Wilsdorfallee
Lurup (um 1928): Joseph Wilsdorf (22.4.1876 Münster – 8.4.1944 Hamburg), Vorbesitzer des Geländes.
Joseph Wilsdorf war der Sohn von Rosalie Wilsdorf, geborene Nelke und von Louis Wilsdorf.
1898 heiratete der damals 22jährige Max Joseph Wilsdorf die damals 21jährige Johanna Friederike Elisabeth Thiede (geboren 27.11.1875 Heide).
Das Paar wohnte an der Luruper Hauptstraße 46. 1)
Anke Schulz erwähnt den Grundstücksbesitzer Joseph Wilsdorf in ihrer sehr lesenswerten Abhandlung „Siedlerstellen und Arbeitersiedlungen“, in der sie auch die Siedlergemeinschaft „Uns Oldeel“ in Lurup, beschreibt. Diese und noch weitere wilde Siedlungen entstanden seit den 1920er Jahren auch in Osdorf und Bahrenfeld. „Vor allem der Stadtentwicklungsbehörde waren sie ein Dorn im Auge. Andererseits war die Not der Massen an Arbeitslosen nicht zu übersehen. So stießen Reformideen, die Selbsthilfe der Menschen zu unterstützen und ihnen kontrolliert von der Stadt das Siedeln zu ermöglichen, auch bei der Baubehörde auf offene Ohren. Alternativen zu den wilden Siedlungen in den Kistendörfern und dem Dauerwohnen in Kleingärten wurden entwickelt. (…) Stadtrandsiedlungen als Alternative zum Dauerwohnen in Schrebergärten wurden mit staatlichen Mitteln unterstützt. Es wurden sogenannte ‚Siedlerstellen‘ eingerichtet, die Arbeitslosen per Kredit das Bauen in Osdorf und Lurup ermöglichten. (…)
Nicht nur die Stadtoberen, auch viele Arbeitslose waren Anhänger von Reformideen, die eine gemeinschaftsbezogene Lebensweise befürworteten, füreinander einstehen wollten aus Ausdruck gelebter Solidarität. (…). Auch in Lurup entstanden Siedlungen, die sich diesem Gemeinschaftsgedanken verpflichtet fühlten.“ 2) Daraus entstand in Lurup der Verein ‚Uns Oldeel - Eigenheim - Siedlungsspar- und Wohlfahrtsverein in Lurup'. Neben anderen unterstützte und förderte der Grundbesitzer Josef Wilsdorf die Siedlung. 3) Und so wurde dann auch in dieser Gegend eine Straße nach ihm benannt.
Als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, war Joseph Wilsdorf 57 Jahre alt. Weder in der NSDAP-Zentralkartei noch in der NSDAP-Gaukartei des Berlin Document Center im Bundesarchiv findet sich eine auf Joseph Wilsdorf ausgestellte Mitgliederkarte, sodass sich eine Parteimitgliedschaft darüber nicht nachweisen lässt.