Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Eidigweg

Wilstorf (1962): Johann Christoph Eidig (27.1.1804 Klein-Klecken – 1836/1837 New York), Wilddieb, genoss hohes Ansehen in Wilstorf


Zuvor hieß die Verkehrsfläche Lönsstraße.

06016 Hans Eidig
Hans Eidig; Quelle: gemeinfrei

„Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein und darüber hinaus hatten die herrschenden, meist adligen Kreise nur ihnen zustehende Rechte, die sie notfalls mit obrigkeitlicher Gewalt verteidigten. Zu diesen Rechten gehörte die Jagd. Nur die Herren durften das Wild schießen, und da es viel weniger Herren gab als Rehe und Hirsche, vermehrten diese sich stark und wurden für die Bauern zu einer bösen Plage. Wildschäden beeinträchtigten die Ernten (…). Gar selbst zum Gewehr zu greifen, wagte kaum ein Bauer. Wie sollte sein kleiner Hof weiter existieren, wenn er als Familienvater ins Gefängnis kam? Ein solches Unrecht empörte Männer, die als Wild- oder Freischützen versuchten, den Bauern zu helfen und durch verbotene Jagd die Wildschäden zu verringern. (…) [so auch im Sachsenwald]. Hans Eidig war einer von ihnen. (…) Zusammen mit Gleichgesinnten schießt er das heimische Schalenwild. Er wird von Förstern, Gendarmen und Soldaten gejagt, findet aber meistens mit Hilfe der Bauern Verstecke, die ihn davor bewahren, verhaftet zu werden. (…) Er wird steckbrieflich gesucht, sogar für vogelfrei erklärt und nimmt schließlich die ihm angebotene finanzielle Unterstützung der dänischen und hannoverschen Regierungen für den Fall an, dass er das Land verlässt. 1835 wandert er nach Amerika aus“, schreibt Hermann Drews über die Trittauer Straßen. 1)

Über Johann Christoph Eidigs Herkunft, der Hans genannt wurde, heißt es u. a.: „Eidig wurde als Sohn des Försters Benedix Eidig und dessen Ehefrau Magdalena Margaretha (geb. Niemeyer) am 29. Januar 1804 in Klein-Klecken geboren und am 31. Januar 1804 in der Kirche zu Hittfeld auf den Namen Johann Christoph getauft. Aus Johann wurde der Rufname Hans.“ 2)

Über Hans Eidigs Werdegang wird berichtet: „Mit 16 Jahren machte Eidig eine Ausbildung bei einem Förster in Stelle. Nach der Lehre trat er bei einem Forstmeister auf Gut Borstel bei Winsen seinen Dienst als Jäger an. Während dieser Zeit bemerkte er, dass sich die feudale Jägerei nicht für die Hege und schon gar nicht für die Wildschäden, die den Bauern jährlich entstanden, interessierte. So wurde Eidig zum Wildschützen, um der Landbevölkerung zu helfen“ 3).

William Boehart schreibt über Eidig, dass dieser sich 1832 im Lauenburgischen ansiedelte und von der Bauernschaft unterstützt der Wilddieberei nachging- „Er teilte seinen Gewinn mit den Bauern, denen das Wildbret und der Schutz gegen die Wildschäden willkommen waren. Die beiderstädtische Dorfschaft Geesthacht machte er zu seinem Hauptstützpunkt. Hier baute er mit dem Händler Johann Franck aus Geesthacht ein regelrechtes Geschäft mit Wildfleisch auf, Hauptabsatzmarkt für den Handel war Hamburg.“ 4) Eidig wurde zum Volkshelden, sein Porträt auf Tassen, Kissen etc. abgedruckt und es wurde auf Jahrmärkten zur Drehorgel über ihn gesungen.

Polizei und Försterei jagten ihn vergebens - bis schließlich der Schwarzenbeker Amtmann Friedrich Seestern-Pauly auf eine geniale Idee kam. Dazu heißt es bei William Boehart: „Er ließ Eidig über Mittelsmänner wissen, dass es in den Wäldern Amerikas, wo er freie Jagd hätte, nur so von Wild wimmelte. Das Amt bezahlte die Überfahrt für ihn und seine Ehefrau Catharine. (...) Ende 1835 traf er mit seiner Frau in New York ein.“ 5) Dort starb er Ende 1836 oder Anfang 1837.
Seine Witwe Katharina Margaretha, geborene Petersen kehrte 1837 mit dem Sohn Franz Walter (geb. 1836 in New York) nach Hamburg zurück. 6)