Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Hermann-Löns-Höhe

Bergedorf (1927): Hermann Löns (29.8.1866 Culm – 26.9.1914 bei Loive Nähe Reims), Dichter.


Siehe auch: Rudorffweg
Siehe auch: Lönsstraße
Siehe auch: Hermann-Löns-Straße
Siehe auch: Hermann-Löns-Weg

Hermann Löns war der Sohn von Elisabeth Löns, geb. Massenberg und des Gymnasialoberlehrers Friedrich Wilhelm Löns.

1238 Hermann Loens
Hermann Löns; Quelle:Historisches Museum am Hohen Ufer, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Nach dem Abitur studierte Hermann Löns auf Wunsch seines Vaters Philologie, zuerst in Münster, dann in Greifswald, wo er Medizin studierte und der schlagenden Verbindung und Turnerschaft Cimbria beitrat. Doch weil er seine Schulden bei der Verbindung nicht begleichen und auch die Studiengebühren nicht zahlen konnte, wechselte er nach Göttingen, wo er weiterhin Medizin studierte. Doch auf Wunsch des Vaters wechselte er das Studienfach und studierte ab 1889, diesmal in Münster, Mathematik und Naturwissenschaften. „Zugleich wird er dort dem ‚Landsturm‘ zugewiesen, wo er jedoch wegen Ruhestörung, Beleidigung und Widerstand zu 5 Tagen Haft und 45 Mark Geldbuße verurteilt wird.

1890 Löns verlobt sich mit Elisabeth Erbeck, gesch. Müller (gestorben 1922), einer Kellnerin in Münster, die er 1893 heiratet. Er gibt sein Studium ohne Abschluss auf, woraufhin es zum Bruch mit seinem Vater kommt.
1891 Anstellung als Redakteur bei ‚Pfälzische Presse‘, Kaiserslautern. 1892 Löns wird am 9.2. wegen Unpünktlichkeit und Neigung zum Alkohol entlassen. Er wechselt häufig seinen Wohnsitz (…) In Hamburg arbeitet er als selbständiger Berichterstatter während der Cholera-Epidemie und unternimmt als 26-Jähriger erstmals Fahrten in die Lüneburger Heide.

1893 Löns wechselt nach Hannover, wo er am 21.1. Elisabeth Erbeck heiratet (verst. 1922). Er wird freier Mitarbeiter beim ‚Hannoverschen Anzeiger‘ und veröffentlicht erste Gedichte sowie Glossen unter dem Pseudonym ‚Fritz von der Leine‘,“ 1) schreibt der Löns-Verband.

Über Frauen gibt es frauenfeindliche Aussprüche von Hermann Löns, z. B.: „Weiber sind keine Vollmenschen, denn sie haben keine Seele, sondern nur einen Uterus.“ „Ein Mann wie ich braucht jede sieben Wochen eine andere Geliebte.“

1901 ließ sich Löns von seiner Frau scheiden. Dazu heißt es in Wikipedia: „Nach fünf Fehlgeburten seiner Ehefrau ließ er sich 1901 von ihr scheiden. Zum Scheitern der Ehe sollen auch Löns’ Alkoholexzesse beigetragen haben.“ 2)
Ein Jahr später, 1902, heiratete Löns Lisa Hausmann (2.9.1871 Hannover – 2.12.1955 Bad Oeynhausen), die er 1900 bei einer Führung durch das Kloster Wienhausen kennengelernt hatte. Lisa Hausmann arbeitete damals als Sekretärin in der Redaktion bei der Tageszeitung Hannoverscher Anzeiger, war also Kollegin von Hermann Löns, der ebenfalls beim Hannoverschen Anzeiger tätig war. Bei der Eheschließung bestand sie auf „den Abschluss eines Ehe- und Erbvertrages“ 3)

In Wikipedia heißt es über diese Beziehung: „In ihr fand er eine intellektuell ebenbürtige und selbstbewusste Partnerin, die als Frauenrechtlerin galt. Durch die Heirat bekam Löns Zugang zu höheren Gesellschaftskreisen, denn der Vater seiner Ehefrau, Gustav Hausmann, war ein bekannter Maler in Hannover mit Kontakten zur Künstlerwelt.“ 4)

Lisa Hausmann-Löns unterstützte die schriftstellerische Arbeit ihres Ehemannes. Selbst schrieb sie journalistische Artikel; allerdings einige von ihnen erschienen unter dem Namen ihres Ehemannes Hermann Löns. Dieses sogenannte Phänomen erleben wir bei einigen Schriftstellern. (vgl. Bettina Giesler: „Ein ganzer Mensch“ Lisa Hausmann-Löns (1871 – 1955). In: Oft im Schatten – selten im Licht. Lebensbilder Bad Oeynhausener Frauen. 2. Aufl. Bad Oeynhausen 2000)

