Eggerstedtstraße
Altona-Altstadt/Altona-Nord (1951): Otto Eggerstedt (27.8.1886 Kiel – 12.10.1933 KZ Esterwegen), Polizeipräsident in Altona
Früher hieß die Straße Viktoriastraße, benannt 1876, in Erinnerung an den Sieg (Viktoria) Deutschlands über Frankreich 1871. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).
Otto Eggerstedt war der Sohn des Heizers Johann Heinrich Eggerstedt und der Louise Eggerstedt, geborene Hartung.
Otto Eggerstedt erlernte das Bäckerhandwerk, trat um 1904 der SPD bei und wurde gewerkschaftlich aktiv. Der Historiker Holger Martens schreibt über ihn u. a :“Von Februar bis Juli 1919 arbeitete er als Geschäftsführer des Arbeiter- und Soldatenrates von Groß-Kiel. Bis 1924 gehörte er der Kieler Stadtverordnetenversammlung an. Von Mitte 1919 bis Ende 1927 war Eggerstedt als Parteisekretär in Kiel tätig„“ 1)
Auch war er von 1921 bis 1933 Mitglied des Reichstags. Aber damit nicht genug: 1928 übernahm Eggerstedt die Leitung des Polizeiamtes Wandsbek und wurde elf Monate später Leiter des Polizeipräsidiums in Altona. Dazu Holger Martens: „Eggerstedts Amtszeit als Polizeipräsident wurde vom ‚Altonaer Blutsonntag‘ überschattet. Am 17. Juli 1932 forderten Zusammenstöße zwischen NSDAP, KPD und Polizei anlässlich eines Demonstrationszuges der NSDAP in der Altonaer Altstadt 18 Todesopfer.“ 2)
Dazu schreibt der Historiker Wolfgang Kopitzsch: „Als solcher [Polizeipräsident] war er [Eggerstedt]– trotz seiner Abwesenheit wegen einer Wahlkampfreise – indirekt mitverantwortlich für die bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen zwischen Nationalsozialisten, Kommunisten und Polizisten.“3)
Und in Wikipedia steht dazu: „Eggerstedt, [der] auf einer Wahlkampfveranstaltung außerhalb von Altona [war] hatte auch seinem Stellvertreter frei gegeben, ohne allerdings seinen Vorgesetzten in Kiel, den Regierungspräsidenten, davon in Kenntnis zu setzen. Durch Genehmigung und Unterschätzung des NSDAP-Aufmarsches trug Eggerstedt erhebliche Mitverantwortung für den Ablauf der Ereignisse in Altona.“ 4)
„Die Ereignisse dienten Reichskanzler Franz von Papen als weiterer Vorwand, um am 20. Juli 1932 die preußische Regierung durch einen Staatsstreich abzusetzen. Eggerstedt wurde umgehend (…) in den einstweiligen Ruhestand geschickt.“ 5)
Otto Eggerstedt, der mit Mathilde Ruprecht verheiratet war und mit ihr zwei Kinder hatte, beteiligte sich nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten „am Widerstand; so hielt er nach der Ermordung des SPD-Stadtverordneten und Rechtsanwalts Wilhelm Spiegel durch SA-Leute auf dem Friedhof Eichhof eine mutige Trauerrede.
Danach musste Eggerstedt, der den Nazis verhasst war, untertauchen; es wurde gegen ihn ermittelt. Schon am 25. Mai 1933 1933, noch vor dem Verbot seiner Partei, wurde er bei Lütjensee (Kreis Stormarn) auf Grund einer Denunziation verhaftet. (…).“ 6) Die Nationalsozialisten nahmen ihn im Mai 1933 in „Schutzhaft“. Im August 1933 wurde er ins KZ Esterwegen überstellt. Eggerstedt wurde gefoltert und am 12. Oktober 1933 von SS-Leuten ermordet, nach offizieller Verlautbarung „auf der Flucht erschossen“. Eggerstedts Ehefrau und die gemeinsamen zwei Kinder sollen kurz nach dem Tod Eggerstedts Selbsttötung begangen haben, schreibt Dirk Lüerßen in seiner Dissertation.7)