Carl-Ihrke-Weg
Harburg (2013): Carl Ihrke (18.9.1921 Harburg -28.2.1983 Hamburg), Maler, Graphiker aus Harburg
2013 wurde eine Teilstrecke der Hermann-Maul-Straße umbenannt in Carl Ihrke-Weg.
Ihrke, der in der NS-Zeit zwischen seinem 12. und 16./17. Lebensjahr von 1933 bis 1937/38 Mitglied der Hitlerjugend gewesen war 1), „studierte von 1942 bis 1944 an der Hochschule für Baukunst und bildende Künste in Weimar Bühnenbild, Architektur und Malerei.“ 2)
Während des Zweiten Weltkriegs war er von Februar 1941 bis Januar 1942 im Wehrdienst als Funker in Hamburg Wandsbek stationiert. Wegen einer Knochentuberkulose wurde er entlassen. 3) Ihrke trat nicht der der NSDAP oder anderer NS-Organisationen bei. 4).
„Von 1946 bis 1950 war er als Bühnenbildner an den Bühnen von Hans Fitze in Hamburg-Harburg tätig und wirkte danach als Maler und Grafiker. In den 1950er Jahren hielt er sich eine Zeit lang in Paris auf. Ihrke war Mitglied des Hamburger Künstlervereins. (…)
Die Harburger Apotheke St. Georg veröffentlichte bis zu Ihrkes Tod jährlich einen Kalender mit Ihrke-Motiven. Carl Ihrke, der zu Lebzeiten in der Öffentlichkeit immer eine Baskenmütze trug, wurde auf dem Neuen Friedhof in Hamburg-Harburg beigesetzt. (…)
Werk: Nach anfänglich transparenten Landschaftsaquarellen sowie Pflanzen- und Kostümstudien schuf er nach seiner Begegnung mit dem Kubismus 1945/1946 abstrahierende Gouachen mit stärkerem Volumen und der Betonung von Linie und Fläche. Es entstanden Landschaften mit Verzicht auf Detailgestaltung und Auflösung der Form in geometrische Einzelflächen, darunter Strand-, Dünen-, Küsten- und Stadtlandschaften. Um 1960 betrieb er zudem Aktstudien. Ab 1970 widmete er sich vermehrt der Zeichnung. Unter seiner Motivauswahl befanden sich uthlandfriesische Häuser in Kampen auf Sylt, Kirchen und alte Häuser in Hamburg. Viele seiner Motive tauchen in seinen Grafiken wieder auf. (…) Für Aufträge im Bereich Kunst am Bau entwarf er zudem Tierplastiken, vorzugsweise Fische, und Fenster.“ 5)
Auf artplacement heißt es über Carl Ihrke: „Carl Ihrke (…) war der wohl populärste Harburger Künstler der Nachkriegszeit und Liebling der regionalen Bevölkerung. Kein anderer hat eine vergleichbare Massenwirksamkeit im Süderelberaum erreicht. Sein starker Bezug auf Harburger Themen - die Reste der versinkenden historischen Bausubstanz in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts dokumentieren - traf den Nerv der Bevölkerung.
Ihrke arbeitete oft im Freien und war damit ein ‚öffentlicher Künstler‘, ohne Berührungsängste und egozentrischer Arroganz. Fand ein Bild das Gefallen des Betrachters, so gab er es auch für ein Paar Mark oder gar umsonst weiter. Die spontane Begeisterung des ‚einfachen Mannes‘ für seine Arbeiten waren ihm wichtiger, als der Kniefall vor dem Establishment.
Der engagierte Jäger und Sammler historischer Harburger Bausubstanz führte auf seine Weise einen stillen Kampf gegen die harburginterne ‚Vernichtung des kulturellen Erbes‘. (…) Als Beispiel sei der Abriss des Renaissanceflügels des Harburger Schlosses genannt – gegen die heftigen Proteste der Harburger Bevölkerung.“ 6)