Adenauerallee
St. Georg (1971): Konrad Adenauer (5.1.1876 Köln – 19.4.1967 Rhöndorf), Bundeskanzler
Siehe auch: Louise-Schroeder-Straße
Vorher hieß die Verkehrsfläche Große Allee.

Konrad Adenauer war der Sohn von Helena, geborene Scharfenberg (5.5.1849 Köln – 4.11.1919 Köln), Tochter eines Regimentsmusikers und späteren Bankassistenten. „Im Alter von 15 bis 16 Jahren lernte sie [den 16 Jahre älteren] Johann Conrad Adenauer [1833-1906] kennen.“ 1) Damals diente er als Feldfebel bei der Kölner Garnison, später wurde er Justizbeamter. „Um Helene Scharfenberg heiraten zu können, musste Adenauer als Soldat eine hohe Kaution bezahlen. Diese sollte nachweisen, dass das junge Paar trotz des niedrigen Leutnantsgehaltes ein standesgemäßes Leben führen konnte. Die erforderliche Kaution konnte Johann Konrad Adenauer sowie auch sein zukünftiger Schwiegervater nicht aufbringen. Somit blieb Adenauer keine Wahl und er schied aus dem Dienst aus.“ 2) Er wurde mittlerer Beamter in der Justizverwaltung und heiratete Helene Scharfenberg 1871. Beide waren sie katholischen Glaubens und erzogen ihre Kinder in diesem Sinne.
Das Paar bekam fünf Kinder (geboren: 1872, 1873, 1876, 1879, 1882). Das jüngste Kind starb wenige Monate nach seiner Geburt. Die Familie lebte in finanziell bescheidenen Verhältnissen.
Konrad Adenauer studierte nach dem Abitur Jura, wurde nach dem Studium Assessor am Amtsgericht in Köln und als der damals 30-Jährige 1904 Emma Weyer (10.9.1880 Köln – 6.10.1916 Köln), Tochter des Direktors der Kölner Rückversicherungsgesellschaft Emmanuel Weyer, heiratete, arbeitete er in einer privaten Kanzlei.
Das junge Paar hatte sich 1901 im Tennisclub „Pudelnass“ kennengelernt. Damals absolvierte Emma gerade ein halbjähriges Sprachstudium und erhielt die Befähigung zur Erteilung von Englisch- und Französischunterricht an mittleren und höheren Mädchenschulen. Ein Jahr später verlobte sich das Paar und zwei Jahre später wurde geheiratet.
Emma Weyer, die als Höhere Tochter neben Französisch- und Englischunterricht auch Musik-und Handarbeitsunterricht erhalten hatte, öffnete ihrem, aus so genannten einfachen Verhältnissen kommenden, Gatten die Tür zur Kölner Gesellschaft. Das Paar bekam drei Kinder (1906, 1910, 1912). In dieser Zeit begann Konrad Adenauers politische Karriere. 1905 trat er in die Deutsche Zentrumspartei ein, wurde im Jahr der Geburt des ersten Kindes 1906 Beigeordneter der Stadt Köln und ein Jahr vor der Geburt des zweiten Kindes 1909 erster Beigeordneter der Stadt Köln und zuständig für das Finanz-, Personal- und Ernährungsdezernat.
