Bozenhardweg
Hohenfelde (1958): Albert Bozenhard. Ergänzt 2001/2002 um seine ebenso bedeutende Ehefrau Karli B.
Neuer Erläuterungstext: benannt nach dem Schauspielerehepaar Karli (Karoline) B.; geb. Hükker (11.6.1866 Wien – 1.2.1945 Hamburg), als erste Frau Ehrenmitglied des Thalia-Theaters, und Albert B. (14.2.1860 Ulm – 13.1.1939 Stuttgart, Ehrenmitglied des Deutschen Schauspielhauses und des Thalia-Theaters.
Der Grabstein steht im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof.
Der Name Bozenhard ist aus der Geschichte des Thalia-Theaters nicht wegzudenken. Über 40 Jahre gehörten Albert und Karli Bozenhard dem Ensemble des Thalia-Theaters an, hier lernten sie sich kennen und standen oft gemeinsam auf der Bühne.
Ab dem Alter von 15 Jahren nahm Albert Bozenhard Schauspielunterricht und debütierte im Alter von 17 Jahren in der Rolle des Schülers in Faust am Württembergischen Hoftheater. In Wikipedia steht über seinen weiteren Berufsweg: „Er hatte mit seinem Auftritt Erfolg beim Publikum und erhielt ein festes Engagement, während dessen er vor allem als ‚jugendlicher Liebhaber‘ auftrat. 1879 wechselte er an das Deutsche Hoftheater in Petersburg. Dort wirkte er nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Operettensänger der Stimmlage Bariton. (…) 1881 bis 1884 war er am Staatstheater in Moskau tätig.
1885 ging Bozenhard nach Hamburg und wurde Mitglied des Ensembles des Thalia Theaters. (…). Zum Ehrenmitglied des Thalia-Theaters ernannt, verließ er 1930 die Bühne. 1939 gab er seinen Schauspielerring, ab da Albert-Bozenhard-Ring genannt, an Ernst Leudesdorff weiter (…).“ 1)
In der NS-Zeit trat Albert Bozenhard 1937 der NSDAP bei. 2). Zwei Jahre später, am 13.Januar 1939, verstarb er im Alter von 79 Jahren.
Karli Bozenhard
Ihren Werdegang soll die gebürtige Wienerin im Folgenden selbst erzählen, da ihre Worte viel von ihrer frischen und volkstümlichen Art und Begabung verraten: „Ich bin wie jeder Mensch geboren, und zwar in Wien, im Josefstädter Theater, somit ein richtig gehendes (d.h. gehend erst nach 11 Monaten)Theaterkind; mein Vater war am k.k. priv. Theater in der Josefstadt Hausinspektor, und ich war das, verzeihen Sie, zwölfte aber dafür auch das letzte Kind meiner Eltern, gerade gewachsen, nicht hässlich, nicht schüchtern – und schon mit 2½ Jahren spielte ich meine erste Rolle, einen Ritter in dem Kindermärchen ‘Der verzauberte Apfelbaum’; nach 5 Jahren sang ich schon Couplets, spielte alle Hauptrollen in den Kindervorstellungen und war in meinem 7. und 8. Jahr gleichzeitig an drei Wiener Bühnen engagiert. Es kam einmal vor, dass ich an einem Abend an allen drei Theatern spielte, im Josefstädter den kleinen Hamlet in ‘Therese Krones’, im Burgtheater das blutige Kind in ‘Macbeth’ und im Carltheater den kleinen Gottlieb in ‘Mein Leopold’ – immerzu im Fiaker hin und her – es war ein richtiges ‘Geriss’ um die kleine Hücker. Später reiste ich dann als so genanntes Wunderkind mit Soloszenen und Vorträgen und erspielte mir ein Vermögen; Nicht wie andere Kinder mit Puppen und Spielzeug verbrachte ich meine Jugend – mein Tummelplatz war immer das Theater! Trotzdem war ich eine Muster- und Vorzugsschülerin und durfte nach einer Extraprüfung die Schule ein Jahr früher verlassen – um gastieren zu können. Als erwachsener Mensch blieb mir nichts erspart in meiner Laufbahn, ich habe die Misere des Meerschweinchens (sprich: Schmiere) kennengelernt und könnte darüber Dramen und Humoresken schreiben – vielleicht tue ich´s auch noch. Dann kamen zwei herrliche Jahre mit dem Münchener Ensemble unter Max Hofpauer – das waren fortwährend Triumphzüge. Von da weg war wieder einmal das ‘Geriss’ um mich: Maurice engagierte mich für das Hamburger Thalia-Theater, gleichzeitig wollte mich Anno für das königliche Schauspiel in Berlin, und Förster vom Wiener Burgtheater bot Maurice eine Entschädigung, wenn er mich freiließ, aber Maurice bestand auf meinem Kommen und – ich bin froh – denn wie hätte ich sonst meinen Mann gekriegt? Was ich in den 28 Jahren meines Hamburger Wirkens teils gut, teils weniger gut, teils schlecht gemacht – ich weiß es nicht. Als ich herkam waren es die Louisen, die Galottis und Heros, später die Anzengruber-Jungfrauen, noch später die Röss'l-Wirtin, dann Gina (Wildente) und jetzt sind's die melierten, grauen und weißköpfigen guten und bösen Mütter – aber nur auf den Brettern -, sonst fühle ich mich noch wie in der Zeit meiner Wunderkindreisen, von denen ich immer noch meinem Mann erzählen muss“ 1)
Diesem autobiographischen Text aus dem Jahre 1917 ist nur noch hinzuzufügen, dass Karli Bozenhard anlässlich ihres 40. Bühnenjubiläums, 1929, als erste Frau am Thalia-Theater zum Ehrenmitglied ernannt wurde. 1930 trat das Ehepaar Bozenhard in den Ruhestand und verließ die Stadt, um sich in Stuttgart niederzulassen.
Während der NS-Zeit trat Karli Bozenhard nicht der NSDAP bei. Nach dem Tod ihres Mannes 1939 kehrte sie nach Hamburg zurück und trat von 1941 bis 1943 erneut am Thalia-Theater auf.
Text: Brita Reimers