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Comeniusplatz

Hohenfelde (1912): Johann Amos Comenius (28.3.1592 Nivnice oder Uhersky Brod – 15.11.1670 Amsterdam), Pädagoge, Förderer der Lehrerbildungsanstalten


Comenius‘ Leben war überschattet durch endlose Kriege, in denen er immer wieder Hab und Gut verlor.

„Comenius verlor schon früh seine Eltern. Sein Vater (…) war Mitglied der Gemeinde der Böhmischen Brüder, einer evangelischen freikirchlichen Gemeinschaft, die am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges noch unter dem Schutz des Majestätsbriefes Rudolfs II. stand und eine verhältnismäßig tolerante Behandlung erfuhr. Nachdem auch Mutter und Schwestern gestorben waren, wurde Comenius von [einer Tante] aufgezogen.“ 1) Er wuchs im Geiste der Böhmischen Brüder auf.

In der Allgemeinen Deutschen Biographie steht über Comenius, ohne dabei sein Privatleben zu erwähnen, u. a.: „C. besuchte die Schulen in Stránice und Přerov; 1611 studierte er in Herborn (…) 1613 in Heidelberg (…). 1616 wurde er Priester der böhmisch-mährischen Brüdergemeinde.“ 1)

Als Comenius zwischen 1618 und 1621 Vorstand der Brüder in Fulnek war, heiratete er 1618 Magdalena Vizovska (geboren zwischen 1586 und 1590 – 1622). Sie war eine Verwandte des Bischofs der Brüdergemeinde und Witwe. Ihr erster Ehemann war 1616 gestorben. Im Jahr der Hochzeit begann der Dreißigjährige Krieg, "der fortan sein Leben bestimmen sollte. Alle Nicht-Katholiken müssen fliehen, doch Jan Amos und Magdalena halten sich versteckt. 1621 wird seine Heimatstadt komplett in Asche und Staub gelegt und die kleine Familie verliert alles.“ 3)

In Wikipedia erfährt man über den weiteren Lebensweg von Comenius: „Als in der Schlacht am Weißen Berg (1620) die protestantischen böhmischen Stände der katholischen Liga unterlagen, setzte die Verfolgung aller evangelischen Konfessionen in den Ländern der Habsburger Monarchien ein. Comenius versteckte sich an wechselnden Orten im Grenzgebiet Mährens, während seine Frau mit seinem erstgeborenen Sohn in Fulnek blieb und dort einen zweiten Sohn zur Welt brachte. Nachdem Fulnek gebrandschatzt worden war, kamen seine Frau und beide Söhne 1622 durch die Pest ums Leben.

Comenius fand zunächst für einige Jahre Zuflucht bei Karl von Zierotin auf dessen Gütern in Böhmen. Während dieser Zeit heiratete er 1624 zum zweiten Mal: Dorothea Cyrillova, Tochter eines der vier Ältesten der Brüdergemeinde. Aus dieser Verbindung stammten drei Töchter und ein Sohn.

Nach vorübergehenden Aufenthalten in Görlitz, Berlin und Holland und anschließender Rückkehr nach Mähren musste er 1628 mit seiner Familie das Land endgültig verlassen und fand mit Tausenden anderer Vertriebener im polnischen Lissa am 8. Februar 1628 ein Exil.

Die Glaubensflüchtlinge bauten in einem eigenen Stadtteil auch ein eigenes Bildungswesen auf. Comenius fand für die nächsten Jahre als Lehrer am Gymnasium der Gemeinde ein dürftiges Auskommen. Recht bald übernahm er das Rektorat des Lissaer Gymnasiums, das unter seiner Führung aufblühte (‚Gymnasium Illustre‘). Zugleich war dies für Comenius eine literarisch höchst produktive Periode. Er erwarb sich Ansehen bei Philosophen und Intellektuellen in ganz Europa bis hin nach Nordamerika. Auf Einladung von Samuel Hartlib unternahm er 1641 bis 1642 eine Reise nach England und stellte dort seine Pansophie vor.

1642 erhielt er durch Vermittlung des ebenfalls mit Hartlib korrespondierenden Johannes Duraeus eine Einladung des Industriellen Louis de Geer nach Schweden. Er reiste über die Niederlande, wo er mit Descartes zusammentraf, nach Deutschland. In dem seit 1626 von Schweden kontrollierten Elbing ließ er sich nieder und holte seine Familie nach. Im Auftrag des schwedischen Kanzlers Axel Oxenstierna arbeitete er an neuen Schulbüchern. Ab 1644 war er Professor des Elbinger Gymnasiums und unternahm mehrere Reisen durch Deutschland und Schweden. Als Vertreter der ‚Böhmischen Brüder‘ nahm er 1645 am Thorner Religionsgespräch teil. 1648 kehrte er nach Lissa zurück, im selben Jahr verstarb seine zweite Frau, und er wurde zum Bischof der Brüdergemeinde ernannt. Am 17. Mai 1649 heiratete er in Lissa in dritter Ehe Johanna Gajusová.

