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nach Personen benannt

Hans-Thoma-Weg

Groß Flottbek (1935): Hans Thoma (2.10.1839 Oberlehen – 7.11.1924 Karlsruhe), Maler, Leiter der Kunsthalle in Karlsruhe.


Der Weg wurde in der Zeit des Nationalsozialismus benannt. In der NS-Zeit galt Hans Thomas „volkstümliche Malerei und Grafik als ästhetisches Alibi für die Bilderwelt des Nationalsozialismus“. 1)

Hans Thoma war der Sohn von Rosa Thoma, geborene Mayer und des Holzarbeiters Franz Joseph Thoma. Dieser starb, als Hans Thoma 16 Jahre alt war.

Hans Thoma begann verschiedene Lehren, so als Lithograph und Anstreicher, dann als Uhrenschildmaler, die er alle abbrach und sich autodidaktisch mit Mal- und Zeichenstudien beschäftigte. 1859 bekam er ein Stipendium und wurde an der Großherzoglichen Kunstschule in Karlsruhe aufgenommen. Nachdem er 1866 sein Kunststudium beendet hatte, ging Thoma nach Düsseldorf, Basel und Paris, schließlich nach München, wo er zwischen 1870 und 1876 lebte.

1877 heiratete der damals 38jährige Thoma die damals 19jährige Blumen- und Stilllebenmalerin Bonicella (Cella) Berteneder (14.4.1858 Landshut oder München – 23.11.1901 Konstanz), die seit 1860 dem Maler Victor Müller in München Modell stand. In dessen Atelier lernte Hans Thoma Cella Berteneder kennen, die dann auch sein Modell wurde und wenig später seine Malschülerin. 2)

Nach der Hochzeit zog das junge Paar mit Hans Thomas Mutter und Schwester Agathe nach Frankfurt am Main, wo die vier Menschen eine gemeinsame Wohnung nahmen. In Hans Thomas Leben spielten seine Mutter und seine Schwester Agathe (1848-1928) eine große Rolle.

Cella Thoma malte auch während der Ehe, wurde als Blumen- und Stillebenmalerin bekannt und trug durch den Verkauf ihrer Werke, z. B. mit blumenbemalten Tellern zum Lebensunterhalt der Familie bei. „Da die Ehe kinderlos blieb und Cella sich um ihre Nichte Ella sorgte, wurde diese von beiden 1878 adoptiert.“ 3)

Hans Thoma, der damals noch nicht seinen künstlerischen Durchbruch hatte, wurde in Frankfurt a. M. u. a. von dem Ehepaar Spier mit Aufträgen unterstützt. Die Schriftstellerin und Kunstkritikerin Anna Spier machte ihn über ihre Veröffentlichungen bekannt.

1890 endlich der künstlerische Durchbruch für Hans Thoma durch seine Ausstellung im Münchener Kunstverein, in der er mit 30 Bildern vertreten war.

1899 zog Hans Thoma mit Ehefrau und Schwester - die Mutter war 1897 gestorben -sowie dem adoptierten Kind nach Kornberg im Taunus, wo Thoma Mitglied der dortigen Malerkolonie wurde. Im selben Jahr wurde er Professor an der Großherzoglichen Kunstschule in Karlsruhe und Direktor der Kunsthalle Karlsruhe. Die Familie wohnte nur kurze Zeit in Karlsruhe beisammen, denn schon 1901 verstarb Cella Thoma während einer Reise, in Konstanz an einer Blinddarmentzündung. Thomas Schwester Agathe wurde für den Künstler als Lebensbegleiterin nun noch wichtiger.

Der Tod seiner Frau versetzte Hans Thoma für einige Jahre in eine depressive Stimmung. „Naturlyrische Romantik und – nach dem Tod von Mutter und Frau – eine fast religiöse Sehnsuchtsmetaphorik von Stille und Frieden kennzeichneten jetzt das Verhältnis von Figur und Landschaft. Dazu zählt die späte Verwirklichung eines frühen Plans, das Leben Jesu in Bilder zu fassen. 1905 begann T. mit dem Christus-Zyklus für ein ‚Tempelchen‘, die noch heute bestehende Thoma-Kapelle in der Kunsthalle. Diese war 1908 vollendet, und ein Jahr später, zu T.s 70. Geburtstag, wurde auf Anregung von Ghzg. Friedrich I. das Thoma-Museum ebendort eingeweiht.“ 4)
Vier Jahre nach dem Tod seiner Frau verlobte sich Hans Thoma 1905 mit der 35 Jahre jüngeren Schriftstellerin Frances Grun (1874 London – 1946 Oberursel). Sie war eine Freundin der Familie Thoma und hatte zum Beispiel für Klavier Motive zu seinen Bildern komponiert.

