Wildermuthring
Langenhorn (1962): Eberhard Wildermuth (23.10.1890 Stuttgart-9.3.1952 Tübingen), Minister für Wohnungsbau.
Eberhard Wildermuth war der Sohn von Agnes Margarethe Wildermuth, geborene Glitsch und des Sanitätsrates Dr. Hermann Wildermuth. Sein Vater starb, als Eberhard Wildermuth acht Jahre alt war. 1)
Nach dem Abitur studierte Wildermuth Jura. Er „diente 1908/09 als Einjährig-Freiwilliger im Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württembergisches) Nr. 119 der Württembergischen Armee. Als Reserveoffizier dieses Regiments nahm er von 1914 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil und wurde an West- und Ostfront sowie in Italien eingesetzt.“ 2)
Wildermuth trat 1919 in die DDP (Deutsche Demokratische Partei) ein. „Von 1919 bis 1921 war er Kommandeur von Zeitfreiwilligenverbänden in Tübingen zur Niederschlagung republikfeindlicher Aufstände, 1923 beteiligte er sich am Aufbau einer ähnlichen Formation, die die Republik gegen die Nationalsozialisten schützen sollte.“ 3)
1921 bestand er die große juristische Staatsprüfung. In diesem Jahr heiratete der damals 31-Jährige die damals 34-jährige Marianne Storz (26.11.1887 Stuttgart – 26.11.1974) und arbeitete „bei der Stadt Stuttgart, bei der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung in Berlin und schließlich im Reichsministerium für Arbeit als Oberregierungsrat tätig. Seit 1928 war er Direktor der Deutschen Bau- und Bodenbank und zusätzlich seit 1930 Vorstandsmitglied, später Präsident, der Deutschen Gesellschaft für öffentliche Arbeiten.“ 4)
Das Ehepaar Wildermuth bekam drei Kinder. 5)
In der NS-Zeit war Wildermuth von 1934 bis 1945 Mitglied der DAF (Deutsche Arbeitsfront); von 1931 bis 1945 Mitglied des NS Reichswahrerbundes; Mitglied der NSV (Nationalsozialistische Volksfürsorge), Mitglied des NS Reichsbundes für Leibesübungen (1934-1945), ab 1936 Mitglied des Nationalsozialistischen Altherrenbunds und ab 1935 Mitglied des NS Reichskriegerbundes.6)
„Wildermuth wurde bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges als Major der Reserve zum Heer (Wehrmacht) eingezogen. (…)“.7)
Beim Frankreichfeldzug war er als Kommandeur des II. Bataillons des Infanterie-Regiments 272 eingesetzt. 1941/42 war er Kommandeur des Infanterie-Regiments 737 in Serbien, 1941 befördert zum Oberstleutnant. Ab Mai 1942 Kommandeur des Infanterie-Regiments 371 bei der Heeresgruppe Mitte an der Ostfront. Dezember 1942 Beförderung zum Oberst der Reserve. Ab Mai 1943 Kommandeur des Infanterie-Regiments 578 in Italien, ab August 1944 Festungskommandant von Le Havre.
Wildermuth wurde während des Krieges mehrmals verwundet und kam ins Lazarett. 1944 wurde er als Kriegsgefangener ins Offizierslager Trent Park England interniert. „Der britische Geheimdienst schätzte Wildermuth als einen überzeugten Patrioten und tapferen Offizier ein, der dem NS-Regime vehement entgegentrete. Er sei bestrebt, junge Nationalsozialisten umzuerziehen. In einem abgehörten Gespräch in Trent Park sagte er, dass er sich im Mai 1944 Carl Friedrich Goerdeler vom Widerstand gegenüber bereit erklärt habe, an einem Putsch gegen Hitler mitzuwirken,“ 8) schreibt Wilhelm Kohlhaas in seinem Buch „Eberhard Wildermuth, ein aufrechter Bürger“.
Und in Wikipedia steht: „Spätestens 1944 war er auch in einer ‚weißen Liste‘ der US-Behörden geführt, die mögliche Kooperationspartner für die Zeit nach der Niederlage Deutschlands enthielt. Im Juni 1946 wurde Wildermuth aus der Kriegsgefangenschaft entlassen.“ 9)
Wildermuth engagierte sich nach der Befreiung vom Nationalsozialismus in der Politik. Er war Mitglied der FDP, gehörte von 1947 bis 1949 dem Landesvorstand und von 1948 bis 1952 dem Bundesvorstand an; war von 1952 bis zu seinem Tod stellvertretender Bundesvorsitzender; fungierte von 1947 bis 1950 als Mitglied des Landtags von Württemberg-Hohenzollern und von 1949 bis zu seinem Tod als Abgeordneter des Deutschen Bundestages.
In dieser Zeit war er von 1947 bis 1949 Staatsminister für Wirtschaft des Landes Württemberg-Hohenzollern und wurde nach der Bundestagswahl 1949 als Bundesminister für Wiederaufbau, ab 1950 Bundesminister für Wohnungsbau, eingesetzt. Noch zu Amtszeiten starb Wildermuth im Jahr 1961 im Alter von 61 Jahren.
„Wildermuth, der in beiden Weltkriegen schwer verwundet worden war, unterstützte besonders den Bau von behindertengerechten Wohnungen für schwer Kriegsbeschädigte. Es gelang ihm, die Länder dafür zu gewinnen, zu diesem Zweck mehrere Millionen Deutsche Mark zur Verfügung zu stellen. (…).
Aus Wildermuths Nachlass lässt sich ablesen, dass er sich in seinem Amt als Bundesbauminister auch mit Fragen der Wiederbewaffnung befasste. (…) Aktenkundig ist, dass Adenauer Wildermuth vor wichtigen außenpolitischen Verhandlungen konsultierte und ihn am 6. Dezember 1949 aufforderte, seine persönlichen Freunde Eberbach und Hans Speidel über die Bestrebungen zur Wiederbewaffnung in der Bundesregierung zu unterrichten. (…),“10) heißt es in Wikipedia.