Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Widukindstraße

Lokstedt (1954): Widukind (8. Jhd.), Sachsenkönig.


Im ökumenischen Heiligenlexikon steht über Widukind, dessen Gedenktag in der katholischen Kirche der 7. Januar ist, Widukind, Kind des Waldes (althochdeutsch) „stammte aus westfälischem Adel. Als sich 777 die Sachsen den Eroberungen durch die Franken unter Karl dem Großen und der damit verbundenen Einführung des Christentums zunächst unterwarfen, floh Widukind zu den Dänen. 778 kam er zurück und wurde der Führer der Sachsen im Widerstand gegen die Invasionstruppen des Frankenkönigs. Schließlich gelang die Unterwerfung der Sachsen; beim Blutbad von Verden an der Aller 782 wurden 4500 Bewohner hingerichtet, nachdem sie sich geweigert hatten, sich Karl zu unterwerfen und den christlichen Glauben anzunehmen. 785 gab Widukind den Kampf auf und ließ sich zusammen mit seiner Gemahlin Geva von Dänemark - wohl am Weihnachtsfest - in der Kirche der Königsresidenz in Attigny in den Ardennen taufen, Kaiser Karl war Taufpate.

Christliche Legenden berichten von seinem Leben, das bis 807 gedauert habe. Kaiser Karl wandelte demnach in Folge der Taufe Widukinds Wappentier, das schwarze Ross, in ein weißes Ross um und erhob ihn zum Herzog der Sachsen; er herrschte dann auf der Wallburg Babilonie - heute Ruinen nahe Obermehnen einem Stadtteil von Lübbecke bei Osnabrück - mild und gerecht, ließ Kirchen bauen und bereicherte sie mit Reliquien. Die Sage berichtet von Widukinds Tod in hohem Alter im Kampf gegen die Schwaben unter Herzog Gerold.

Wittekind ist eine der am meisten mit Sagen und Legenden umwobenen Gestalten der frühmittelalterlichen deutschen Geschichte. Sein weißes Ross ist Wappentier von Westfalen sowie Niedersachsen und ziert viele alte Fachwerkhäuser in dieser Gegend“ 1)

Anne Roerkohl schreibt in ihrer lesenswerten Abhandlung „Widukind Geschichte und Mythos“: „wer genau der sächsische Adlige war, der Karl dem Großen mehr als neun Jahre lang erbitterten Widerstand leistete, wo er gelebt hat, wo er sich nach seiner Unterwerfung und Taufe niederließ und wo er schließlich starb, ist nicht überliefert. Umso lebhafter ist der Mythos, der den Sachsenführer bereits seit dem Mittelalter umgibt. Das Widukind-Bild war immer stark von zeitgebundenen Fragestellungen und politischen Leitbildern geprägt: mal dominierte der heidnische Kriegsheld, dann wieder der bekehrte gläubige Christ und schließlich, in der nationalsozialistischen Propaganda, das Bild vom "nordischen Rassehelden". Mit dem Widukind-Bild verbanden sich immer wieder religiöse, dynastische, nationale, völkische und rassistische Wertvorstellungen, Interessen und Ideologien.“ 2)

Im 19. Jahrhundert kamen die Gebeine von Widukind nach Eger, wo sich ein Widukindmuseum befindet. Sie „liegen seitdem im Schrein in der Stiftskirche beim Grab hinter dem Altar. In den 70er Jahren stellte sich dann im Zuge von archäologischen Grabungen heraus, dass es sich bei diesen Gebeinen in Wirklichkeit um die einer jungen Frau handelte.“ 3)