Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Franz-Rohr-Weg

Bergedorf (2006): Franz-Josef Rohr (21.11.1903 Köln -1986), Fraktionsvorsitzender der CDU in der Bezirksversammlung Bergedorf


Von 1946 bis 2006 hieß die Straße Gustav-Stille-Weg. Sie wurde wegen dessen NS-Belastung umbenannt. Gustav Stille, Arzt und Schriftsteller, verfasste rassenideologische Schriften mit starken antisemitischen Tendenzen.

Franz Rohr wurde am 21. November 1903 in Köln-Mühlheim geboren. Er war von Beruf Maschinenbauer und wohnte in Hamburg-Lohbrügge in der damaligen Bahnhofstraße 16. Vor 1931 war er als Dachdecker und Bauklempner beschäftigt gewesen und wegen Arbeitsmangels 1931 entlassen worden. Von Ende März 1933 bis Ende April 1937 arbeitete er als Maschinenbauer und von Mai 1937 bis Ende Juni 1944 als techn. Angestellter beim Klöckner-Flugmotorenbau in Hamburg. Zum 1. Juli 1944 wurde er zum Abteilungsleiter beim Deutschen Flugmotorenbau befördert. Diese Stellung hatte er auch nach dem Ende des Nationalsozialismus inne.

Franz Rohr trat in der NS-Zeit nicht der NSDAP bei. Er war von Oktober 1934 bis Mai 1945 Mitglied der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und von 1941 bis Mai 1945 Mitglied der NSV, des Weiteren von 1940 bis 1945 Mitglied des DRK.1)

Die DAF (Deutsche Arbeitsfront) wurde am 10.5.1933 gegründet, war der NSDAP angeschlossen und „mit ca. 23 Mio. Mitgliedern (1938) die größte NS-Massenorganisation. Als Einheitsgebilde ‚aller schaffenden Deutschen‘ konzipiert, schuf ihr Reichsleiter Robert Ley ein vielgliedriges, bürokratisch aufgeblähtes Organisationsimperium, mit dem er in nahezu alle Felder der nat.soz. Wirtschafts- und Sozialpolitik einzudringen trachtete. Entscheidender Einfluß auf materielle Belange in diesem Bereich blieb der DAF jedoch verwehrt, vielmehr musste sie sich im wesentlichen auf die allgemeine Betreuung und weltanschauliche Schulung ihrer Mitglieder beschränken. Die sich aus den Mitgliederzahlen ergebende enorme Finanzkraft der DAF (Beitragsaufkommen 1939: 539 Mio. RM) diente (…) v.a. der Finanzierung ihrer Wirtschaftsunternehmen. Hierzu gehörten u.a. Wohnungsbau- und Siedlungsgesellschaften, Banken, Verlags- und Druckereiunternehmen, Werften, (…) Volkswagen (…) Der zweite Pfeiler der Aktivitäten der DAF waren die unterhalb des Zentralbüros geschaffenen Ämter; hierzu zählte u.a. das Amt für Berufserziehung und Betriebsführung (…), das Amt Soziale Selbstverantwortung (…), sowie die NS-Gemeinschaft ‚Kraft durch Freude‘.“ 2)
Die NSV war „mit 17 Mio. Mitgliedern (1943) nach der Deutschen Arbeitsfront die größte und in der Öffentlichkeit bekannteste NS-Massenorganisation. (…) Ihren Anspruch auf Monopolisierung der gesamten freien und öffentlichen Wohlfahrt konnte die NSV zwar nicht realisieren, doch gelang es ihr, die in der freien Wohlfahrt tätigen Verbände zurückzudrängen bzw. gleichzuschalten, deren finanzielle Mittel zu beschneiden und auch die von den Kommunen getragene öffentliche Fürsorge einzuschränken. Angesichts der ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel (Mitgliedsbeiträge, Spenden, staatliche Zuwendungen) war es möglich, in alle Bereiche der Wohlfahrt zu expandieren und dort spezifische Akzente zu setzen. Aufgrund ihrer scheinbaren Ideologieferne war die Arbeit der NSV populär und die Mitgliedschaft erschien auch für diejenigen, die dem Regime eher zögernd oder kritisch gegenüberstanden, aber aus Opportunitätsgründen in eine Parteiorganisation eintreten wollten, akzeptabel. Tatsächlich war die Arbeit der NSV von rasse- und erbbiologischen Selektionskriterien bestimmt, indem v. a. ‚rassisch wertvolle‘. Nur zeitweilig in eine Notlage geratene Bedürftige gefördert werden sollten, während ‚Minderwertige‘, ‚Asoziale‘, Alte und Kranke der (Minimal-) Unterstützung der öffentlichen Fürsorge überlassen wurden.“ 3)

Zum Militärdienst wurde Franz Rohr wegen „Arbeitsverwendungsunfähigkeit“ nicht eingezogen. Zwischen Juni 1943 und November 1943 war er arbeitsdienstverpflichtet bei dem Klöckner-Flugmotorenbau Brünn in der Tschechoslowakei. 4)