Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Damerowstwiete

Barmbek-Süd: (1939): Prof. Dr. Heinrich Damerow (28.12.1798 Stettin – 22.9.1866 Halle), bemühte sich um die Verbesserung der „Anstalts“behandlung psychisch Kranker (Krankenhaus Friedrichsberg)


Siehe auch: Damerowsweg

Die Damerowstwiete wurde in der Zeit des Nationalsozialismus benannt.

Die Bürgerstiftung Halle schreibt über Damerow, nach dem auch in Halle eine Straße benannt ist: „Heinrich Damerow wurde als Sohn eines Geistlichen am 28. Dezember 1798 in Stettin geboren und wuchs bei seiner Mutter (der Vater verstarb bereits in den frühen Kinderjahren Heinrich Damerows) im so genannten Predigerwitwenhaus des Stettiner Johannisklosters auf. Schon damals scheint Damerow frühe Anregungen für seine spätere Berufswahl erhalten zu haben, waren doch in den Räumlichkeiten des Johannisklosters auch ‚Schwachsinnige‘ und ‚Irre‘ – wie es im damaligen Sprachgebrauch hieß – untergebracht.

Damerow studierte Medizin in Berlin. Er wurde dort auch promoviert und habilitierte sich. Vorlesungen in Psychiatrie hörte er bei Ernst Horn, einem Schüler Reils, wie auch bei Schleiermacher in Psychologie und Didaktik sowie bei Hegel in Anthropologie, Psychologie und Philosophiegeschichte. In diese Zeit fielen auch Studienreisen in ‚Irrenhäuser‘ in Frankreich und Deutschland. 1830 erhielt Damerow einen Ruf als außerordentlicher Professor an die Universität Greifswald. Seine Bemühungen um die Einrichtungen einer Irrenanstalt für Pommern schlugen jedoch fehl.

In den folgenden Jahren erwarb er sich durch Inspektionen der in Deutschland bestehenden Irrenanstalten umfangreiche Kenntnisse. 1832 kehrte er zurück nach Berlin und nahm eine Tätigkeit in der Medizinalabteilung des Kultusministeriums auf. Er wirkte zugleich im Kuratorium für Krankenhausangelegenheiten mit. In dieser Tätigkeit wurde ihm durch das preußische Kultusministerium der künftige Direktorenposten für die geplante Irrenanstalt für die Provinz Sachsen zugesichert.

1836 erfolgte die Berufung Damerows nach Halle mit gleichzeitiger Übernahme der ärztlichen Praxis des am 21. Juni 1816 gegründeten Königlichen Irreninstitutes. Zentrum seiner Tätigkeit wurde in dieser Zeit die Vorbereitung, Planung und Errichtung der Irren-, Heil- und Pflegeanstalt für die Provinz Sachsen (später: Provinzial-Irren-Anstalt Nietleben) in Halle-Nietleben auf dem Gelände der Weinbergwiesen im heutigen halleschen Stadtteil Heide-Süd. Mit ihrer Eröffnung im Jahre 1844 wurde Damerow ihr Direktor bis zu seinem Tode. Er starb am 22. September 1866 als letztes Opfer einer in dieser Anstalt ausgebrochenen Choleraepidemie. Spätere Untersuchungen zum Ausbruch dieser Epidemie ergaben als wahrscheinliche Ursache die Entnahme von Trinkwasser aus der nahe gelegenen Saale unterhalb des Einleitungsortes der Abwässer der Heilanstalt. Ein im wahrsten Sinne des Wortes tödlicher Kreislauf.“ 1)

Bei der Heilanstalt Nietleben handelte es sich: „um eine gemeinsame Unterbringung von, in der Zeit sogenannten, ‚Heilbaren‘ und ‚Unheilbaren‘, jedoch mit einer klaren räumlichen Trennung nach Heil- und Pflegetrakt, Standeszugehörigkeit und dem Geschlecht. Männer waren im nördlichen, Frauen im südlichen Teil der Anlage untergebracht. Zusätzlich gab es Isolierhäuser für Tobsüchtige, die als Annexe den Pflegehäusern rückwärtig angefügt waren. Insgesamt war die Anstalt auf 300 bis 400 Insassen ausgelegt und nahm ihre Arbeit nach langer Bauzeit erst am 1. November 1844 auf. Heinrich Damerow, der die Leitung der Anstalt bis zu seinem Tod innehatte, forderte bei der Behandlung psychisch Kranker eine ganzheitliche Herangehensweise, die den Menschen als Einheit von Leib, Seele und Geist verstand. Das und die schlechten sanitären Verhältnisse sowie fehlende Gemeinschaftsräume der damals häufig adaptierten Anstalten, wie alte Klöster oder Schlösser, hatte Damerow zur Konzeption der neuen Anstaltsanlage bewogen. Noch unter seiner Leitung wurde auf dem Areal 1864 von Friedrich August Ritter im Stil der Berliner Schinkelschule die Anstaltskirche errichtet: ein schlichter Backsteinbau mit Rundbogenfenstern und einem schlanken, nicht besonders hohen oktogonalen Turm.“ 2)

„In der Psychiatrie bleibt Damerow vor allem als Gründer des Vorläufers der heutigen Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychologie und Nervenheilkunde (DGPPN), des Vereins Deutscher Irrenärzte, in Erinnerung. Seine Schrift ‚Pro Memoria an Deutschlands Irrenärzte‘ aus dem Jahre 1841 gilt als sogenannte Gründungsurkunde der DGPPN. In gleicher Weise bleibt die von ihm ab dem Jahr 1844 herausgegebene ‚Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie‘ mit seinem Wirken verbunden. (…)

Damerow wurde von seinem Biographen Hans Laehr (ein Sohn seines Schülers Heinrich Laehr) charakterlich gekennzeichnet: ‚Willensstärke, scharfe Beobachtungsgabe, Ordnungssinn, Pflichttreue und Hilfsbereitschaft vereinten sich mit einem heftigen Temperament, Empfindlichkeiten und Misstrauen zu einer ‚dämonischen‘ Art, die den Umgang mit ihm schwierig machte.‘ Auf der anderen Seite gibt es Schilderungen, die seine menschliche Wärme und Zuwendung zu den ihm anvertrauten Patienten in hohem Maße loben.“ 2)

Ehemann und Vater: Damerow
1830 heiratete der damals 32-jährige Damerow die damals 31-jährige Franziska Bertha Ulrike Wulsten. Das Paar bekam drei Kinder (geboren: 1834, 1835 und 1839).