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Brüggemannsweg

Barmbek-Nord (1914): Hans Brüggemann (um 1480 Walsrode -1540 Husum,), Bildhauer, Bildschnitzer


Im Biographischen Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck schreibt Horst Appuhn über Hans Brüggemann: „Die erhaltenen Werke B.s stammen aus Schleswig-Holstein und wurden wohl während seines Aufenthaltes in Husum 1514–1523 geschaffen: zwei Figuren vom zerstörten Sakramentshaus der 1807 abgebrochenen Marienkirche in Husum, das 1520 datiert war, eine Madonna (im Besitz des dänischen Königshauses, wiederentdeckt von Thorlacius-Ussing) und ein Engel mit der Laute (Staatliche Museen Berlin); von 1521 datiert der Bordesholmer Altar, ehern, in der Kirche des Augustiner-Chorherrenstifts Bordesholm, seit 1666 im Dom zu Schleswig. Diese Werke sind durch frühe Chron. für B. gesichert. (…)“ 1)

Über Hans Brüggemanns Herkunft und künstlerischen Werdegang schreibt Frieder Knüppel u. a.: „Hans Brüggemann wurde zwischen 1480 und 1483 in Walsrode geboren und christlich erzogen (…). Schon als Kind lauschte Hans Erzählungen des Alten Testaments. Nachdem das Nonnenkloster in Walsrode 1482 durch einen Brand zerstört wurde, beobachtet der kleine Hans die Handwerker, darunter vielleicht auch einen Bildschnitzer, beim Wiederaufbau (…). Eventuell durch Vermittlung einer Klosterfrau absolviert B. eine Lehre bei einem Bildschnitzer, möglicherweise in Osnabrück (…). Seine Wanderschaft führt ihn nach der Lehre bis in die südlichen Niederlande, wo er dieTechnik der Blockverleimung kennenlernt und ihn die Figuren des Georgsretabel von Jan Bormann in Löwen beeindrucken (…). Um 1504 erreicht B. die Nachricht, der Lübecker Kunstunternehmer Claus Berg suche Bildschnitzer zum Eintritt in den Dienst der dänischen Königin Christine von Sachsen in Odense. (…). B. folgt um 1505 Claus Berg nach Odense und wird einer der zwölf Mitarbeiter der Werkstatt Claus Bergs, (…). Die Werkstatt stellt Skulpturen und Altäre für Kirchen auf Fünen her (…) und möbliert die Kirche des Franziskaner-Klosters in Odense, der vorgesehenen Grabstätte Königin Christines. Christine betreibt seit etwa 1512 die Werbung ihres Sohnes Christian (II) um Isabella(Elisabeth), einer Schwester des späteren Kaisers Karl V.. Sie möchte den gebildeten und ansehnlichen Bischof Gottschalk von Ahlefeldt gewinnen, die Werbung bei Kaiser Maximillian und Margarete von ̈Osterreich vorzutragen und den Ehevertrag abschließend auszuhandeln. Damit der Schleswiger Bischof geneigt ist, die Mühen und die beschwerliche Reise auf sich zu nehmen, bietet Königin Christine an, ’ihren’ Bildschnitzer B. für Ahlefeldt arbeiten zu lassen. So baut B. um 1512 in Odense für Bischof Ahlefeldt das Goschhof-Retabel (…), welches in einer Kapelle der Ahlefeldt-Stiftung in Hadersleben aufgestellt wird. (…).

Herzog Friedrich (I) von Schleswig-Holstein, (…) möchte in der Bordesholmer Stiftskirche, der in Aussicht genommenen Grabstätte für sich und seine Gattin Anna von Brandenburg, ein (…) Retabe aufstellen (…). Mindestens zwei Mitarbeiter aus Odense folgen B. zur Wohnung und Werkstatt in Eiderstede, wenige hundert Meter entfernt vom Kloster Bordesholm (…). Um 1515 beginnen die Holzarbeiten. Ein kaum zu ̈übersehendes Selbstportrait fügt B. in den Bordesholmer Altar ein, (…). Im Jahr 1521 ist der Bordesholmer Altar vollendet. Nach dem Tod von Königin Christine im Jahr 1521 entläßt die Werkstatt in Odense vermutlich Mitarbeiter.“ 2)

Im Auftrag von Herzog Friedrich, schuf Brüggemann 1523 für die Marienkirche in Husum die St. Jürgen-Gruppe: ein das Schwert reckender Ritter Georg hoch zu Ross hat den am Boden niedergestreckten Drachen besiegt. 3) „Da St. Georg, Nothelfer der Schutzlosen, keine liturgische Bedeutung hat, kollidiert seine Darstellung nicht mit der reformatorischen Forderung, Kunstwerke aus der Liturgie zu verbannen. (…).

B. verlegt Wohnsitz und Werkstatt um 1520 nach Husum. (…). Im Sommer 1523 erreicht B. die Nachricht, dass seine beiden Eltern (oder der noch lebende Elternteil) erkrankt sind. B. reist nach Walsrode und begräbt seine Eltern. Die Vorsteher der Kirche in Walsrode legen B. einen Kontrakt vor ̈über den Bau eines Retabels für den Frühmesse-Altar der Kirche. B. unterzeichnet und liefert das Retabel 1524 (…). Es ist möglicherweise sein letztes Werk.
B. kehrt zurück nach Husum. Von dort breitet sich die Reformation in Schleswig-Holstein aus (…), entfacht vermutlich weniger durch theologische Argumente als durch anmaßendes, bevormundendes Auftreten von Priestern, Pfründen der Kleriker und unmäßige Abgaben an die Kirche. Seit 1520 wird in Husum lutherisch gepredigt. (…). Die Theologie der Reformation betrachtet die Verwendung von Bildwerken in der Liturgie als Götzendienst und sinnliche Ablenkung vom ’reinen Wort des Evangeliums’. Unter dieser Prämisse ist Brüggemanns Lebenswerk in theologischer Hinsicht wertlos. (…) Wegen einer Augen-Erkrankung kann B. nicht mehr arbeiten (..). Er zieht in das Armen- und Altersheim St. Jürgen in Husum. B. stirbt zwischen 1525 und 1528 (…).“ 4)