Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Wöhlerbrücke

Billbrook (1924): Friedrich Wöhler (31.7.1800 Eschersheim – 23.9.1882 Göttingen), Chemiker, stellte als erster Harnstoff her, entdeckte mehrere chemische Elemente.


Siehe auch: Liebigstraße
Siehe auch: Wöhlerstraße

Friedrich Wöhler war der Sohn von Anna Catharina Wöhler, geborene Schroeder und des Tierarztes, Agrarwissenschaftlers und Pädagogen August Anton Wöhler. Über Wöhlers Mutter heißt es in der Allgemeinen Deutschen Biographie: Ihr: „ward Klugheit und nie versiegender Humor nachgerühmt. Heiter und oft originell faßte sie das Leben auf und verstand sich in die Vorkommnisse des Daseins schnell zu finden“,1) wohl auch darin, dass ihr Sohn die heimische Küche für seine chemischen Experimente benutzte. So blinkten in Mutters Küche an einem großen Graphittiegel, nachdem Wöhlers Schwester am Blasebalg gezogen hatte, „Kaliumkügelchen und bald tanzen sie in violetter Flamme lustig auf dem Wasser herum“. 2) Und Mutter Wöhler verzweifelte auch nicht daran, dass ihr Sohn kein Faible für aufgeräumte Kinderzimmer hatte, stattdessen: „in seiner Stube (…) Kolben und Retorten unter Steinen bunt durcheinander liegen“3) ließ.

Weiter kann man in der Allgemeinen Deutschen Biographie über Wöhlers Kindheit lesen: „Lesen, Schreiben und Zeichnen lehrte ihn der Vater, das andere brachte ihm der Unterricht in der allgemeinen Schule; Lateinisch, Französisch und Kenntniß der Musik lernte er später im Privatunterricht. Die Lust zum Experimentiren und die Freude am Anlegen einer Münzen- und Mineraliensammlung zeigte sich schon in den frühesten Jahren; als Zwölfjährigen finden wir ihn mit den chemischen und physikalischen Apparaten experimentiren, die der Hofrath Wichterich dem zur Naturwissenschaft neigenden lieh.“ 4)

Friedrich Wöhler studierte ab 1820 Medizin, ab 1821 auch Chemie. 1823 promovierte er in Medizin, wandte sich dann aber voll der Chemie zu. Wöhler arbeitete von 1823 bis 1831 als Lehrer an der Berliner Gewerbeschule, forschte aber auf dem Gebiet der Chemie weiter und entdeckte die Harnstoff-Synthese. Dafür erhielt er 1828 den Titel Professor.

Eng befreundet war Wöhler mit Justus Liebig (siehe Liebigstraße). „Was die Freunde fürs Leben einander gewesen sind, geht aus ihrem interessanten Briefwechsel hervor; (…) Liebig verfolgte jeden neuen Gedanken mit ungestümem Eifer und gewährte der Phantasie oft reichlichen Spielraum, W. wägte erst nüchtern und kühl Alles ab, ehe er sein Endurtheil sprach. Liebig hatte manchen Kampf im Leben zu kämpfen, da er, leichtverletzt, vergaß, Herr über sich selbst zu sein, W., fern der Leidenschaft, ertrug mit Gleichmuth die Kränkungen auch des heftigsten Gegners. Diese beiden Männer so verschiedener Art verband eine Freundschaft, die keine Eigennützigkeit kannte, eine Liebe, die jedes Opfers willig war, da die beiden Eigenartigen von demselben Drange nach Wahrheit und nach Gerechtigkeit beseelt waren.“ 5)

1830 heiratete der damals 30-Jährige die damals 19jährige Franziska Wöhler (25.9.1811 – 11.6.1832). Ein Jahr nach der Hochzeit wurde Wöhler Vater des ersten Kindes und Lehrer an der Höheren Gewerbeschule in Kassel, wohin er mit seiner Frau und dem gemeinsamen Kind zog und bis 1836 blieb. 1832 starb seine Ehefrau bei der Geburt des zweiten Kindes. Nun war der 32-Jährige Witwer und Vater von zwei kleinen Kindern. „Der Verlust seiner jungen Frau ließ W. im eigenen Heim keine Ruhe finden, und er zog zu seinem Freunde Liebig, um in der gemeinschaftlichen Arbeit über das Radical der Benzoësäure Trost zu finden.“ 6)

Zwei Jahre nach dem Tod seiner Ehefrau heiratete Wöhler 1834 die damals 21jährige Julie Pfeiffer (13.7.1813 – 1.12.1886) und bekam mit ihr vier Kinder.

Erst 1836 erhielt er den ersehnten Ruf an eine Universität und zwar an den Lehrstuhl für Chemie und Pharmazie an der Universität Göttingen.

Neben Wöhlers Verpflichtungen der Lehre nachzugehen, forschte er weiter und gab zahlreiche Veröffentlichungen heraus. Über seine Veröffentlichungen heißt es: „Litterarisch war er vielseitig thätig: an der Herausgabe des Berzelius’schen Jahresberichtes hat er bis zum Tode des nordischen Meisters mitgewirkt und die Uebersetzung des großen Berzelius’schen „Lehrbuchs der Chemie“ besorgt. Von hervorragender Bedeutung sind seine Grundrisse der unorganischen und der organischen Chemie gewesen, die viele Auflagen erlebten und in viele andere Sprachen übersetzt wurden. Außerordentlichen Erfolg hatten seine ‚Beispiele zur Uebung in der analytischen Chemie‘, deren letzte Auflage er unter dem Titel ‚Die Mineralanalyse in Beispielen‘ im J. 1861 veröffentlichte. Mit Liebig und Poggendorff hat er vom Jahre 1842 die ersten sechs Bände des großen ‚Handwörterbuches der reinen und angewandten Chemie‘ herausgegeben. Vom Jahre 1838 an wurde er Mitherausgeber von Liebig’s Annalen, in nahezu 200 Bänden ist sein Name zu finden.“ 7)

Über Wöhlers außergewöhnliche Leistungen heißt es in Wikipedia: „Wöhler gilt als Pionier der organischen Chemie wegen seiner Synthese von Oxalsäure durch Hydrolyse von Dicyan 1824 und von Harnstoff aus Ammoniumcyanat am 22. Februar 1828. Diese Synthesen eröffneten das Feld der Biochemie, da zum ersten Mal Stoffe, die bisher nur von lebenden Organismen bekannt waren, aus ‚unbelebter‘ Materie künstlich erzeugt werden konnten.“ 8)