannes 1877 ein Jahr die Schmiede alleine. Der Geselle Karl Lohne ersetzte den Meister, produzierte weiter und heiratete nach dem Trauerjahr die Witwe Johanna Geiser. (…).“ 2)
Die Historikerin Dr. Katharina Simon-Muscheid hat einen genauen Blick auf die Tätigkeiten in einer Schmiede geworfen und dabei festgestellt, dass hier durchaus auch Frauen tätig waren. So schreibt sie: „Das Schmiedehandwerk galt als ausgesprochen männliches Handwerk, nicht nur wegen der erforderlichen physischen Kraft, wie ein verkürzter ‚rationalistischer‘ Interpretationsansatz nahe legen könnte, sondern ebenso wegen seiner mythisch überhöhten Tätigkeit; man glaubte sogar, die Anwesenheit einer Frau in der Schmiede würde das Gelingen des Schmelzprozesses verhindern. Diese Vorstellungen verunmöglichte es Frauen, Arbeitsrolle und Funktion des Schmieds einzunehmen.“ 3)
Doch „Verordnungen und Verbote belegen die Verbreitung von Frauenarbeit in den Metall verarbeitenden Handwerken, wobei die so genannten ‚niederen Arbeiten‘ den Frauen übertragen wurden, während die Gesellen den Kernbereich des Schmiedehandwerks sowie die zugehörigen prestigereichen Arbeitsgeräte (Hammer, Amboss, Blasebalg) in ihr Konzept von Handwerksehre integrierten und gegen die ‚Usurpation‘ durch Meisterfrauen, Meistertöchter und vor allem
Hausmägde verteidigten.“ 4)