Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Anton-Rée-Weg

Hammerbrook (1948): Dr. Anton Rée (9.11.1815 Hamburg -13.1.1891 Hamburg), Reichstagsabgeordneter, Reformpädagoge, Kämpfer für die Gleichberechtigung der Juden


Vor 1933 hieß in Ohlsdorf eine Verkehrsfläche Réesweg, benannt nach Anton Rée. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde die Verkehrsfläche 1938 in Justus-Strandes-Weg (Kolonialakteur, Kaufmann und Senator Justus Strandes (1859-1930)) benannt. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus erfolgte keine Rückbenennung. 1948 wurde im Stadtteil Hammerbrook eine Verkehrsfläche Anton-Rée-Weg benannt.

In der Datenbank „Hamburger Persönlichkeiten“ heißt es über ihn: „Er wurde am 9.11.1815 in Hamburg geboren und stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie. Sein Vater, Berend Isaak Rée, war Hofbankier des dänischen Königs. Seine Mutter war Johanna Nathanson. Rée besuchte die Gelehrtenschule des Johanneums und des Akademischen Gymnasiums. Anschließend studierte er Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und wurde 1837 mit einer Dissertation über die hebräische Sprache promoviert. 1838 erlangte Rée eine Anstellung als Lehrer an der israelitischen Freischule, der späteren Stiftungsschule von 1815 am Zeughausmarkt, an der er zehn Jahre später zum Direktor ernannt wurde. (…) Rée arbeitete höchst engagiert an der Reform des Hamburger Schulwesens. Seine Vision war eine konfessionell nicht gebundene Volksschule, die allen Kindern unabhängig von ihrer sozialen Herkunft offenstand. (…). Unter seiner Leitung wurde die Freischule schließlich zu einer Simultanschule, die ab 1859 auch von nichtjüdischen Schülern besucht werden konnte. Rée war von 1859 bis 1871 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Als 1870 die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde, war dies unter anderem Rées großem schulpolitischem Engagement zu verdanken. 1881 erhielt er ein Mandat für den Deutschen Reichstag, wo er bis 1884 wirkte und den dritten Hamburger Wahlkreis vertrat. Neben Gabriel Riesser gehörte er zu den wichtigsten Verfechtern der Jüdischen Emanzipation.“[1]

Reiner Lehberger schreibt über Anton Rée u. a.: „Neben seiner pädagogischen Arbeit war R.zeitlebens ein politisch aktiver Vertreter des deutschen Linksliberalismus. Die rechtliche Gleichstellung der Juden war in seinen Augen nur eine Basis für die weitere Emanzipation der Juden. Er mahnte vor allem eine Änderung der kulturellen und sozialen Verhältnisse der Juden an. Insbesondere forderte er von den Juden, sich durch das Erlernen des Hochdeutschen integrationsfähig zu zeigen. 1845 gründete er gemeinsam mit dem Reformprediger Gotthold Salomon die Gesellschaft für sociale und politische Interessen der Juden, 1859 gehörte er zu den Mitbegründern des Vereins zur Förderung der Gewissensfreiheit, der sich für die Grundrechte von 1848 einsetzte. (…).“[2]

Verheiratet war Anton Rée seit 1841 in erster Ehe mit Henriette, geb. Löwenthal (22.11.1810 Lissa - 8.3.1860 Hamburg). Das Paar bekam 1844 eine Tochter. Seine zweite Ehe ging er mit Emma, geb. Howard (1828 Melbourne/York – 1911 London) ein.

Emma Rée war Gründungsmitglied des „Sozialen Vereins Hamburger Frauen zur Ausgleichung konfessioneller Unterschiede" wozu auch u. a. Charlotte Paulsen, Emilie Wüstenfeld, Bertha Traun, Johanna Goldschmidt und Emma Isler gehörten. „Der Verein dient ursprünglich der Integration der in der Stadt ansässigen jüdischen Bevölkerung. Nach der 1849 erfolgten bürgerlichen Gleichstellung der Juden wachsen dem Verein zunehmend weiterreichende soziale Aufgaben zu, sodaß er schließlich mit dem ‚Frauenverein zur Unterstützung der Deutsch-Katholiken‘ zum ‚Allgemeinen Bildungsverein deutscher Frauen‘ fusioniert. Der Hamburger Verein bildet die Zentrale dieses überregional angelegten Dachverbandes. Der Vereinszweck besteht darin, ‚... durch humane Bildung und Erziehung das weibliche Geschlecht für seine höhere Bestimmung und zum Bewußtsein seiner Würde zu reifen, und mit freier Selbstbestimmung das geistige, wie äußere Wohl der Menschheit zu fördern‘ (Emilie Wüstenfeld Nachlaß 4). Erreicht werden soll dieser Zweck durch verstärktes Engagement in der Armen- und Krankenpflege, die Einrichtung von Kindergärten, Fortbildungsschulen und Frauenhochschulen.“[3] Zu den Frauenhochschule gehörte auch die Hamburger „Hochschule für das weibliche Geschlecht".

Auch Anton Rée trat für die Emanzipation der Frauen ein und unterstützte Emilie Wüstenfeld in ihrem Vorhaben der Gründung einer Hochschule für Frauen in Hamburg.