1916 starb Emma Adenauer. „Sie hatte sich nach der Geburt des ältesten Sohnes nur schwer erholt und nach der Geburt des dritten Kindes, der Tochter Ria [geboren 1912], gar nicht mehr. Konrad, der älteste Sohn von Konrad und Emma Adenauer erinnert sich: ‚Meine Mutter war viele Jahre leidend, aber ich hatte nie geglaubt, daß sie früh sterben müsse, bis dann eines Tages bei einem Besuch des Lehrers, der mich auf eine höhere Klasse vorbereitete, mein Vater zu dem Herrn sagte: ‚Meine Frau wird sterben.‘“. 3)
Ein Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau wurde der Witwer und alleinerziehende Vater von drei Kindern mit 41 Jahren der jüngste Bürgermeister (Köln) Deutschlands. Doch er war noch voller Trauer um den Tod seiner Frau und auch die Sorge um seine Kinder drückte ihn sehr. Seinem Tagebuch vertraute er an: „Das Jahr 1917 war für mich schwer, sehr schwer. Voll körperlicher Qual und geistigem Elend. Das ganze Jahr ist erfüllt von Schmerz und Leid und Sehnsucht nach meiner teuren Frau. Sehr schwer lastet auch auf mir die Sorge um die Erziehung meiner geliebten Kinder, der ich mich kaum widmen kann. Mutterlose Kinder, das ist etwas unendlich Trauriges. Ein Übermaß von Arbeit brachten mir die ersten Monate dieses Jahres. Die Arbeit war mir wie ein Narkotikum für mein Leid. In jungen Jahren zu einer großen Stellung berufen, bin ich ein viel beneideter Mann und dabei arm, bitter arm.“ 4)

Drei Jahre nach dem Tod seiner Frau heiratete Konrad Adenauer 1919 erneut. Damals war er 43 Jahre alt, seine Frau Gussie Zinsser (7.12.1895 Köln -3.3.1948 Rhöndorf) aus dem Nachbarhaus 25 Jahre jung. Sie war die Tochter eines Dermatologen und Hochschulprofessors. Die Familien Zinsser und Adenauer pflegten seit Langem nachbarschaftliche und freundschaftliche Beziehungen. Vor der Hochzeit war Gussie Zinsser vom protestantischen zum katholischen Glauben konvertiert.
Beide verband die Liebe zur Musik und zur Natur. Konrad Adenauers Söhne aus erster Ehe, Max und Konrad, äußersten sich über Gussie Zinsser, so sagte Max Adenauer: „Mit der Gussi Zinsser standen wir sehr familiär, sehr auf Du und Du. Sie war ja vielleicht 14, 15 Jahre älter als ich es gewesen bin. Wir arbeiteten mit ihr auf den Feldern hier (…). Es war ein sehr persönliches freundschaftliches Verhältnis und ich muß sagen, als sie dann die Frau meines Vaters wurde, war das für mich ein Ereignis, das wir sehr positiv akzeptierten. Das einzige, was eben etwas merkwürdig war, daß wir in der Anrede statt ‚Gussi‘ jetzt auf einmal ‚Mutter‘ sagen sollten. (…).“ Und der Sohn Konrad erzählte: „Ja, es war nicht einfach für mich, wie es auch für meine Stiefmutter nicht einfach war. Namentlich hatte ich daran auszusetzen, daß die kleinen Geschwister, die dann in dieser Ehe geboren wurden, dasselbe Gewicht hatten wie ich, obschon die Kinder wirklich Kinder waren und ich fast erwachsen.“ 5)
Das Ehepaar Konrad und Gussie Adenauer bekam fünf Kinder. Das erste Kind, geboren 1920, starb wenige Tage nach der Geburt. Es folgten weitere Kinder in den Jahren 1923, 1925, 1928 und 1931. Unterstützt in der Familienarbeit wurde Gussie Adenauer durch Maria Weyer, der Schwester der verstorbenen ersten Ehefrau Konrad Adenauers.