In der Neuen Deutschen Biografie wird Löns‘ weiterer beruflicher Lebensweg wie folgt beschrieben: „Seiner journalistischen Popularität vertrauend, verließ L. 1902 den ‚Hannov. Anzeiger‘ und beteiligte sich an der Gründung des Konkurrenzorgans ‚Hannov. Allgemeine Zeitung‘, dessen Chefredaktion er Mitte April 1903 übernahm. Aber schon im Febr. 1904 wurde das Blatt wegen Geldmangels eingestellt. So begann L., für das ‚Hannov. Tageblatt‘ zu redigieren und zu schreiben; (…). Im Herbst 1907 konnte L. die Chefredaktion der ‚Schaumburg-Lipp. Landeszeitung‘ in Bückeburg übernehmen; in dieser Position blieb er bis zum April 1909.“ 5)

1906 war das einzige Kind von Löns geboren worden. Es kam mit körperlicher und geistiger Behinderung auf die Welt und verstarb 1968 in „Bethel“.

Löns schrieb nach der Geburt des Kindes diverse Bücher. So 1909 „Mümmelmann“: „sein wohl erfolgreichstes Tierbuch, in dem die Grenze zum kitschig-sentimentalen Tiermärchen allerdings überschritten ist. Der Balladenband ‚Mein blaues Buch‘ und L.s erster Roman, ‚Der letzte Hansbur‘, beide ebenfalls 1909 erschienen, kennzeichnen sein durch zunehmenden Erfolg unterstütztes Bestreben, die journalistische Tagesarbeit künftig hintanzustellen und sich endgültig als Schriftsteller durchzusetzen.“ 6)

Löns, der mit Frau und Kind 1906 nach Bückeburg gezogen war, wo die Familie bis 1909 lebte, hatte damals als Haushälterin und Kindermädchen die damals 17-jährige Ernestine Sassenberg (1890-1970) eingestellt. „Sie verliebt sich in Löns und bleibt ihm bis zu seinem Tode treu.“ 7)

Löns verliebte sich 1909 in die „um 20 Jahre jüngere Hanna Fueß (geb. 1886), die eine Cousine seiner 2. Frau Lisa ist. Er hat sie in seinen Werken als Swaantje (Figur aus dem Roman ‚Das zweite Gesicht‘) und Rosemarie (Lied: ‚Rose Marie, Rose Marie, sieben Jahre mein Herz nach Dir schrie‘) verewigt. Hanna Fueß ist 1972 gestorben (…).“ 8)
Löns schlug seiner Ehefrau und seiner Geliebten eine Ménage à trois vor, was beide Frauen ablehnten. 9)

In dieser Zeit erhielt Löns seine Kündigung bei der „Schaumburg-Lippischen Landeszeitung“. Er zog daraufhin „mit seiner Familie wieder nach Hannover, wo Löns wieder freier Mitarbeiter beim ‚Hannoverschen Tageblatt‘ wird.“ 10)
Nach 1909 schrieb Löns die Romane: „‚Dahinten in der Haide‘ (1910), ‚Der Wehrwolf‘ (1910) und ‚Das zweite Gesicht‘ (1912). Als ‚Volkslieder‘ bezeichnete L. die Gedichte der 1911 erschienenen Lyriksammlung‘ ‚Der kleine Rosengarten‘. Diese enthielt auch das ‚Matrosenlied‘, mit dem Refrain ‚Denn wir fahren gegen Engelland‘ (vertont von Herms Niel) wurde es eines der meistgesungenen deutschen Soldatenlieder während des 2. Weltkriegs.“ 11)

Als Hermann Löns bei einem Streit mit seiner Ehefrau am 27. Juli 1911 einen Schuss abgefeuert hatte, verließ Lisa Hausmann-Löns ihren Mann ohne sich scheiden zu lassen und zog mit ihrem Sohn zuerst nach Münster zu ihrer Schwägerin, wo eine kleine Pension betrieb. 1914 erfolgte ein Umzug nach Jena und 1942 nach Bad Oeynhausen. Ihren Lebensunterhalt verdiente Lisa Hausmann-Löns u. a. mit Übersetzungen von Romanen aus dem Englischen.

