Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Görresring

Osdorf (1956): Prof. Josef Görres (25.1.1776 Koblenz – 29.1.1848 München), Germanist an der Uni Heidelberg, Freimaurer


Josef Görres war der Sohn der italienischen Kaufmannstochter Helena Theresia Mazza und des Kaufmanns und Holzhändlers Moritz Görres.

Katharina Ücgül fasst in ihrer Kurzbiografie über Josef Görres dessen Werdegang wie folgt zusammen: „Schon als junger Mann begeisterte er sich für die Ideale der Französischen Revolution. Seit 1797 engagierte er sich in der cisrhenanischen Bewegung, die die Schaffung eines eigenen republikanischen deutschen Staates auf dem linken Rheinufer zum Ziel hatte.“ 1) Zunächst noch war Goerres begeistert von der französischen Revolution: „Seine Veröffentlichung Der allgemeine Friede, ein Ideal aus dem Jahr 1798 fordert die Umsetzung der revolutionären Ideen in allen Ländern. Als er feststellte, daß dies nicht zu verwirklichen war, zog er sich aus der Politik zurück und wurde Lehrer für Physik.“ 2)

„1799/1800 war er für kurze Zeit Deputierter der rheinischen Republikaner in Paris. Er wandte sich jedoch bald enttäuscht von Napoleon ab. Von 1800 bis 1814 war Görres als naturwissenschaftlicher Lehrer in Koblenz tätig, unterbrochen von einer zweijährigen Anstellung als Dozent in Heidelberg.“ 3)

In dieser Zeit hatte er als 25-Jähriger 1801 die damals 22-jährige Catharina von Lassaulx (1779-1855) geheiratet, die Tochter seines Verlegers Adam v. Lassaulx. Entgegen der üblichen Konvention ließ sich das Paar nicht kirchlich trauen und auch ihre drei Kinder (ein Sohn und zwei Töchter, geboren: 1802, 1805 und 1808) ließen sie erst später taufen. Catharina Görres wurde die geistige Mitarbeiterin ihres Mannes.

Görres übernahm 1814: „die Redaktion der Tageszeitung ‚Rheinischer Merkur‘, die sich gegen Napoleons Expansionspolitik wandte, aber auch gegen die Restauration und für die deutsche Einheit Stellung bezog. Das Blatt wurde 1816 verboten. Im Jahre 1819 musste er nach Veröffentlichung seiner Schrift ‚Teutschland und die Revolution‘ nach Straßburg, später nach Aarau in der Schweiz, fliehen.“ 4) In dieser Schrift hatte er die Bürokratie der deutschen Landesfürsten kritisiert.

„1821 erschien sein Werk ‚Europa und die Revolution‘, das den baldigen Ausbruch einer Revolution in ganz Europa prophezeite. Auch dieses Buch wurde verboten. Im Exil wandte sich Görres dem Katholizismus zu und vertrat zunehmend nationalistische Positionen, die auch von Antisemitismus nicht frei waren.“ 5) Dazu schreibt der Historiker Felix Sassmannshausen in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „Görres verfasste unter anderem die kaum rezipierte Schrift ‚Der ewige Jude in Sachsen und das Concil in Schwaben‘, in der er antijüdische Motive kolportierte.“ 2) Sassmannshausen gibt die Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen: „Kontextualisierung.“ 6)

1827 wurde Görres: „von König Ludwig I. als Professor für Geschichte an die Universität München berufen und geadelt. Gleichzeitig entwickelte er sich zu einem der führenden Journalisten und Schriftsteller der neuen katholischen Bewegung in Deutschland.“ 7)

Die Tochter Marie Görres (1808–71) wurde Schriftstellerin und betreute den Nachlass ihres Vaters. Sie soll, so steht es in der Allgemeinen Deutschen Biographie (ADB) einen „fast männlichen Geist [geerbt haben], nahm den treuesten Antheil an den Schicksalen und Wanderungen des Vaters, hütete und wahrte nach seinem Tode und dem Ableben ihres Bruders (1852) und ihrer Mutter (1855) die Traditionen des Hauses und der Familie, leitete den geschäftlichen Theil der Histor.-Pol. Blätter, besorgte eine Auswahl aus den ‚Politischen Schriften ihres Vaters‘ (1854-59 in 6 Bänden) und begann die Herausgabe seiner Briefe: I. Bd. ‚Familienbriefe‘, 1858 (II. und III. Bd. ‚Freundesbriefe‘, herausgegeben von Franz Binder, 1874). Festhaltend an den alten, durch den Tod freilich immer mehr gelichteten Freunden ihres Hauses, correspondirte sie mit denselben, insbesondere mit Böhmer. Ihr streitkräftiger Sinn wagte sogar einen Proceß gegen den k. preußischen Fiscus anzustrengen, um Nachbezahlung der ihrem Vater vom J. 1817—27 noch rückständigen Pensionsansprüche, weshalb sie eine eigene Denkschrift (Augsburg 1863) in Druck gehen ließ. Auch sammelte sie den Stoff zu einem aus mustergiltigen Beispielen bestehenden ‚Lese-Buch für die deutsche Jugend‘, welches 1854 und 1859 in zwei Auflagen (aber ohne ihren Namen) erschien.“ 8)