„Während der Zeit ihres Mannes als Kölner Oberbürgermeister arbeitete Gussie Adenauer im Katholischen Deutschen Frauenbund und als Kuratoriumsmitglied der katholischen Vereinigung für Kinder- und Jugendhilfe. Ihr soziales und karitatives Engagement war zugleich ein politisches. In einer kleinen Gruppe der Frauenorganisation der Zentrumspartei kämpfte sie 1933 gegen die Herrschaft Hitlers und erlitt Diffamierungen und Drohungen der Nationalsozialisten.“ 6) Außerdem gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern des Kölner Frauenkunstvereines Gedok.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Konrad Adenauer als Oberbürgermeister von Köln abgesetzt. Er fand daraufhin für ein Jahr Schutz im Kloster Maria Lach, wurde 1934 von der Gestapo verhaftet, aber nach zwei Tagen wieder freigelassen. Gussie Adenauer war mit den sieben Kindern zunächst in Köln geblieben. „Als die Nationalsozialisten ihr Haus beschlagnahmten, zog sie mit den Kindern in das Krankenhaus St. Elisabeth Hohenlind. Sie folgte am 1. Mai 1934 ihrem Ehemann nach Neubabelsberg und zog 1935 mit ihm nach Rhöndorf, nachdem 1934 seine Eingabe an das Reichsministerium des Inneren unter Wilhelm Frick auf Anstellung abgelehnt worden war. In Rhöndorf baute Augustes Bruder, der Architekt Ernst Zinsser, ein Eigenheim, das die Familie Adenauer 1937 beziehen konnte. Die Familie lebte vom Verkaufserlös des Kölner Stadthauses und von der gekürzten Pension Konrad Adenauers.“ 7)
„Nachdem Adenauer am 23. August 1944 verhaftet wurde, ihm die Flucht aus dem Gestapo-Gefängnis auf dem Messegelände in Köln gelang und er bei Hachenburg im Westerwald untergetaucht war, wurde Gussie Adenauer von den Nationalsozialisten in der Gestapo-Zentrale in Köln derart unter Druck gesetzt, dass sie den Aufenthaltsort ihres Mannes preisgab. Daraufhin wurde Adenauer am 25. September 1944, dem Tag ihrer Silberhochzeit, verhaftet. Sie erlitt einen seelischen Zusammenbruch und unternahm einen Selbstmordversuch. Von den erlittenen Qualen erholte sie sich nicht mehr. Sie verstarb am 3. März 1948 an den Folgen ihrer Verletzungen.“ 8) Damals war das jüngste Kind 14 Jahre alt. Ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Ehefrau wurde Konrad Adenauer zum Präsidenten des Parlamentarischen Rates in Bonn ernannt und ein Jahr später, als sein jüngstes Kind 15 Jahre alt war, zum Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Konrad Adenauer heiratete nicht mehr.
Konrad Adenauer äußerte sich auch zur „Frauenfrage“. Als CDU-Parteivorsitzender bemängelte er 1947 auf dem ersten CDU-Parteitag in der britischen Zone, „dass nur wenige Kreisverbände Frauen als Delegierte entsandt hätten: ‚Wir Männer müssen uns an den Gedanken gewöhnen und uns damit vertraut machen, dass die Frau ein ganz wesentliches Wort in der Politik mitzusprechen hat.‘" 9) Doch solche Frauenworte sollten sich nur auf der kommunalpolitischen Ebene Gehör verschaffen. Politikerinnen sollten nicht nach „mehr“ und „Höherem“ streben. So äußerte er denn auch 1958: „Es gibt viele tüchtige Frauen, die es mit ihrer Pflicht als Hausfrau und Mutter eben nicht vereinbaren können, in Bonn, in Kiel, in Düsseldorf oder sonstwo in einem Lande wochen- oder monatelang tätig zu sein.“ Nein, das konnte er sich nicht vorstellen, da war der damalige Bundeskanzler dann doch zu sehr dem patriarchalen Geschlechtsrollenbild verhaftet. Entsprechend hatte er sich schließlich auch in seinem privaten Leben eingerichtet und konnte deshalb als Vater von sieben Kindern wochen- und monatelang abwesend sein, um „hohe“ Politik zu machen.
