Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Flemingstraße

Winterhude (1910): Paul Fleming (5.10.1609 Hartenstein – 2.4.1640 Hamburg), Dichter


0774 Paul Flemming
Bildnis von Paul Flemming; Quelle: Hamburg Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Paul Fleming war der Sohn des Lehrers und Pastors Abraham Fleming und der Dorothea Fleming, geborene Müller, Kammerjungfer der Gräfin von Schönburg-Waldenburg. Sie starb, als Paul Fleming sieben Jahre alt war. Im Jahr des Todes der Mutter heiratete Paul Flemings Vater Ursula Zehler, verw. Köler.

Paul Flemming studierte Medizin: „aber seine Neigungen galten der Dichtung. Der schlesische Barockdichter Martin Opitz wurde sein vorbildliches Ideal, das er nachahmte. Dem Geiste der Zeit entsprechend bewegte sich seine Dichtung zwischen zwei Polen: dem weltlichen Bereich mit seinen Freuden und Leiden und dem geistlichen Bereich, in dem sich der Dichter besonders durch die Psalmen und die Passion Christi anregen ließ. Seiner religiösen Dichtung hat man Tiefe und Innigkeit zuerkannt, und man findet in ihr auch eine bisweilen schwermütige Ergebenheit in Gottes Willen –man bedenke die Umstände der Zeit; das Wüten des Dreißigjährigen Krieges und die grausige Ernte, die die Pest hielt. Fleming hatte ein williges Auge und ein offenes Ohr für die Not und Zerrüttung der Zeit, die in ihm, wie in manchen seiner Zeitgenossen, einen religiös tief verwurzelten Patriotismus erweckten. Gustav Adolfs Tod veranlaßte ihn schließlich, die Heimat zu verlassen, um sich der Schleswig-Holsteinischen Gesandtschaftsreise nach dem Osten anzuschließen. Ein Zeugnis des Geistes, in dem er diese Reise antrat, findet sich heute noch in unseren Gesangbüchern. Es ist das vor Antritt der Reise gedichtete Lied In allen meinen Taten laß ich den Höchsten raten.

Auf der Rückreise verlobte er sich in Reval, eilte über Schleswig nach Leyden, wo er zum Doktor der Medizin promovierte, in der Absicht, als Arzt nach Reval zurückzukehren. Auf der Rückreise dahin starb er und wurde in St. Katharinen in Hamburg bestattet. In Erwartung seines Todes dichtete er auf dem Totenbett am 18. März 1640 seine eigene Grabschrift. Sie ist in der Form eines Sonetts abgefaßt, dessen letzte Zeilen Zeugnis lutherischer Frömmigkeit angesichts des Todes sind: ‚Ich sag‘ Euch gute Nacht / und trete willig ab. Sonst alles ist gethan / bis an das schwartze Grab. Was frey dem Tode steht / das thu er seinem Feinde. Was bin ich vielbesorgt den Othem aufzugeben? An mir ist minder nichts / das lebet / als mein Leben,‘“1) schreibt Gottfried Mehnert in seinem Porträt über Paul Fleming.

Flemings Frauen und Erotik
„Eine liebevolle Stiefmutter [Ursula Zehler (gest.1633)] betreute F. und seine Schwester. Seine Patin, Katharina Gräfin von Schönburg, ermöglichte dem begabten Knaben die Ausbildung, zunächst in der Stadtschule zu Mittweida, seit 1623 auf der Thomasschule in Leipzig,“ 2) heißt es in der Neuen Deutschen Biographie.

1635 lernte Paul Fleming „in Reval die drei Töchter der Kaufmannsfamilie Niehusen [aus Hamburg] kennen. In seinem Gedicht an Elsabe Niehusen ‚Ein getreues Hertze wissen‘ betonte er den Wert der Treue für die menschliche Selbstbehauptung,“ 3) so Katja Lindhorst Doch bald musste Fleming mit seiner Gesandtschaft wieder Reval verlassen. Ein Jahr später erhielt er die Nachricht, dass Elsabe sich mit dem Hauslehrer der Familie verlobt hatte, den sie 1637 heiratete und mit dem sie Reval verließ.

Als Fleming 1639 nach Reval zurückkehrte, verliebte er sich in Anna Niehusen, die jüngere Schwester seiner verflossenen Geliebten Elsabe. „Zeugnis von seiner tiefen Zuneigung geben zahlreiche Sonette, Epigramme und Oden, die er an sie richtet. Anna, inzwischen fast 18-jährig, glich (..) im Aussehen vermutlich sehr ihrer älteren Schwester Elsabe, aber bereits während seines ersten Aufenthaltes in Reval hatte er die charakterlichen Unterschiede der insgesamt drei Schwestern in seinem Gedicht ‚Dreien Schwestern‘ festgehalten. Liest man die Gedichte aus jener Zeit, lässt sich vermuten, dass Anna anfangs Flemings Werben abwehrte und nicht gewillt war mit ihm eine Beziehung einzugehen. Doch schließlich hatte er Erfolg: am 8. Juli 1639 wurde die Verlobung der beiden Liebenden bekannt gegeben. Bereits drei Tage später brach Paul Fleming auf, um an der niederländischen Universität Leiden seine Doktorwürde zu erlangen. Er kehrte nie nach Reval zurück. Am 2. April 1640 starb er in Hamburg an einer Lungenentzündung,“ 4) beschreibt Katja Lindhorst das Liebesleben Flemings.

Eine tiefe Freundschaft pflegte Fleming mit Georg Gloger. In der Literatur wird diskutiert, ob sie homoerotische Tendenzen hatte. So steht auf der Website des Centrums schwule Geschichte: „Während seines Medizinstudiums in Leipzig (1628-1633) verliebte sich Fleming unsterblich in seinen Kommilitonen Georg Gloger, mit dem er eine enge und zumindest homoerotisch gefärbte Bindung einging. Literarischen Ausdruck fand diese Bindung in zahlreichen Liebesgedichten, die Gloger und Fleming füreinander verfassten. (…). Fleming war allerdings auch dem weiblichen Geschlecht zugetan (…).“5)

In Wikipedia heißt es über Flemings schriftstellerisches Schaffen: „Als Höhepunkt seines Schaffens gelten Flemings erotische Dichtungen, in denen der deutschsprachige Petrarkismus seinen Höhepunkt erreichte. Er setzte dem petrarkischen Motiv der Selbstaufgabe das poetische Bekenntnis zur Selbstbehauptung entgegen und thematisierte wiederum das Hauptmotiv seiner gesamten Dichtung: die Beständigkeit und Treue zur Geliebten, zu sich selbst, zum Vaterland und zu seinem Glauben.“ 6)