„Hans Thoma, innerlich vereinsamt und entmutigt, fasste eine tiefe Neigung zu Frances, die mit ihrer sonnig-heiteren Natur eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Cella Thoma hatte. Thoma schrieb einmal an Frances: ‚Du bist das Ebenbild meiner verstorbenen Cella, so war sie in ihrer Jugend.‘“ 5)

Thoma illustrierte zum Beispiel Frances Gruns Dichtungen („Zauberwald“, 1917; „Der Berggeist“, 1919).“ 6)
„Der Unterschied der Jahre machte sich jedoch geltend, und Hans Thoma und Frances entschlossen sich, der irdischen Verbindung zu entsagen. Frances blieb jedoch mit Hans Thoma, bis zum Tode des Meisters, in treuer Liebe und Freundschaft verbunden. Frances sollte allen Anteil an seinen künstlerischen Plänen und an seinem Schaffen haben: er teilte ihr alles mit, was ihn bewegte, und wünschte, dass beide ihre Ringe immer behalten sollten. Ein umfangreicher Briefwechsel fand im Laufe der neunzehn Jahre der Freundschaft bis zum Tode des Meisters zwischen diesen beiden groß empfindenden Menschen statt. Thomas Tod am 7. November 1924 wurde von Frances schwer empfunden und riss eine Lücke in ihr Leben, die nie ganz auszufüllen gewesen ist. Mit Agathe Thoma blieb Frances bis zu Agathes Tod am 29. Oktober 1928 in freundschaftlicher Verbindung.

Über Hans Thoma und seine Kunst hielt Frances Lichtbildvorträge zuerst in der Schweiz, in Bern, in Solothurn, Herzogenbuchsee und Grenchen, auch in Oberursel zum Besten des Roten Kreuzes und in Frankfurt drei Vorträge zur Feier von Hans Thomas hundertsten Geburtstag im Jahre 1939.“7)

Thoma arbeitete bis 1920 als Direktor der Karlsruher Kunsthalle und „gehörte bis um etwa 1910 zu den angesehensten Malern Deutschlands“. 8) „Als seine besten und authentischsten Werke gelten noch heute seine Landschaften (Schwarzwald, Oberrheinebene und Taunus) und die Porträts seiner Freunde und Angehörigen wie auch seine Selbstporträts. Weniger überzeugen können heute oft grotesk überzeichnete, realistische, mythologisch-religiöse Darstellungen, die stark von Arnold Böcklin [siehe: Böcklinstraße] beeinflusst sind.“ 9)
Thoma betätigte sich auch politisch. „Von 1905 bis 1918 war Thoma vom Großherzog ernanntes Mitglied der Ersten Kammer des Badischen Landtags. Im Oktober 1914 gehörte er zu den Unterzeichnern des Manifestes der 93, dessen Text zu Beginn des Ersten Weltkrieges den deutschen Militarismus zu verteidigen versuchte und bestritt, dass Kriegsgräuel in Belgien stattgefunden hatten.“ 10)

Hans Thoma und Antisemitismus
Im Wikipedia Eintrag zu Hans Thoma steht: „2023 präsentierte der Hans-Thoma-Preisträger Marcel van Eeden die Ausstellung ‚1898‘, in der anhand der Reise Thomas zur Rembrandt-Ausstellung in Amsterdam anhand diverser Dokumente hergeleitet wird, dass Thoma aktiver Antisemit gewesen sei.“ 11)
Siehe dazu auch unter: www.kunsthalle-karlsruhe.de/marcel-van-eeden-1898/

Auch der SWR-Kultur beschäftigte sich in einem Podcast vom 11.8.2023 mit der Frage „Wie antisemitisch war Hans Thoma?“, in dem auch ein Interview mit dem Historiker Frank Engehausen, der sich u. a. mit dieser Frage auseinandergesetzt hat, zu hören ist. Der SWR schreibt: „Dass die Nazis Hans Thoma vereinnahmt haben, war kein Zufall. Zwar hat sich Hans Thoma in einem rechtskonservativen Umfeld bewegt und selten auch öffentlich so geäußert, aber er war auf Förderung des liberalen Badischen Großherzogs angewiesen, der sich eindeutig gegen den grassierenden Antisemitismus positioniert hatte.

Auch dass die Nazis Hans Thoma vereinnahmt haben, war kein Zufall: Beispielsweise war ‚einer seiner Meisterschüler eine wichtige Figur bei der Gründung des Kampfbunds für deutsche Kultur‘, einer völkisch-antisemitischen Gruppe ab der Spätphase der Weimarer Republik.“ 12)