Wittekopsweg
Langenhorn (1938): Johann Wittekop (16./17.Jhd.), Oberalter, Grundherr in Langenhorn.1)
Siehe auch: Westedestieg
In der „Auflistung der Straßen, Plätze und Brücken in Langenhorn“ 2) wird das Straßenbenennungsdatum anders angegeben. Hier heißt, dass die Verkehrsfläche zuvor „Weg 166“ hieß „und ab dem 25. November 1903 Teil des Rodenkampweg. Teilaufhebung: 28. März 1967“ war. 2) Und weiter steht hier zur Namenserklärung: „1538 starb der Hamburger Bürgermeister Albert Westede, der halb Langenhorn besaß. Er vererbte diese Hälfte seiner Tochter Cäcilie, die Hinrich Wittekop geheiratet hatte. Hinrich Wittekop wurde 1563 Oberalter der Hauptkirche St. Jacobi und verstarb 1565. Albert Wittekop, ein Sohn beider, wurde Eigentümer der Hälfte Langenhorns, 1597 Jurat, 1602 Oberalter der Hauptkirche St. Jacobi und Hundertmann, 1607 Präses der Oberalten und 1613 Leichnamsgeschworener. Er starb Ende 1614. Die Erben, seine Witwe Engel Wittekop, geb. Tamme, und ihre Kinder verkauften am 9. April 1615 die Hälfte Langenhorns an das Hospital St. Jürgen (St. Jürgen, niederdeutsch für St. Georg), das die andere Hälfte besaß.“ 3) Ein Johann Wittekop, nach dem - so Horst Beckershaus - die Straße benannt sein soll, wird in der "Auflistung der Straßen, Plätze und Brücken in Langenhorn" also nicht erwähnt.
Das St. Georgs Hospital wurde im 12. Jhd. als Stiftung des Grafen Adolf III von Schauenburg und Holstein als Siechenhaus für Aussätzige (Lepra-Erkrankung) errichtet. Um 1700 erfolgte eine Umwandlung des Stiftes in ein Versorgungshaus für Frauen. Die Bewohnerinnen hießen aber immer noch „Sieche“. Um aufgenommen zu werden, mussten die Frauen als „unbescholten“ gelten und sollten nicht jünger als 60 Jahre alt sein. Doch z. B. 1785 war die jüngste Bewohnerin 43 Jahre alt, die älteste 75 Jahre.
Geboten wurden 104 Wohnungen, die sich in einer Reihe kleiner Häuser befanden. 1830 erfolgte der Abbruch des Gebäudes und es wurde ein Neubau errichtet. Das Hospital bestand bis 1951.
Johann Wittekop, nach dem, so Beckershaus, der Weg heißen soll, soll von 1538 bis 1615 Grundherr in Langenhorn gewesen sein und darüber hinaus auch Oberalter.4) In der im Web-Netz nachzulesenden Auflistung der Namen der Oberalten finden sich nur die Namen von Hinrich Wittekop und Albert Wittekop, nicht aber der von Johann Wittekop. 5) Auch in einer Auflistung der Namen der Oberalten aus dem Jahre 1820, in der auch die vor dieser Zeit amtierenden Oberalten aufgelistet sind, ist ein Johann Wittekop als Oberalter nicht aufgeführt. 6)
Was waren Oberalte? Auf der Website des Hospitals zum Heiligen Geist steht: „Kirchengemeinde und Bürgergemeinde waren in der frühen Neuzeit identisch. Daher bildeten die Kirchspiele zugleich städtische Verwaltungsbezirke. Das Kollegium der Oberalten war zwar ein kirchliches Gremium, hatte aber neben seinen diakonischen Aufgaben zugleich ein politisches Mandat. In einem Dokument aus dem Jahr 1528 heißt es, die Oberalten hätten die Vollmacht der Bürger, um in Kooperation mit dem Rat für alles zu sorgen, was ‚zur Eintracht und Wohlfahrt dieser guten Stadt gereichen möge‘, (…)
Als Mittler zwischen den Bürgern der Hansestadt und dem Rat hatten die Oberalten Mitspracherecht bei allen wichtigen politischen und staatsrechtlichen Entscheidungen, und der Rat durfte sie bei den Verhandlungen mit der Bürgerschaft nicht übergehen. Die Veränderungen, die die Reformation mit sich brachte, hatten also in Hamburg zur Herausbildung von republikanischen Verfassungsstrukturen auf kirchlicher Grundlage geführt. (…)
Die Oberalten, die nach dem Senioritätsprinzip in ihr Amt kamen, waren früher nicht nur ein weises, sondern meist auch ein greises Kollegium. Doch waren sie bis ins 19. Jahrhundert in der Machtbalance zwischen Bürgerschaft und Rat das wichtigste Bürgergremium mit umfangreichen politischen und sozialen Aufgaben. (…)
Nur in Hamburg hat es ‚Oberalte‘ gegeben – und es gibt sie noch heute. Sie werden seit 475 Jahren aus den Vorständen der Hamburger Hauptkirchen gewählt und hatten seit der Reformation die zweifache Aufgabe, das Geld für die Armen zu verwalten und Hamburgs Bürger gegenüber dem Rat politisch zu vertreten. Im doppelten Amt des Oberalten bewährten sich christlicher Glaube und soziale Verantwortung. Die Gewählten waren in der Regel fromme Kaufleute, die in tätiger Nächstenliebe und mit spitzem Bleistift die Armenhäuser der Stadt, das Hospital zum Heiligen Geist und das Marien-Magdalenen-Kloster verwalteten.“ 7)