Sárospatak besaß bereits seit 1531 eine protestantische Lateinschule, die 1550 in den Rang eines Kollegs für weiterführende Studien erhoben wurde (…).“ 3) Comenius wurde berufen, eine Schulreform durchzuführen „Er war vom ‚Schulstaub‘ beschwerlicher Pflichten befreit und sollte ausschließlich in leitender Funktion dem Reformwerk vorstehen. Ohne sich mit den vorhandenen Lehrplänen und Organisationsstrukturen besonders aufzuhalten, hatte Comenius (…) das Konzept einer völlig neuen Schola Pansophica erarbeitet, die allen Ständen offenstehen und in drei unteren Klassen elementaren, fortgeschrittenen und eleganten Gebrauch des Lateinischen, in vier höheren Klassen Philosophie, Logik, Politik und Theologie unterrichten sollte. Von seiner Gemeinde wurde er nach Sárospatak entsandt, zunächst ohne seine Familie (…)

Die Umsetzung der Pläne gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht, und nur drei der geplanten sieben Klassen konnten eingerichtet werden. (…) Literarisch war der Aufenthalt in Sárospatak dagegen höchst produktiv: Dort entstanden unter anderem zwei seiner heute noch bekanntesten pädagogischen Werke, Schola ludus und Orbis sensualium pictus, von denen das letztere, weil es sich an (lateinkundige) Knaben ab dem Kindesalter wendet, in neuerer Zeit zuweilen als das erste illustrierte Buch für Kinder bewertet wurde (…)

Er kehrte zurück nach Lissa, wo er bis zur Zerstörung der Stadt durch polnische Soldaten 1656 blieb,“ 4) heißt es in Wikipedia.

Comenius und seine Familie verloren dabei Hab und Gut, und die Brüdergemeinde löste sich auf. Comenius floh nach Amsterdam, wo er bis zu seinem Tod lebte und wo er z. B. auch einige Jahre seinen Enkel Johann Theodor Jablonski, den späteren Verfasser des Allgemeinen Lexikons der Künste und Wissenschaften, unterrichtete.

Julia Lohrmann schreibt über Comenius pädagogisches Ziel und seine Methode: „Comenius sah in der Erziehung den einzigen Ausweg aus dem verkehrten Zustand der Menschheit In einer Zeit, die von Kriegen, Unterdrückung und Unrecht geprägt war, verlor er nie den Glauben an die Macht der Erziehung und die Selbstbildungsfähigkeit des Menschen.

Alle alles auf umfassende Weise zu lehren – ‚omnes omnia omnino‘ – war sein Ziel. Alle hieß für ihn: jeder einzelne Mensch ungeachtet seines Alters, seiner Besitzverhältnisse, seines gesellschaftlichen Standes und seines Geschlechts. Von allem wollte er das Wesentliche, die Grundlage lehren. Seine Methode war ganzheitlich und frei von Zwang. ‚Die Lust zu ergründen‘ wollte er fördern, das Lernen sollte ‚wie ein Spiel und kurzweilig vor sich gehen‘. Er forderte eine öffentliche Schule für alle. Comenius war überzeugt davon, dass jeder Mensch gefördert werden kann. (…).

Seine Methode: Muttersprache und Bildung von der Wiege an.

Nach Comenius' Vorstellungen soll sich Erziehung in vier Schritten vollziehen: Schon von der Wiege an lernen die Kinder in der ‚Mutterschule‘ mit ‚Buchen und Eichen als Lehrer‘. Von sechs bis zwölf sollen dann alle Kinder in öffentlichen Schulen Lesen, Schreiben, Messen, Rechnen, sowie grundlegende religiöse, sittliche, geographische, geschichtliche und politische Kenntnisse erlernen – nicht wie damals in den wenigen Schulen üblich in Latein, sondern in der Muttersprache. Wer keinen handwerklichen oder kaufmännischen Beruf ergreift und die Begabung für ein Studium besitzt, geht danach bis 18 in die Lateinschule, lernt neben weiteren Übungen in der Muttersprache Latein, Griechisch und Hebräisch, die klassischen Künste, Physik, Geographie, Chronologie, Geschichte, Ethik und Theologie. Die Universität von 19 bis 24 Jahren soll trotz Fächerwahl weiter auch allgemeinbildend sein.

Comenius' Reformvorschläge wurden in seiner Zeit kaum umgesetzt. Aber dennoch hatte sein Lebenswerk indirekten Einfluss auf die Entwicklung des Schulwesens – vor allem auf die Durchsetzung der allgemeinen Schulpflicht und auf die Einführung des muttersprachlichen Unterrichts als Fundament der Volksbildung. Schon zu seinen Lebzeiten genoss Comenius großes Ansehen als Gelehrter und als Berater für Schulentwicklung. Das englische Parlament, die schwedischen Könige und deutschen Fürsten beauftragen ihn mit Schulreformen. Auch der französische Kardinal Richelieu und die amerikanische Harvard-Universität wollten ihn als pädagogischen Leiter gewinnen. Viele seiner Unternehmungen scheiterten meist aufgrund der politischen Wirrungen.“ 5)

Comenius forderte die Schulpflicht für Mädchen und Jungen aller Stände bis zu ihrem 12. Lebensjahr. Revolutionär war seine Forderung nach einer Mädchenbildung.