Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Seilerstraße

St. Pauli (1886): nach den Seilern (Reepern). Siehe auch Reeperbahn. Die Seiler benötigten für ihr Gewerbe viel Platz und mussten deshalb die Gegend um den Eichholz in der Hamburger Neustadt verlassen, weil es dort zu eng für dieses Gewerbe geworden war. Sie siedelten sich deshalb in der Hamburger Vorstadt, am Hamburger Berg (St. Pauli) an.


Siehe auch: Kleine Seilerstraße

Das Handwerk des Seilers wird auch Reepschläger genannt und ist in Hamburg seit 1265 belegt. Seile, Taue, Schnüre, Stricke wurden in der Schifffahrt, der Fischerei, im Baugewerbe und in der Landwirtschaft benötig.
Ernst Bock beschreibt dieses Handwerk wie folgt: „Die Reepe oder Reepschlägerei, die Arbeitsstätte des Seilers, liegt gewöhnlich am Rande des Dorfes, da er viel Platz nötig hat. Da liegt zunächst die erforderliche freie Bahn, die Seiler- oder Reepbahn. Sie ist gegen Wind und Regen geschützt und wohl 30 Meter lang, aber kaum 1 Meter breit. Die Seilerwaren bestehen in Bindfäden, Schnüren, Seilen, Stricken und Tauen. (…)

Um seine Erzeugnisse herzustellen, muß er zweierlei Arbeiten ausführen; er muß spinnen und zwirnen. Hierzu hat er zwei Gestelle zur Aufnahme der Spindeln und eins zum Halten eines Rades nötig. Vor Beginn der Arbeit bindet sich der Spinner den Flachs um seinen Lein, damit dieser nicht durcheinander kommt und sich leicht abwickelt. Nun beginnt das Spinnen. Der Seiler zieht einen gehörigen Faserbüschel aus seinem Vorrat heraus, hängt diesen mittels einer Oese in einen der Haken des Rades und schreitet darauf langsam und sorgfältig rückwärts, wobei sich neue Fasern zum weiteren Verbrauch herausziehen. Mit beiden Händen ist er unabläsig beschäftigt; denn während die linke Hand den Spinnfaden verfolgt, hält die rechte Hand den Spinnlappen, den gesponnenen Faden damit zu glätten. Zu gleicher Zeit geschieht das Drehen oder Zwirnen der Fäden. Es wird mit dem Seilerrade ausgeführt. Das Rad ist in ein festes Gestell eingebaut und kann von einer Hilfskraft durch eine Kurbel oder durch eine um Rollen geschlungene Schnur von dem Spinner in Bewegung versetzt werden. Die zum Seilen nötigen Spindeln sind am oberen Teile der Ständer drehbar befestigt. Es sind ihrer meistens vier, welche Häkchen zur Aufnahme der Fäden haben. Sie werden durch eine Schnur ohne End oder durch Zahnräder und dergleichen in Umlauf gebracht. (…)“ 1)