Henry-Budge-Straße
Winterhude (1945): Henry Budge (20.11.1840 Frankfurt a. M. - 20.10.1928 Hamburg), Kaufmann, Mäzen.
Die 1931 benannte Henry-Budge-Straße wurde in der Zeit des Nationalsozialismus 1938 wegen Budges jüdischer Herkunft umbenannt in Schlieffenstraße. Eine Rückbenennung erfolgte gleich nach der Befreiung vom Nationalsozialismus. vgl.: Staatsarchiv Hamburg 131-14, III 2 Bd.2. Verbindungsstelle zur Militärregierung III 2 Band 2. Briefe des Bürgermeisters an die Militärregierung, Kopien für das Bürgermeisteramt 18.8.19456-19.9.1945: Der Bürgermeister der Hansestadt Hamburg 18.9.1945 an die Militärregierung. Rückbenennung von vorherigen Straßennamen, die von den Nationalsozialisten benannt waren.)
Nach seiner Ehefrau wurde bisher noch keine Verkehrsfläche benannt bzw. die Straße umbenannt in Henry und Emma Budge-Straße.



Vita, siehe de.wikipedia.org/wiki/Emma_Budge
Das Ehepaar Budge wohnte im „Budge-Palais“ am Harvestehuder Weg 12. Heute befindet sich in dem Haus die Hochschule für Musik und Theater. Verheiratet war Henry Budge mit Emma Budge, geb. Lazarus (17.2.1852 Hamburg – 14.2.1937 Hamburg), Kunstsammlerin, Stifterin, Mäzenin. Emma Lazarus, Tochter des Hamburger Kaufmanns Ludwig Lazarus und seiner Frau Emilie, geb. Hofmann. Sie gehörte mit ihren Eltern der Deutsch-Israelischen Gemeinde an. 1879 heiratete sie den in Amerika lebenden Bankier Henry Budge. Sie zog zu ihm in die USA. Dort machte Henry Budge mit der Sanierung der maroden amerikanischen Eisenbahngesellschaften ein Millionenvermögen.
1903 beendete Henry Budge seine Berufstätigkeit und das kinderlose Ehepaar Budge zog nach Hamburg und erwarb am Harvestehuder Weg eine Villa. Über den Wohnort hatte Emma Budge bestimmt; es sollte ihre Heimatstadt sein, nicht Frankfurt am Main, wo ein Großteil von Henry Budges Familie lebte.
Emma Budge bestimmte auch, was und wie alles in der erworbenen Villa umgebaut und erweitert werden sollte. Der Architekt Martin Haller (siehe: Martin-Haller-Ring) übernahm die Arbeit und hatte 15 Jahre daran zu tun.
Das Budge-Palais wurde zu einem gesellschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt der Stadt. Emma Budge war eine große Kunstsammlerin; neben Gemälden sammelte sie Skulpturen, Möbel, Textilien, Goldschmiedekunst, Fächer und Porzellan. Das Ehepaar Budge war auch auf sozialem Gebiet tätig, gründete zahlreiche Stiftungen zur Unterstützung Hilfsbedürftiger. Dabei spielte die Konfession keine Rolle. Testamentarisch hatte das Ehepaar bestimmt, dass die Kunstsammlung dem Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe vermacht werde und der Grundbesitz mit Villa in das Eigentum der Stadt Hamburg übergehen solle. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wollte Emma Budge der Stadt Hamburg nicht mehr den Grundbesitz und die Kunstsammlung schenken, ihr Vermögen sollten 13 jüdische Verwandte bekommen. Nach dem Tod von Emma Budge im Jahre 1937 waren aber bereits mehrere Erben aus Deutschland emigriert und weitere hatten dies vor. Die Nachlassverwalter sahen keine andere Möglichkeit, als die Kunstsammlung zu versteigern. Auch die Villa sollte verkauft werden, doch der damalige NS-Statthalter Karl Kaufmann bestimmte, dass der gesamte Besitz in das Eigentum der Stadt Hamburg übergehe. 1938 zog die Reichsstatthalterei in das Budge-Palais. 1945 wurde das Gebäude von den britischen Truppen beschlagnahmt, die dort ihre Offiziersunterkunft einrichteten. Das Landgericht Hamburg verfügte dann, dass das Grundstück an die Erben von Emma Budge zurückgegeben werden sollte. Doch, so Karen Michels in ihrer Biographie über Emma und Henry Budge: „unter dubiosen Umständen [wurde] eine lächerlich kleine Entschädigungszahlung ausgehandelt, von der die Erben nichts erfuhren; das Geld landete bei dem ehemals von den Nationalsozialisten eingesetzten Testamentsvollstrecker Gottfried Francke. 2011 einigte sich die Freie und Hansestadt Hamburg mit den Erben Emma Budge auf eine Entschädigung, über deren Details Stillschweigen vereinbart wurde.“1)
Seit 1959 befindet sich im ehemaligen Budge-Palais die Hochschule für Musik und Theater.
Der Spiegelsaal – ein Festsaal im Hause Budge - den Henry Budge seiner Frau einst schenkte, befindet sich heute im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg. Dieser Saal war nach den Wünschen der Hausherrin ausgeführt worden. Er war „als Ort künstlerischer Darbietungen konzipiert (…). Gleichwohl war der Saal nicht etwa die Bühne für gesellschaftliche Großereignisse; die Budges lebten eher zurückgezogen und pflegten privat vornehmlich Kontakt zu jüdischen Kreisen. Nicht die soziale Vernetzung und gesellschaftliche Positionierung bestimmten daher seinen Charakter, als Ort, im Vordergrund standen vielmehr Kunstgenuss und die Präsentation von Geschmack und Kennerschaft.“2)
Henry (Heinrich) Budge entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie. Seine Mutter hieß Hitzel (Henriette) Budge, geborene Adler, sein Vater verdiente das Geld als Wertpapierhändler und Bankier in Frankfurt am Main.
1866 wanderte Heinrich in die USA aus, gründete zunächst mit Leo Lehmann und Jacob Schiff die Firma „Budge, Schiff und Co.“ und trat 1876 in das Bankhaus L. Hallgarten & Co ein, dessen Teilhaber er 1883 wurde.
„1920 gründete Budge im Alter von achtzig Jahren (…) die Henry und Emma Budge-Stiftung in Hamburg und eine gleichnamige Stiftung in Frankfurt. Beiden Einrichtungen, die für Hilfsbedürftige, insbesondere ‚Damen aus gebildetem Stande‘ unabhängig ihrer Konfession eintreten sollten, ließ er jeweils eine Million Mark zukommen.
Im Jahr 1922 gründete Budge die Frau Emma Budge-Stiftung, der er eine Million Mark als Gründungskapital stiftete. Die Stiftung sollte die Berufsausbildung und die deutschen wissenschaftlichen Ziele fördern. Dabei bedachte er explizit die Universitäten Hamburg und Frankfurt, die mit seinem Geld amerikanische Literatur beschaffen sollten.“ 3) Budge finanzierte auch ein Kinderheim in Wetzlar, von wo seine Familie stammte.