Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Wilhelm-Busch-Weg

Eißendorf (1950): Wilhelm Busch (14.4.1832 Wiedensahl -9.1.1908 Mechtshausen), Maler, Zeichner.


Vor 1950 hieß die Straße Heimweg. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Wilhelm-Busch-Weg (Motivgruppe: Großdeutschland Länder, Orte, Flüsse und Berge in Österreich, Helden und Opfer der Bewegung und des volksdeutschen Gedankens in Österreich; Sudeten- und Karpatendeutschtum, Industrielle und Industrie. Sächsische Herrschergeschlechter. Harburger Persönlichkeiten, Flurnamen) umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Heimweg. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

Im Wikipedia Eintrag zu Wilhelm Busch steht einleitend zusammenfassend über sein Leben: „Schon seit den 1870er Jahren in ganz Deutschland berühmt, galt er bei seinem Tod dank seiner äußerst volkstümlichen Bildergeschichten als ‚Klassiker des deutschen Humors‘. Als Pionier des Comics schuf er u. a. Max und Moritz, Flipps, der Affe, Die fromme Helene, Plisch und Plum, Hans Huckebein, die Knopp-Trilogie und weitere, bis heute populäre Werke. Oft griff er darin satirisch die Eigenschaften bestimmter Typen oder Gesellschaftsgruppen auf, etwa die Selbstzufriedenheit und Doppelmoral des Spießertums oder die Frömmelei von Geistlichen und Laien. (…)

Er betrachtete sie zu Beginn nur als Broterwerb, mit dem er nach einem abgebrochenen Kunststudium und jahrelanger finanzieller Abhängigkeit von den Eltern seine drückende wirtschaftliche Situation aufbessern konnte. (…).“ 1)

Wilhelm Busch war der Sohn von Henriette Kleine und Friedrich Wilhelm Busch und hatte noch 12 Geschwister.

„Im Herbst 1841, nach der Geburt des Bruders Otto, wurde der nunmehr neunjährige Wilhelm Busch seinem Onkel mütterlicherseits, dem 35-jährigen Pfarrer Georg Kleine in Ebergötzen, zur Erziehung anvertraut. Ein Grund dafür war wohl, neben der räumlichen Enge im kinderreichen Elternhaus, auch der Wunsch des Vaters, seinem Sohn eine bessere Erziehung zu verschaffen, als sie die Wiedensahler Dorfschule zu bieten vermochte, (…). Tatsächlich erwies sich Georg Kleine als ein verantwortungsbewusster und fürsorglicher Onkel, bei dem Wilhelm Busch in den Jahren seiner Erfolglosigkeit immer wieder Zuflucht fand (…).“ 2)

Ab seinem 16. Lebensjahr studierte Wilhelm Busch Maschinenbau am Polytechnikum Hannover. „Wenige Monate vor Abschluss des Studiums konfrontierte er die Eltern mit dem Wunsch, an die Kunstakademie Düsseldorf zu wechseln. Nach dem Bericht von Buschs Neffen Hermann Nöldeke war es vor allem die Mutter, bei der er Unterstützung fand,“ 3) heißt es in Wikipedia.

Nachdem schließlich auch Buschs Vater die Erlaubnis für ein Kunststudium gegeben hatte, ging Wilhelm Busch 1851 nach Düsseldorf an die Kunstakademie. „Zu seiner Enttäuschung wurde der 19-jährige dort nicht zur Klasse der fortgeschritteneren Studenten zugelassen, sondern kam nur in vorbereitende Klassen, (…). Obwohl die Eltern Studiengebühren für ein Jahr bezahlt hatten, blieb Wilhelm Busch dem Unterricht bald zunehmend fern.“ 4)

Im Frühjahr 1852 ging Busch nach Antwerpen. „Der Aufenthalt in Antwerpen war für seine Entwicklung vor allem durch das erste Erlebnis der großen altholländischen Malerei von entscheidender Bedeutung.“ 5)

Wilhelm Busch erkrankte in Antwerpen an Thyphus. Nach überstandener Krankheit kehrte er nach Wiedensahl zurück.

Nachdem Busch völlig genesen war, wollte er nach München zum Kunststudium, was sein Vater nicht guthieß und ihm nur noch einmal finanziell unter die Arme griff.

