Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Fritz-Schade-Weg

Ochsenwerder (2012): Friedrich (Fritz) Wilhelm Franz Johann Georg Schade (20.7.1905 – 19.11.1972 Hamburg), Pastor in Ochsenwerder, Gegner des Nationalsozialismus


Fritz Schade, geboren 1905 im damals noch nicht nach Hamburg eingemeindeten Wandsbek, wurde am 24.4.1932 in der Hamburger St. Katharinenkirche ordiniert, wurde dann Hilfsprediger am Allgemeinen Krankenhaus Barmbek und ab 2. Oktober 1932 Pastor an der St. Pankratiuskirche in Ochsenwerder. Ab 2. November 1952 wirkte er bis 1966 als Gemeindepastor an der Wandsbeker Kreuzkirche und dann vom 1. Oktober 1966 bis zu seinem Tod am 19.11.1972 als Pastor in Hinschenfelde.1)

1938 hatte Schade Anna Ruschenbusch (22.6.1907 – 31.1.1982 Sprötze) geheiratet. Das Paar bekam vier Kinder. 2)

1953 war Fritz Schade an der Grundsteinlegung des auffälligen achteckigen Kirchenbaus direkt am S-Bahnhof Tonndorf beteiligt. Kurz vor seinem Ruhestand verstarb er auf der Kanzel in der von ihm 1965/66 mitbegründeten Emmauskirche während seiner Predigt. Sein Grab liegt in unmittelbarer Nähe auf dem Friedhof Hinschenfelde.

Pastor Schade, der zwischen 1932 und 1952 in der Gemeinde St. Pankratius in Ochsenwerder tätig war, hatte im Rahmen seiner sehr begrenzten Möglichkeiten Menschen im KZ Neuengamme mit Kleidung und wärmendem Zubehör versorgt. Um diesen humanen Einsatz unter schwierigsten politischen, innerkirchlichen und gesellschaftlichen Bedingungen zu würdigen, regte der Kirchenvorstand Ochsenwerder an, für eine neu entstehende Straße zwischen Ochsenwerder Landscheideweg und Graumannstwiete in Bergedorf den Namen „(Pastor) Fritz-Schade-Weg“ zu vergeben.

Am 8. Oktober 2012 war es soweit. Die „Bergedorfer Zeitung“ berichtete: „Zur ‚Einweihung‘ des Straßenschildes kamen mehr als 60 Besucher - darunter viele Nachfahren des ehemaligen Pastors. Fritz Schade hatte im Dritten Reich sein Leben aufs Spiel gesetzt. Seine Meinung zum Nationalsozialismus äußerte Pastor Fritz Schade auch in seinen Predigten. Das ist historisch belegt. ‚Mein Vater hat schon 1936 auf der Kanzel vor Goebbels gewarnt‘, sagte Gotthard Schade und fügte hinzu: ‚Deshalb wurde er nur von einem Teil des Dorfes respektiert‘. Fritz Schade sprach damals Sätze wie ‚Unser Führer ist Jesus Christus‘. Der Dorfpolizist hörte den Predigten des mutigen Pastors deshalb besonders aufmerksam zu. Weil Fritz Schade sich weigerte, für den Reichsbischof zu beten, wurde er vom damaligen Hamburger Bischof Franz Tügel sogar abgemahnt. Trotzdem überlebte der Geistliche.

Gotthard Schade war zum Festakt der Straßenbenennung mit seinen Brüdern Georg und Michael Schade sowie seiner Schwester Mechthild Johnson und rund 30 Enkeln und Urenkeln angereist. Das Wirken von Fritz Schade hat viele Spuren hinterlassen. Sein Sohn Georg wurde Diakon, Gotthard wählte den Beruf des Pastors. ‚Ich weiß von acht Menschen, die zur Zeit meines Vaters zur Kirchenjugend in Ochsenwerder gehörten und später selbst Kirchenvertreter wurden. Einer von ihnen ging sogar nach Rom‘, resümierte Georg Schade, ‚wir freuen uns sehr darüber, dass unser Vater nicht vergessen wurde‘. Hans-Georg Schmidt, Pastor im Ruhestand und ehemaliger Leiter der Alsterdorfer Anstalten, war Konfirmand bei Fritz Schade. Schmidt erinnerte in seiner Ansprache bei dem Empfang im Pastorat an den couragierten Mann, den er als ‚gebildeten Theologen‘ in guter Erinnerung hat.“
Text: Cornelia Göksu