Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Wieleweg

Langenhorn (1983): Berthold Wiele (20.12.1904 - 26.11.1944 im „Bewährungs“bataillon), organisierte im sozialdemokratischen Umfeld im Untergrund Widerstandsaktivitäten.


Berthold Wiele war der Sohn von Marie Wiele, geborene Gruber und des Sozialdemokraten Louis Wiele. Auch Berthold Wiele nahm diesen politische Weg ein und wurde Mitglied der SAJ (Sozialistische Arbeiter Jugend). Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er das Buchdruckerhandwerk und ging danach vier Jahre auf Wanderschaft. Zwei Jahre war er als Herrschaftskutscher tätig. 1928 kehrte er nach Hamburg zurück. Seit 1921 war Berthold Wiele Mitglied der SPD. Seine Eltern wohnten damals in der Tangstedter Landstraße 243. 1928 heiratete er Hilda Johanna Maurer (geb. 1903). Das Paar lebte am Knickberg, später in der Alsterdorfer Straße 275. Bertold Wiele arbeitete als graphischer Hilfsarbeiter.

1933, nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten hatte sich Berthold Wieles Vater Louis mit Bruno Lauenroth (siehe: Bruno-Lauenroth-Weg] und anderen Langenhorner Sozialdemokraten „im Wittmoor und anderen Orten zu Absprachen über die Wiederaufnahme von politischen Zusammenkünften, Beitragskassierung und der Verbreitung illegalen Parteimaterials [getroffen]. Für die Kassierung wurden zunächst Stahlfedern als Quittungen ausgegeben, später Fotos vom Grabe Adolf Biedermanns [siehe: Biedermannplatz] und vom Revolutionsdenkmal auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Diese Aufnahmen waren von Berthold Wiele, dem Sohn Louis Wieles in großer Anzahl hergestellt worden“, 1) schreiben Ursel Hochmuth und Gertrud Meyer in ihrem Buch „Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand 1933-1945“.

In einer anderen Quelle steht, dass Berthold Wiele getarnte Quittungsmarken für gezahlte SPD-Parteimitgliedsbeiträge herstellte, indem er Stillleben zeichnete, auf denen auch die Zahlen 20, 30 oder 50 für die eingezahlten Pfennigbeiträge zu finden waren und diese druckte.

Berthold Wiele kam im Oktober 1934 in sogenannte Schutzhaft. Der zweite „Schutzhaftbefehl“ war vom 16.5.1935. darin heißt es: „… Der graphische Hilfsarbeiter Berthold Hans Martin Wiele … ist zur Schutzhaft zu bringen, weil er dringend verdächtigt ist, den organisatorischen Zusammenhalt der illegalen SPD aufrecht erhalten und sich als Funktionär für diese Organisation betätigt zu haben. Weiter steht er im dringenden Verdacht, Flugblätter hochverräterischen Inhalts verbreitet zu haben und weil er durch sein Verhalten die öffentliche Sicherheit und Ordnung unmittelbar gefährdet (…).“ 2) Berthold Wiele wurde wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Es folgten Untersuchungshaft und Zuchthaus sowie von 1934 bis 1938 Inhaftierung im KZ Sachsenhausen.

Nach seiner Entlassung aus dem KZ wurde er für „wehrunwürdig“ erklärt. 1942 wurde er dennoch als Soldat eingezogen. Er kam 1943/44 in das „Bewährungsbataillon 999“, ein Strafbataillon.3) Über die näheren Umstände seines Todes als Soldat am 26. November 1944 ist nichts bekannt.