Gustav-Klimt-Weg
Billstedt (1976): Gustav Klimt (1862-1918), Maler. Siehe auch: Werfelring
Gustav Klimt, österreichischer Maler und Vertreter der Wiener Secession des Jugendstils, war nie verheiratet, aber mit vielen Frauen liiert, darunter auch mit Damen aus großbürgerlichen Kreisen, die ihm Modell saßen. In seinem Atelier sollen sich scharenweise nackte weibliche Modelle getummelt haben, die auf Zuruf des Meisters in einer Pose zu erstarren hatten.
Angeblich soll Klimt vierzehn Kinder gezeugt haben, drei von Modellen aus großbürgerlichen Kreisen. Die Frauen nannten ihre erstgeborenen Söhne Gustav, so z. B. Mizzi Zimmermann, die 1899 ihren Sohn bekam und Maria Ucickyde, die mit 19 Jahren ebenfalls 1899 einen Sohn gebar. Doch mit seinen Geliebten zeigte er sich nie in der Öffentlichkeit, zahlte aber seine Alimente. Sein Leben lang wohnte Klimt bei seiner Mutter Anna Rosalia, geb. Finster (1836-1915) und seinen zwei unverheirateten Schwestern, die er finanziell unterstützte.
Dennoch hatte er eine Lebensgefährtin. Mit der bekam er keine Kinder und sie war finanziell auch nicht auf ihn angewiesen. Sie hieß Emilie Flöge, war zwölf Jahre jünger und eine „gutbürgerliche Geschäftsfrau und Avantgarde-Modeschöpferin, von ihm ‚Midi‘ genannt. Sie war es, mit der er fast täglich in Wien in die Oper, ins Konzert oder ins Theater ging. Gemeinsam verbrachten sie jedes Jahr die Sommer am Attersee. Ihr schickte er bis zu acht Postkarten täglich (zum Teil noch mit Rohrpost!). Und als er im Sterben lag, verlangte er nur nach ihr. (…) Dabei war Flöge nicht Klimts Muse. Sie war finanziell nicht abhängig. Und hatte vielleicht nicht einmal ein körperliches Verhältnis zu diesem als so männlich beschriebenen Künstler. War sie tatsächlich lesbisch, wie Psychotherapeut Diethard Leopold es vermutet?“. 1) Mit „Midi“ entwickelte Klimt einen neuen Modestil. Sie präsentierten lockere Kleidung, Reformkleider genannt, die auch der Befreiung der Frau von dem einengenden Korsett dienen sollten. „Midi“ Flöge führte mit zwei ihrer Schwestern einen Modesalon, der von den Wiener Werkstätten eingerichtet worden war. Dort wurden die Kleidungsstücke verkauft und dort war auch Klimt häufig Gast und portraitierte viele der gutbetuchten Kundinnen.
Frauen standen im Zentrum von Klimts Schaffen. Seit dem Jahr 1900 malte er pro Jahr ca. ein Frauenbildnis. Mit diesen ornamentalen Frauenportraits schuf er einen neuen Bildtypus. Klimt erhob Frauen zu Ikonen, hüllte sie in Goldmosaiken, malte massenhaft nackte junge Mädchen und Frauen in allen möglichen Stellungen und portraitierte Damen der „gehobenen“ Gesellschaftsschicht.
Die junge Alma Schindler (siehe: Alma Mahler-Werfel, geb. Schindler (siehe: bei Werfelring) lernte den siebzehn Jahre älteren Klimt wohl im Atelier ihres Stiefvaters, des Malers Carl Moll, kennen, in dem sich an Sonntagabenden seine Künstlerkollegen trafen. 1897 wurde die Wiener Secession gegründet - mit Gustav Klimt als Präsidenten und Carl Moll als Vizepräsidenten. Alma Schindler berichtete in ihren frühen Tagebüchern über Ausstellungen der Secession, aufregende Vernissagen und intensive Diskussionen. Gustav Klimt spielte für die junge Frau bald eine wichtige Rolle - zunächst als Gesprächspartner, der ihr sein Kunstverständnis erläuterte. „Sie verliebte sich in Gustav Klimt, der einer Affaire mit ihr Raum gab. Die 1898 einsetzende Annäherung der beiden fand auf der Italienreise der Familie Moll ihre Fortsetzung. Gustav Klimt reist der Familie hinterher, entbrannt von der Chance, die er bei Alma Schindler hatte. Nach einem Kuss in Genua war das Maß für Mutter und Stiftvater jedoch voll. Sie schritten ein und Carl Moll beendete die ‚Bandelei’, wie Alma Schindler am 15. Mai 1899 ihrem Tagebuch anvertraut.“ 2) Klimt versprach seinem Kollegen Moll, den Kontakt zu Alma abzubrechen, die sich von ihm verraten sah. Als sie dann 1900 bei einem Fest der Secessionisten Klimt wiedersah, musste sie feststellen, das er ein Verhältnis mit Rose Friedmann eingegangen war, „mit dieser alten Scharteken“ 3), wie Alma wenig objektiv, aber offensichtlich kuriert, notierte. Denn Rose Friedmann (von Rosthorn-Friedmann, 1864-1819) war nicht nur eine intelligente Schönheit, sondern auch eine exzellente Bergsteigerin, eine Erstbesteigerin des Alpinismus, die auch von Klimt gemalt wurde. Sie entstammte der Unternehmerdynastie Rosthorn. Als Jugendliche durchstieg sie 1881 als erste Frau die Watzmann-Ostwand und 1888 ebenfalls als erste Frau mit einem Führer die 3652 hohe Thurwieserspitze in der Ortlergruppe. Rose Rosthorn-Friedmann war zweimal verheiratet gewesen, einmal mit dem juristischen Berater der Österreichischen Staatsbahn. Mit ihm hatte sie eine Tochter und in zweiter Ehe mit einem österreichischen Industriellen und Alpinisten, mit dem sie auch eine Tochter bekam. In der Wiener Gesellschaft hatte das Paar Kontakt zu Schriftstellern und Künstlern, so auch zu Klimt, der Rose von Rosthorn-Friedmann in einem seiner Bilder verewigte. Rose Rosthorn-Friedmann starb nach einer Typhusinfektion, die sie sich während des Ersten Weltkrieges als Pflegerin in einem Wiener Lazarett, zugezogen hatte.
Als Gustav Klimt beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Geldnöte geriet, half ihm wieder einmal eine Frau aus der Patsche. Klimt hatte sich an Serena Lederer, die Frau seines Mäzens gewandt und erbot sich, für einen Geldvorschuss, deren 20jährige Tochter Elisabeth Lederer zu malen. „In den 1930er Jahren, während der Nazizeit, rettet ein ‚Abstammungsbescheid‘, der den ‚arischen‘ Gustav Klimt als Vater registriert, Elisabeth vermutlich das Leben.“ 4)
Text: Birgit Kiupel