Seine Abneigung gegen Frauen in herausgehobenen politischen Positionen zeigte sich z. B. auch 1949, als Helene Weber, ebenfalls CDU, als eine von fünf Kandidaten für die Vertretung des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen im Bundesvorstand vorgeschlagen wurde. Da sagte Konrad Adenauer auf der CDU-Fraktionssitzung am 1. September: „(…)aber ich glaube nicht, dass es richtig ist. So sehr ich Frau Weber schätze, es ist doch unmöglich, dass das Land NRW, das volkreichste Land mit der ganzen Industriearbeiterschaft, durch eine Frau alleine vertreten wird. Das geht doch nicht.“ 10)
Und auch als 1961 die CDU-Politikerin Elisabeth Schwarz erste Bundesministerin wurde, war Konrad Adenauer nicht erfreut darüber. Er wollte keine Frau in seinem Kabinett haben. „Doch die Frauen im Bundestag, damals noch eine winzige Minderheit, hatten darauf bestanden. Stur eröffnete Adenauer seine Kabinettssitzungen weiter mit ‚Morjen, meine Herren‘ – und als Schwarzhaupt sich dagegen wehrte, erwiderte er nur: ‚In diesem Kreis sind auch Sie ein Herr‚.“ 11)
Der Historiker Felix Sassmannshausen meint antisemitische Bezüge bei Adenauer festgestellt zu haben. In seinem Dossier zu Straßen - und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin schreibt er: "In der Weimarer Republik war er [Adenauer] für die Zentrumspartei Bürgermeister in Köln, wo er sich um Distanz zur NSDAP bemühte. Als erster Bundeskanzler versammelte er ehemalige NS-Funktionäre in seiner Regierung um sich. Von 1951 bis 1955 war er Außenminister und setzte sich intensiv für deutsch-israelische Beziehungen ein. Es gibt verschiedene Hinweise auf antisemitische Ressentiments im Denken Adenauers, die sich auf ein Interview aus dem Jahr 1965 und auf Äußerungen Adenauers bei einem Treffen im Jahr 1954 beziehen. Während der antisemitischen 'Schmierwelle' Ende der 1950-er Jahre bagatellisierte Adenauer den Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft." 12)
Adenauer und Kolonialismus
„Auch der spätere Bundeskanzler Konrad Adenauer (Adenauerplatz) ließ sich vom Kolonialgedanken begeistern und forderte von 1931-1933 als stellvertretender Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft ‚unerbittlich [...] Deutschlands Recht auf eigene Kolonien‘ ein." 13)
Unter www.freiburg-postkolonial.de/Seiten/strassen.htm heißt es ausführlicher:
Konrad Adenauer erklärte: „1927 (…) als Kölner Oberbürgermeister: ‚Das Deutsche Reich muss unbedingt den Erwerb von Kolonien anstreben. Im Reiche selbst ist zu wenig Raum für die große Bevölkerung.‘ (…).
1927 startete die Zeitschrift ‚Europäische Gespräche. Hamburger Monatshefte für Auswärtige Politik‘ eine Umfrage unter 200 ‚Personen der Öffentlichkeit‘ mit drei Fragen: 1. Soll das Deutsche Reich den Erwerb von Kolonien anstreben? 2. Soll eine koloniale Betätigung des Deutschen Reiches unter der Form des Kolonial-Mandats [des Völkerbundes] angestrebt werden? 3. Soll das Deutsche Reich sich darauf beschränken, für seine Angehörigen und für seinen Rohstoffbezug in fremden Kolonien wie in den Mandatsgebieten volle Gleichberechtigung mit den anderen Nationen zu fordern? In Heft XII vom Dezember 1927 erschienen die Antworten, auf S. 611 als erste die von Oberbürgermeister Dr. Adenauer, Köln:
‚Zu Frage 1. Das Deutsche Reich muß unbedingt den Erwerb von Kolonien anstreben. Im Reiche selbst ist zu wenig Raum für die große Bevölkerung. Gerade die etwas wagemutigen, stark vorwärtstreibenden Elemente, die in den Kolonien ein Feld für ihre Tätigkeit finden, gehen uns dauernd verloren. Wir müssen für unser Volk mehr Raum haben und darum Kolonien.
Zu Frage 2. Die koloniale Betätigung des Deutschen Reichs unter der Form des Kolonial-Mandats ist natürlich weniger wünschenswert als der Besitz eigener Kolonien. Man sollte m.E. zunächst das Kolonial-Mandat anstreben, um wenigstens einen Schritt weiterzukommen, darüber aber das Ziel, eigene Kolonien frei zu besitzen, niemals aus dem Auge lassen.
Zu Frage 3. Die Antwort ergibt sich aus meiner Stellungnahme zu Frage 1.‘“. 14)