Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Edwin-Scharff-Ring

Steilshoop (1971): Edwin Scharff (21.3.1887 Neu-Ulm -18.5.1955 Hamburg), Bildhauer. Motivgruppe: Personen, die sich um das kulturelle Leben Hamburgs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verdient gemacht haben


Siehe auch: Ursula-Querner-Straße

0603 Grab Edwin Scharff
Grabmal für Edwin Scharff; Foto: Günter Stello
0603 Grab Ilona Scharff
Grabmal für Ilona Scharff. Die Grabstätten liegen sich gegenüber. Foto: Günter Stello

Als Edwin Scharff 1955 verstarb, fertigte seine Schülerin Ursula Querner (Ursula-Querner-Straße) die Grabplatten für das Ehepaar Scharff. Sie befinden sich auf dem Ohlsdorfer Friedhof, sind unterschiedlich gestaltet und liegen sich gegenüber, nicht nebeneinander.

Nach dem Bildhauer ist die Grundschule-Edwin-Scharff-Ring im Bezirk Hamburg Nord benannt.
Edwin Scharffs Vater war Stadtsekretär, der nach dem Tod seiner ersten Frau mit seiner zweiten Frau Emma, geb. Bäuerle vier Kinder bekam, darunter Edwin. Dieser besuchte nach dem Realschulabschluss die Kunstgewerbeschule in München und studierte ab 1904 Malerei an der Münchner königlichen Akademie der Bildenden Künste. Er unternahm mehrere Studienreisen und ab 1912/13 wandte er sich schließlich ganz der Bildhauerei zu.

1913 wurde er Gründungsmitglied der Münchener Neuen Secession, 1923 dann Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Verheiratet war er mit Ilona Helene Ritscher (2.6.1888 Zalaegerszeg/Ungarn- 26.11.1964 Hamburg), einer ungarischen Schauspielerin, die in Wien am Burgtheater ihr Debüt gab und später erfolgreich in Berlin auftrat. Das Paar lebte u. a. in Berlin und bekam zwei Kinder. Für ihren Mann und die Kinder gab Helene ihre erfolgreiche Bühnenlaufbahn auf.
Als Edwin Scharff 1929 Vorstandsmitglied des Deutschen Künstlerbundes wurde, entwarf er dessen Signet: Männer im Boot. Frauen kommen nicht vor.

0603 Edwin Scharff
Edwin Scharff; Quelle: Klaus-Dieter Keller, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten trat Edwin Scharff im Mai 1933 der NSDAP bei. Der Eintritt in die NSDAP wird wie folgt erklärt: „Angesichts des auf Scharff und seine jüdische Ehefrau (die Schauspielerin Helene Ritscher) ausgeübten Drucks tritt er der NSDAP bei, was ihn aber letztlich nicht verschont. Er verliert seine Berliner Professur, wird nach Düsseldorf zwangsversetzt, erhält schließlich Arbeitsverbot. 1937 werden Werke von ihm in der Ausstellung ‚Entartete Kunst‘ dem Hohn ausgesetzt. Mehrmals wird die Familie während des Krieges ausgebombt, und kurz vor der deutschen Kapitulation vernichtet ein SS-Trupp in seinem Atelier viele der Gipsmodelle, die Scharff trotz seines Arbeitsverbots heimlich geschaffen hatte.“ 1)

1938 wurde Edwin Scharff aus der NSDAP ausgeschlossen. An dem Tag im Jahre 1938, als Edwin Scharff Arbeitsverbot in der Düsseldorfer Akademie erhielt, deshalb früher als gewöhnlich nach Hause kam und seiner Frau mitteilte, dass er die fristlose Kündigung erhalten habe, erlitt Helene Scharff ihren ersten Herzinfarkt. Das Paar zog sich in sein Bauernhaus in Kampen auf Sylt zurück.
Rolf Italiaander schreibt in seinem Nachruf auf die Freundin Helene Ritscher-Scharff: „Nach dem Kriege konnte Edwin Scharff endlich wieder arbeiten; er wurde von Friedrich Ahlers-Hestermann an die Landeskunstschule in Hamburg berufen. Aber es scheint mir, daß Ilonka an dem Neubeginn keine rechte Freude mehr hatte. Sie war innerlich verletzt, verwundet. Und solange Scharff lebte, schien sie mir älter als nach seinem Weggang. Sie hatte das Theater aufgegeben, um vollkommen Edwin Scharff zu dienen. Sie muss unter dem Verbot unsagbar gelitten haben, weil sie einerseits ihren Beruf sehr liebte und andererseits ihn eben deshalb aufgegeben hatte, um Scharff in seiner künstlerischen Entwicklung beizustehen. Mit seinem Weggang fiel sicherlich eine große Verantwortung von ihr. Und daher wohl wirkte sie nun jünger, lockerer und beschwingter. Wie alt mag Ilonka wohl geworden sein? Niemand weiß es so recht. Es geht die Legende, sie habe ihre Papiere alle paar Jahre verändert. Sie mag über achtzig gewesen sein. Vielleicht ging sie auf die neunzig? Aber das ist alles gleichgültig bei einer so ungewöhnlichen Frau, wie sie eine war. Auch zu ihrem Namen noch ein Wort. Ihr ungarischer Taufname war Ilona. Auf der deutschen Bühne nannte sie sich Helene. Edwin nannte sie Ilonka, wie Vater und Mutter. Nur wenige Freunde durften sie gleichfalls Ilonka nennen. Auch darin war sie eigen.“ 2)