Frohmestraße
Schnelsen (1947): Karl Frohme (4.2.1850 Hannover – 9.2.1933 Hamburg), Reichstagsabgeordneter (SPD) für Schleswig-Holstein
Vor 1947 hieß die Straße Hamburgerstraße. In der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Niendorfer Heerstraße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1947 bei Hamburgerstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
Von Beruf war Frohme Schlosser und Maschinenbauer. Über seinen politischen Werdegang heißt es im „Schnelsen-Archiv“: Bereits im Dezember „1867 trat er dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein bei und eignete sich privat ein umfangreiches historisches und nationalökonomisches Wissen an. Als Wortführer der ‚Reformisten‘ führte er teilweise eine ‚scharfe Zunge‘, so dass er 1870 wegen Beleidigung von Bismarck und Majestätsbeleidigungen angeklagt wurde, und 1871 sowie 1886 Haftstrafen von 3 und 9 Monaten absitzen musste. Politisch gehörte Frohme seit 1875 der in Gotha vereinigten Sozialdemokratie an und wurde erstmals 1881 Reichstagsabgeordneter für den Wahlkreis Hanau-Gelnhausen-Orb. Seit 1884, war Karl Frohme mit Unterbrechungen bis 1912 achtmal Reichstagsabgeordneter für den Wahlkreis Altona-Stormarn und nach dem 1.Weltkrieg von 1919 bis 1924 Reichstagsabgeordneter für Schleswig-Holstein. Karl Frohme, der sich auch als Schriftsteller betätigte und eine Vielzahl von Veröffentlichungen vorweisen konnte, wurde 1890 bis 1914 Redakteur des ‚Hamburger Echo‘ und schrieb auch für die Gewerkschaftspresse. Seit 1890 wohnte der Politiker in Eimsbüttel in der Osterstraße 60 und von 1895 bis ca. 1926 im Schulweg 35. Sein letzter Wohnsitz wird 1932 mit der Straße ‚Oben Borgfelde‘ 40 in Borgfelde angeben. 10 Tage nach der Machtübernahme am 30.01.1933 durch Adolf Hitler verstarb Karl Frohme in Hamburg und entging somit eine zu erwartende Verfolgung durch die Nationalsozialisten.“ 1)
Frohme war seit 1876 verheiratet und Vater von zwei Kindern. 2) In den meisten Veröffentlichungen über Karl Frohme wird diese Tatsache verschwiegen.
Karl Frohme und die Revolution:
Karl Frohme wollte zwar eine Revolution, aber keinen Umsturz. So schrieb er „1885 in seinem Buch ‚Friedliche Entwicklung oder Gewaltsamer Umsturz‘, dass kein Industrieller die friedliche Revolution zu fürchten brauche, da die Sozialisten ihnen ihr Eigentum nicht nehmen wollten. Frohme lud die ‚herrschende Gesellschaft‘ sogar ein, sich an dieser friedlichen Revolution zu beteiligen, denn nur so könne sie einen gewaltsamen Umsturz verhindern.“ 3)
Karl Frohme als Schriftsteller:
Er schrieb z. B. das Gedicht „die Mutterliebe“:
„Wehe, wer sie nie gewonnen.
Dreimal weh,. Wer sie verliert,
Mutter liebe, heil’ger Bronnen
Aller Tugend, die uns ziert!
Urquell aller edlen Triebe,
Tau, der sie befruchtend rinnt,
Nichts so sehr als Mutterliebe
Macht den Menschen gutgesinnt.
Ach, wie oft wird sie vergolten,
Mit des Undanks Tat und Wort,
Wird verkannt und hart gescholten,
Dieser beste Kindeshort!
Aber einmal doch im Leben
Kommt dem Kind die Neuezeit,
Und zum segnenden Vergeben
Ist die Mutter gern bereit.
Hat ein Unheil dich betroffen,
Wohl dir, wenn ein Trost dir blieb,
Der dich stärkt zu neuem Hoffen:
‚Meine Mutter hat mich lieb.‘
Hin zu ihr, wenn du verloren
In des Lebens Sturm dejn Pfad,
Sie, die dich in Schmerz geboren,
Hilft dir gern mit Rat und Tat.
Preis der Mutterliebe! Ehre
Stets ihr heiliges Gebot,
Achte ihrer frommen Lehre,
Bau‘ auf ihren Schutz in Not.
Sie kann nimmermehr verderben,
Ihre Macht verkümmert nie,
Mutterliebe kann nicht sterben,
Uebern Grab noch waltet sie.“
Quelle: unter: https://gedichte.xbib.de/--105310_44342_78185_91157_99301--.htm#Frohme,%20064.%20Mutterliebe
Auszug aus dem Gedicht „Frauenlob“:
„Die Frau, die treu und fromm und gut (…)
Im trauten Heim wirkt wohlgemut
Mit echtem Tugendsinn
Ist doch des Mannes bester Teil
Zu stetig festen Werks Beginn,
ihm und den lieben Kindern Heil
Und herrlicher Gewinn.
Das schönste Los ist ihr vertraut
Im engen Kreis der Häuslichkeit
Auf Frauentugend wird gebaut
Ersehnte bess’re Zeit.
Gut‘ Kinderzucht – präg’s jeder ein! –
Für Wahrheit und Gerechtigkeit,
So heißt das Zaubersprüchelein,
das dieser Zeit uns weiht,
Du, wackre Frau, hast sie geübt,
Im Geist der Liebe recht und schlicht,
Ob Leid dir manchen Tag getrübt,
Als höchste Mutterpflicht.
Der Kind- und Kindeskinder Schar
Vergißt dir’s wahrlich nicht!
Sei hochbeglückt noch viele Jahr,
Bis dass dein Auge bricht.“
Quelle unter: https://gedichte.xbib.de/--45912_80690_79299_44315_91158--.htm#Frohme,%20065.%20Frauenlob