Gluckstraße
Barmbek-Süd (1881): Christoph Willibald Ritter von Gluck (2.7.1714 Erasbach/Oberpfalz – 15.11.1787 Wien), Komponist
Glucks Vater war der Forstmeister Alexander Gluck, die Mutter hieß mit Vornamen Maria Walpurga, Mehr ist über sie nicht bekannt. In der Neuen Deutschen Biographie heißt es über Glucks Kindheit und beruflichen Werdegang u. a. „Sicherlich erhielt er im Elternhause den damals in Böhmen üblichen Musikunterricht, doch verwehrte man ihm den Beruf des Musikers, weshalb er entwich und sich musizierend zur Hauptstadt durchschlug. 1736 verpflichtete ihn der Mailänder Aristokrat Melzi für seine Privatkapelle; er hatte G. wohl in Wien kennengelernt, wo dieser vorher kurze Zeit bei der Hausmusik des Fürsten Lobkowitz mitwirkte. (…)
Plötzlich trat der bis dahin offenbar nicht sonderlich beachtete deutsche Musiker erfolgreich ans Licht der Öffentlichkeit: Am 26.12.1741 wurde die Spielzeit der Mailänder Oper mit seinem ‚Artasorse‘ (Text von Metastasio) eröffnet. Bis zum Frühjahr 1745 erschienen nun nicht weniger als 7 weitere Opern G.s in Mailand, Venedig und Crema. Daneben komponierte er zahlreiche Einlagen zu fremden Werken. Mit einem Ruf an das Heymarket-Theater nach London, wohin G. im Herbst 1745 abreiste, begann eine Reihe von Wanderjahren: Von London, (…) verabschiedete er sich schon im nächsten Frühjahr (…) und ging mit den Operntruppen Mingottis und Locatellis, für die auch einige Werke entstanden, nach Dresden, Hamburg, Kopenhagen und Prag.“ 1)
Am 15. September 1750 heiratete der damals 36-jährige Gluck in St. Ulric in Wien die damals 18-jährige Maria Anna Pergin (1732-1800), Tochter eines reichen Kaufmanns und dessen Ehefrau. „Anton Schmid, der erste Gluck-Biograph, behauptete, der Vater der Braut habe Gluck die Hand seiner Tochter verweigert. Nach dessen Tode, 1750, habe dann der Ehe nichts mehr im Wege gestanden. Das ist jedoch eine Legende, an der alle großen Gluck-Biographen von Einstein bis Albert fleißig weitergestrickt haben. Erst 1953 recherchierte Max Kratochwill, daß ‚der reiche Großhändler und Wechsler‘ Joseph Pergin bereits 1738 im Alter von 52 Jahren verstarb. Marianne war damals sechs Jahre alt. Da ihre Mutter einer Ehe mit Gluck positiv gegenüberstand, wird vermutlich der Vormund Joseph Saliet Einspruch erhoben haben. Mit dem Liebesversprechen der 16jährigen, aber enttäuscht über die Absage reiste Gluck aus Wien ab, um seinen Vertragsverpflichtungen in Hamburg und Kopenhagen nachzukommen. Gluck, sicher kein Mann von Traurigkeit, stolperte im gleichen Jahr, in dem er Marianne Pergin kennen- und liebengelernt hatte, in eine intime Beziehung zu [einer] (..) Soubrette seines Ensembles, Das galante Abenteuer blieb jedoch nicht ohne Folgen: Gluck erkrankte (…). Von diesem Mißgeschick erhielt die Nachwelt indiskreterweise aus einem Briefwechsel eines anderen Ensemblemitglieds, der Sängerin Marianne Priker, Kenntnis, die ihrem Mann in England über den Theaterklatsch unterrichtete. Der Pirker war ihre Kollegin denkbar unsympatisch. Als die Soubrette vom dänischen Hof abgelehnt wurde, meinte sie: ‚Es geschieht der Sau recht, warum hat sie den armen Gluck sp ruiniert!‘ Möglicherweise war diese Erkrankung Glucks der Grund für die Kinderlosigkeit seine Ehe,“ 2) schreibt Hans Peter Rieschel in seinem Buch „Komponisten und ihre Frauen“.
Durch die Heirat war Gluck nun finanziell unabhängig, denn Marianne hatte eine große Mitgift in die Ehe gebracht. Das Paar lebte in Wien, wo Gluck später Kapellmeister wurde. Durch Protektion seiner ehemaligen Gesangsschülerin Marie Antoinette, die 1770 Ludwig XVI. heiratete, schloss er später mit der Pariser Operndirektion einen Vertrag über sechs Opern ab und wurde in Frankreich bekannt.
In den ersten drei Ehejahren begleitete Marianne ihren Mann auf Reisen. Nach 18 Ehejahren adoptierte das Paar 1768 die zehnjährige Nichte Glucks, Marianne Hedler, deren Mutter gestorben war. Marianne Hedler starb im Alter von 17 Jahren an den Blattern. „Um über den Verlust hinwegzukommen, stürzte sich Gluck in die Arbeit. Gemeinsam mit seiner Frau ging er auf Reisen. (…) Marianne Gluck, die ein Leben lang im Schatten ihres Mannes stand, aber 37 Ehejahre als seine Partnerin Beständigkeit bewies und auf sein Wohl und seinen Ruhm bedacht war, überlebte ihren Mann um 13 Jahre. Die Chronik berichtet über ihr Leben nach Glucks Tod lediglich, daß sie der französischen Opernsängerin Maria Levasseur 1784 – nach deren Abschied von der Pariser Oper – in ihrem Wiener Haus den Alterssitz gewährte. Die Levasseur hatte alle großen Gluck-Partien gesungen,“ 3) so Hans-Peter Rieschel.
Über Glucks Musik resümiert Klaus Tschanrnke: „Einen Platz in der europäischen Musikgeschichte eroberte sich [Gluck] (…) vor allem mit seinem Spätwerk, in dem er sich auf den Ursprung der Oper - die klassische Tragödie - besann. In seinen anfangs vor allem in Paris aufgeführten Reformopern wandte er sich von den seinerzeit gängigen Operngattungen ab. Vor allem die Opera buffa empfand Gluck nicht mehr als zeitgemäß, weil sie zunehmend von musikalischen Selbstinszenierungen der Sänger geprägt waren und damit Text und Opern-Inhalt zur Nebensache gerieten. (…)
Auch sollte der Text wieder verständlich sein und gleichrangig neben der Musik stehen. Dieses innovative Opernkonzept findet sich beispielsweise in Glucks 1762 uraufgeführter Reformoper ‚Orfeo ed Euridice‘, später auch in den Gluck-Opern ‚Alceste‘ und ‚Tragedia in musica‘, beide im Jahr 1767 uraufgeführt.“ 4)
In den 1750er-Jahren wurde Gluck von Papst Benedikt XIV. zum Ritter des Goldenen Sporns geschlagen. Deshalb durfte er sich seitdem „Ritter von Gluck“ nennen.