„Die Erwartungen, die Wilhelm Busch an das Kunststudium in München geknüpft hatte, wurden nicht erfüllt. Vier Jahre lang ließ sich Busch scheinbar planlos treiben. Er kehrte zwar immer wieder zu seinem Onkel nach Lüthorst zurück, hatte aber den Kontakt zu den Eltern abgebrochen. Seine Situation erschien ihm so perspektivlos, dass er in den Jahren 1857 und 1858 erwog, nach Brasilien auszuwandern, um dort Bienen zu züchten.“ 6)

Als Kaspar Braun, der die satirischen Zeitungen Münchener Bilderbogen und Fliegende Blätter verlegte, ihm eine freie Mitarbeit anbot, nahm Busch an und war für diese Zeitungen zwischen 1859 und 1871 tätig. Dadurch wurde er finanziell unabhängig.

Doch bevor er finanziell auf eigenen Füßen stehen konnte, hatte er sich in die 17-jährige Kaufmannstochter Anna Richter verliebt. Die Beziehung scheiterte 1862, weil Vater Richter seine Tochter nicht an einen Mann geben wollte, der noch über kein regelmäßiges Einkommen verfügte. Allerdings hätte Wilhelm Busch schon bald ein solches Einkommen nachweisen können, aber da war Anna Richter schon mit jemand anderem verheiratet worden.

„1864 erschienen die ‚Bilderpossen‘ als erste selbständige Veröffentlichung, 1865 ‚Max und Moritz‘ und von da an in rascher Folge die berühmten Bildergeschichten. Seit 1867 hielt sich B. häufig in Frankfurt/Main bei der Bankiers- und Industriellenfamilie Keßler auf, wo sein Bruder Otto Erzieher war.“ 7)

Busch befreundete sich mit der Hausherrin Johanna Keßler. „Die siebenfache Mutter war in Frankfurt eine einflussreiche Kunst- und Musikmäzenin, die in ihrer Villa an der Bockenheimer Landstraße regelmäßig einen Salon veranstaltete, in dem Maler, Musiker und Philosophen verkehrten. In Wilhelm Busch glaubte sie einen großen Maler zu entdecken, (…) Während sie Wilhelm Buschs humoristischen Zeichnungen nicht viel abgewinnen konnte, wollte sie seine Malerkarriere fördern. Sie richtete ihm zunächst eine Wohnung und ein Atelier in ihrer Villa ein. Später nahm sich Busch in der Nähe der Keßlerschen Villa eine eigene Wohnung, in der eine Haushälterin der Familie Keßler regelmäßig nach dem Rechten sah. (…) Die Verbindung zu Johanna Keßler währte fünf Jahre. Nach seiner Rückkehr nach Wiedensahl im Jahre 1872 blieb es zunächst bei einer Brieffreundschaft, die zwischen 1877 und 1891 völlig einschlief. Erst 1891 kam es auf Initiative der Keßlerschen Töchter wieder zu einem Kontakt zwischen Wilhelm Busch und der mittlerweile verwitweten Johanna Keßler.“ 8)

Als Vorlage für seine Bildergeschichte „Die fromme Helene“, in der Wilhelm Busch religiöse Heuchelei und bürgerliche Doppelmoral darstellt, soll ihm Johanna Kessler gedient haben. Dazu heißt es in Wikipedia: „Johanna Keßler war mit einem deutlich älteren Mann verheiratet und ließ ihre Kinder von Gouvernanten und Hauslehrern großziehen, während sie eine aktive Rolle im Frankfurter Gesellschaftsleben spielte. (…)

Auch die Heirat der deutlich gealterten Helene mit dem reichen G. I. C. Schmöck scheint eine Parallele zu Johanna Keßlers Mann Johann Daniel Heinrich zu sein, der seinen Namen zu J. D. H. Keßler abkürzte. Nach Meinung der Busch-Biographin Eva Weissweiler leitet sich Schmöck von Schmock ab, einem jiddischen Schimpfwort, das Dummkopf, Trottel oder Idiot bedeutet. (…).“ 9)

Busch blieb nicht in Frankfurt a. M., sondern zog zurück in seine Heimat. Dort lebte er seit 1872 bei seiner Schwester Fanny, die mit dem Pastor Hermann Nöldeke verheiratet war, und im Pfarrhaus von Wiesensahl wohnte.

