Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Buchnerweg

Farmsen-Berne (1966): Heinrich Buchner (5.3.1871 Oldesloe -13.2.1946 Hamburg), Gemeindevorsteher in Farmsen (1924-1930)


Heinrich Friedrich Hermann Johann Buchner war der Sohn von Maria Johanna Sophia Buchner, geb. Halbe und des Gärtners Heinrich Christian Wilhelm Buchner.

Mit 25 Jahren heiratete Heinrich Friedrich Hermann Johann Buchner am 28.3.1896 die gleichaltrige Schneiderin Friederike Charlotte Helene Wäbs (geb. 29.3.1871).

Bei seiner Eheschließung gab er als Beruf Gärtner an, später war er von 1924 bis 1930 Gemeindevorsteher von Farmsen. Ein halbes Jahr später, am 1.9.1896 wurde das erste Kind geboren.
Buchner war der Großvater von Lore Bünger (1.3.1923 - 19.10.2021), deren Mutter Käthe (geb. 1998) eine Tochter von Buchner war.1)

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurde Buchner wegen seines sozialdemokratischen Engagements ins KZ Fuhlsbüttel verbracht. Nach einigen Wochen kam er wieder frei. Lore Bünger schreibt in ihrem Buch über ihren Großvater: „An einem Morgen kurz nach der Machtübernahme wollte mein Opa wie immer pünktlich (…) zur Arbeit in sein Gemeindebüro gehen. Er öffnete die Haustür, und in dem Moment traten ihm zwei dorfbekannte, junge Nazis in den Weg, drängten ihn zurück in seine Wohnung und hielten ihm einen Durchsuchungsbefehl unter die Nase. Anklage: ‚Besitz von Waffen‘. Mein Großvater hatte nie etwas mit Waffen am Hut gehabt, aber die beiden SA-Männer machten sich mit großem Eifer an die Hausdurchsuchung. Im Arbeitszimmer wurde der Schreibtisch auseinandergenommen, die Bücher wurden aus dem Bücherschrank gerissen (…). Da nichts gefunden wurde, kam das Schlafzimmer dran. (…) Da kam die Frage: ‚Haben Sie nicht auch einen Dachboden?‘ Na ja, dann also auf den Boden, (…). Aber da lauerte das ‚Verhängnis‘: Ganz hinten unter der Dachschräge fand der lange Hans den alten Militär-Rucksack meines Onkels Edmund, den dieser 1918 nach einer schweren Verwundung aus dem Lazarett mit schmutziger Wäsche nach Hause geschickt hatte. Meine Großmutter hatte 15 (!) Jahre zuvor die Wäsche herausgenommen und den Rucksack auf den Boden gebracht. Aber siehe da – in der Seitentasche steckte noch der alte, verrostete Armee-Revolver von Edmund.

Nun war die Freude seitens der beiden Jung-Nazis groß. (…) Der Befehl lautete: bei Erfolg abführen. Und so kam mein Großvater (…) in eine grüne Minna und ins provisorische KZ in Fuhlsbüttel. Dort saß er mit vielen Sozialdemokraten und Kommunisten auf einer harten Bank, bis sein Fall behandelt wurde. Urteil: Waffenbesitz und Untersuchungshaft. Sein Sohn Edmund schaffte es mit einem guten Rechtsanwalt ihn nach ein paar Wochen freizubekommen. Bei der Entlassung wurde ihm gesagt: ‚Wenn Sie über Ihre Erlebnisse und Eindrücke von hier in der Öffentlichkeit reden, verhaften wir Ihre ganze Familie!‘ Mein Opa informierte und warnte seine engeren Familienmitglieder, aber ich als Kind durfte nichts davon erfahren, ich hätte ja unbedacht darüber reden können. Auch ein Radio durfte er nicht mehr besitzen.

Mit einem oder zwei Dritteln seiner ihm zustehenden Pension wurde Heinrich Buchner vorzeitig aus dem Dienst entlassen und mundtot gemacht. Er meinte, der Spuk würde ja bald vorbei sein. Aber es dauerte bekanntlich fast zwölf Jahre, (…). 1945 bekam mein Großvater auch seine einbehaltene Pension nachgezahlt, in Farmsen war er wieder ein angesehener Mann, und als er 1946 starb, waren bei seiner Beerdigung in Ohlsdorf Hunderte von Farmsenern auf den Beinen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Die SPD marschierte mit etlichen Fahnen auf, eine Kapelle spielte ‚Ich hatt einen Kameraden‘ – es war fast ein bisschen makaber, so etwas Ähnliches hatten wir doch jahrelang gehabt! (…).“2)