Claus-Ferck-Straße
Volksdorf (vor 1938): nach der in Volksdorf alteingesessenen Bauernfamilie Ferck. Da der älteste Sohn der Familie immer den Vornamen Claus bekam, wurde die Straße Claus-Ferck-Straße benannt.
Die Straße wurde in der NS Zeit benannt. Zuvor hieß die Straße Petersstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg: 133-1 II, 38. Anlage 2. Große Umbenennung von 1938. Die neu vorgeschlagenen Straßennamen nach Stadtteilen geordnet unter Angabe der verwendeten Benennungsmotive)

Die Großbauernfamilie Ferck beschäftigte Landarbeiter und ließ für diese Landarbeiterkaten errichten. Eine von diesen Landarbeiterkaten steht heute noch an der Eulenkrugstraße 60-64.
Ein Landwirt namens Claus Ferck aus Volksdorf war am 9.12.1885 in Hamburg Volksdorf geboren und lebte „Im alten Dorfe 14“. 1943 trat er der NSDAP bei.1)
Ob dieser Claus Ferck der Namensgeber der Straße ist, ist nicht bekannt. Vielleicht ist die Straße auch nach allen Claus Fercks der Familie Ferck benannt, worunter dann auch dieser Klaus Fercks miteinzubeziehen ist, da die Straße zu einem Zeitpunkt benannt wurde, als dieser Klaus Ferck bereits als erwachsen und als Landwirt tätig war.
Dieser Claus Ferck hatte seine landwirtschaftliche Lehre von 1903 bis 1904 auf Gut Borstel (Kreis Segeberg) absolviert und war dann ab 1904 auf dem väterlichen Gut in Volksdorf tätig geworden, das er 1922 übernahm.
Claus Ferck hatte von 1905 bis 1906 Einjährig-Freiwilliger bei den 16. Husaren in Schleswig gedient. Wegen eines Herzleidens nahm nicht als Soldat am Ersten und zweiten Weltkrieg teil.
Vor 1933 war Ferck Mitglied der Deutsch Nationalen Partei gewesen und Mitglied des Kyffhäuserbundes.
Vor 1933 fungierte Ferck als Vorsitzender des Zentralvereins der Milchproduzenten von Hamburg, war Vorstandsmitglied der Hamburgischen Landwirtschaftskammer, betätigte sich im Vorstand des Bauernvereins des Kreises Stormarn und im Arbeitgeberverband Tarifausschuss Stormarn-Hamburg. Er war außerdem Vorsitzender des Geestländischen Rindvieh-Zuchtvereins und Mitglied im Hamburgischen Körausschuss für Bullen und Hengste.
1933 verlor er all seine Ämter. Nach 1933 war er etwa ein Jahr lang 1934/1935 Bezirksbauernführer. Sein Rechtsanwalt Dr. jur Müller-Brockmann schrieb dazu am 1.12.1948 in einem Anschreiben an den Fachausschuss XIII für die Ausschaltung von Nationalsozialisten: „ man hat ihn hierzu als unentbehrliche Fachkraft herangezogen, ihn aber, da er nicht Parteigenosse war, bald wieder abgelöst. Später immer wieder im Milch- und Fettwirtschaftsverband tätig, weil man seine Fachkenntnisse brauchte, und schließlich formal zum 2. Vorsitzenden gemacht. Ferner ständig im Vorstand der Gross-Hamburger Milcheinfuhr-genossenschaft (deren Vorsitzender er heute [1948 ] ist).“ 1)
Fercks Rechtsanwalt schreibt über die Gründe, die Claus Fercks bewogen, der NSDAP beizutreten. Ferck sei mehrmals vom Ortsgruppenleiter angegriffen und angeschwärzt worden. Nur weil Ferck guten Beziehungen hatte, so sein Rechtsanwalt, hätte Ferck „über die täglichen Schikanen hinaus einer weiteren Verfolgung mit Mühe und knapper Not [entgehen können]. Doch: „Die Verhältnisse hatten sich schließlich so zugespitzt, dass ihm seine Freunde dringend nahelegten, wenigstens formal seinen Parteieintritt zu erklären, damit sie ihn unter Hinweis darauf auch weiter schützen konnten. Mit der gleichen Bitte war schließlich auch der Milch- und Fettwirtschaftsverband an ihn herangetreten, da dieser Verband ihn gern halten wollte, aber auf große Schwierigkeiten stiess, weil Herr Ferck immer noch abseits vom NS stand.“ 1)
Claus Ferck, so sein Rechtsanwalt, wurde nur formales Mitglied der NSDAP, übernahm keine Funktionen. Auch in der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt), deren Mitglied Ferck ebenfalls war, übernahm er keine Funktionen. Auch seine Ehefrau war in keiner NS-Organisation Mitglied, ebenso nicht sein Sohn, der auch nicht in der Hitler Jugend war.1)
Claus Ferck wurde schließlich in die Kategorie V eingestuft: unbelastet.
Nach 1945 war Claus Ferck u. a.: Beisitzer für das Oberschiedsgericht für die Landwirtsch. Marktregelung sowie Beisitzer des Übergeordneten Beschwerdeausschusses und des Hauptausschusses beim Reichsnährstand. Auch wurde er im Mai 1946 Vorsitzender bei der Gross-Hamburger-Milcheinfuhr-Genossenschaft und im April 1947 1. Präsident des Bauernverbandes.