Wilhelm Busch, der starker Raucher war und immer mehr zum Alkohol griff, schrieb in dieser Zeit seine Gedichtsammlung „Kritik des Herzens“. Dafür bekam er vernichtende Literaturkritiken und die Leserinnen- und Leserschaft: „reagierten (…) verstört bis aufgebracht auf die Gedichte, die häufig Ehe und Sexualität thematisierten. Die treibende Kraft zur Erschaffung dieses Werks waren Buschs Eigenliebe und die Lust an der Selbstbespiegelung und nicht nur das Streben nach Ruhm und Ehre. (…).“ 10)

Eine, die sich lobend über die Gedichtsammlung „Kritik des Herzens“ äußerte, war die niederländische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Marie Anderson (2.8.1842 Den Haag – 1912 oder 1917). Sie schrieb Busch im Januar 1875 und teilte ihm mit, dass sie das Buch für eine niederländische Zeitung rezensieren wolle. Busch war begeistert. Die beiden schrieben sich viele Briefe, und es kam im Herbst 1875 in Mainz zu einem Treffen.

„Nach dem Ausflug kehrte Busch in 'fürchterlicher Stimmung' zu seinem Verleger Bassermann nach Heidelberg zurück. Aus dessen Erinnerungen ist überliefert, dass mehrere Familienmitglieder die Ursache für Buschs auffälliges Verhalten in einer missglückten Brautschau vermuteten. Es gibt tatsächlich keine Hinweise darauf, dass Wilhelm Busch nach dem Kontakt mit Marie Anderson noch eine nähere Beziehung mit einer Frau anstrebte.“ 11) Dies scheint er wohl bedauert zu haben. So äußerte er in seinem Gedicht „Summa Summarum“: „Oft wohl hätten dich so gerne weiche Arme warm gebettet; doch du standest kühl von ferne, unbewegt, wie angekettet“. Busch stand sich in Liebesdingen wohl selbst immer wieder im Wege und richtete sein Leben bei seiner Schwester Fanny ein. Dazu schrieb er einmal an Marie Anderson: „Ich werde nie heiraten … Bei meiner Schwester habe ich es nun auch gut.“ 12)

Seine Schwester Fanny, Mutter von drei Söhnen und Pfarrersfrau, wurde seine Vertraute und Haushälterin. Nachdem ihr Mann 1879 gestorben war, „ließ er das Pfarrwitwenhaus nach seinen Vorstellungen umbauen. Dort führte ihm die Schwester den Haushalt, und er vertrat an seinen drei minderjährigen Neffen die Vaterstelle. Seine Schwester hätte es vorgezogen, wegen der Ausbildung ihrer Söhne in einer städtischeren Umgebung zu leben. Nach den Erinnerungen seines Neffen Adolf Nöldeke knüpfte Wilhelm Busch seine Sorge für die Familie jedoch an einen Verbleib in Wiedensahl.“ 13)

Fanny Nöldeke scheint es schwer mit ihrem Bruder gehabt zu haben. Er wurde zu einem Haustyrannen, ertrug keine Besuche, gab kein zusätzliches Geld für eine Haushaltshilfe – und alles musste nach seinem Willen geschehen, ansonsten wurde er laut. Und darüber hinaus blieb er alkoholkrank.

Als Wilhelm Busch sich immer mehr alt fühlte und auch seine Schwester das Alter spürte, nahmen die beiden 1898 das Angebot eines der Söhne von Fanny Nöldeke an zu dessen Familie am Dorfrand von Mechthausen zu ziehen, wo dieser Sohn als Pfarrer in einem großen Pfarrhaus lebte.

Über seine in der Abgeschiedenheit verbrachten Jahre schrieb er: „Wer einsam ist, der hat es gut, weil keiner da, der ihm was tut. Ihn stört in seinem Lustrevier kein Tier, kein Mensch und kein Klavier.“

Wilhelm Busch und Antisemitismus
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „Busch bediente in seinen Werken offen antisemitische Motive.“ 18) Sassmannshausen gibt als Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen: „weitere Recherche, Kontextualisierung.“ 15)