Löns gab nach der Trennung von seiner Frau „seine Stellung beim ‚Hannoverschen Tageblatt‘ auf und ‚flüchtet‘ aus Hannover ‚durch die Welt‘.“ 12) Löns verweigerte die Alimentezahlungen für den Sohn. 13)

Während Löns 1912 „in der Welt herumirrte“, so z. B. in Berlin, Wien, Innsbruck, Zürich, Davos, „bleibt Löns in ständigem Kontakt mit Ernestine Sassenberg, die ihm die Treue gehalten hat, und mit der er zunächst in Wahrenholz eine gemeinsame Wohnung bezieht und dann nach Hannover zurückkehrt.“14)

Rudolf Radler kommt in seiner Biografie über Hermann Löns zu folgendem Schluss: „L. sah sich selbst als Naturdichter, er war auch ein beredter Propagandist des damals neuen Naturschutzgedankens und Mitbegründer des ‚Heideschutzparks‘ am Wilseder Berg, aus dem dann der Naturpark Lüneburger Heide entstand, die älteste Einrichtung dieser Art in Deutschland. Aber für L. verbanden sich diese Ideen, die auch im Zusammenhang mit der völkisch akzentuierten Heimat- und Heimatkunstbewegung der Jahrhundertwende (…) gesehen werden müssen, mit einem immer radikaler vertretenen Nationalismus, mit dem rassistisch motivierten Konzept eines aristokratischen Bauerntums, mit Großstadtfeindschaft (…) und Fremdenhaß. In dieser aggressiv aufgeladenen Ideologie liegen die Wurzeln für die brutalen Gewaltphantasien in dem als ‚Bauernchronik‘ bezeichneten Roman ‚Der Wehrwolf‘, worin L. die blutigen Vergeltungsstreifzüge niedersächs. Heidebauern gegen die marodierende Soldateska während des 30jährigen Kriegs schildert. (…).“ 15)

Im Endbericht der ExpertInnen Kommission für Straßennamen Graz aus dem Jahr 2017 heißt es über Löns, nach dem auch in Graz eine Verkehrsfläche benannt ist:
„L[öns].‘ Tod im Krieg, seine Selbststilisierung als ‚Jägerpoet‘ u. die Überhöhung von Bauern u. Germanentum in seinen Romanen ließen einen L[öns].-Kult entstehen. In den 1920er Jahren galt L[öns]. als Pionier der Naturschutzbewegung, als Sänger der Wandervögel u[nd]. Erklärter Dichter völkischer u[nd]. konservativer Kreise. Sein Wehrwolf-Roman, in dem Bauern aus dem Dreißigjährigen Krieg gegen marodierende Soldaten kämpfen, wurde zum Gegenstand polit[ischer]. Propaganda. Im ‚Dritten Reich‘ gab es den Versuch einer großen Inszenierung um die Gebeine L[öns]., die angeblich in Frankreich aufgefunden worden waren u. dann in der Lüneburger Heide beigesetzt werden sollten.“ (ebd.)

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Löns weiterhin rezipiert, vor allem auch durch die filmische Aufbereitung seiner Stoffe (vgl. ebd.). Rath nennt Löns einen „darwinistische[n] Heimatdichter“ (RATH, 1994, S. 224), dessen Verherrlichung im Nationalsozialismus auch zur Straßenbenennung geführt hat.“ 16)

Und der Beirat zur Überprüfung Düsseldorfer Straßen- und Platzbenennungen schreibt in seinem Abschlussbericht zu der auch in Düsseldorf vorhandenen Hermann-Löns-Straße: „Nach seinem Tod an der Front von Reims im September 1914 ist Hermann Löns von der Erinnerungskultur des 20. Jahrhunderts fortwährend vereinnahmt und unterschiedlich interpretiert worden. In der Weimarer Republik wurde er als Vorbild der Jugend- und Wandervogelbewegung gefeiert, im Nationalsozialismus als Vertreter der ‚Blut-und-Boden-Ideologie‘ glorifiziert, und die Umweltbewegung der 1980er Jahre erklärte den Schriftsteller zu ihrem Vorkämpfer. Die Debatte um den ‚Mythos Löns‘ setzte erst im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ein und wird bis heute kontrovers geführt. Kritiker des Heidedichters stoßen sich vor allem an dessen völkisch-nationalistischen Untertönen. Durch die Rassentheorien und Germanenlegenden des 19. Jahrhunderts beeinflusst, bezeichnete sich Löns als ‚Teutone hoch vier‘ und hielt ‚eine ganz gehörige Portion Chauvinismus sogar für unbedingt nötig‘. Dementsprechend begrüßte er den Ausbruch des Ersten Weltkriegs und entschied sich begeistert für den Kriegsfreiwilligendienst; sein Tagebuch aus dieser Zeit enthält allerdings keine kriegsverherrlichenden Passagen. Obwohl sich Hermann Löns für den Erhalt der unberührten Natur engagierte und auf die durch den gesellschaftlichen Wandel bedrohte Tierwelt aufmerksam machte, streitet die Forschung über dessen Motive. Während seine Anhänger den Schriftsteller zu den bedeutendsten Vertretern des Umweltschutzes zählen, verweisen Kritiker auf die völkischen Tendenzen in seinen Schriften: ‚[Die Naturschutzbewegung] ist ein Kampf für die Gesunderhaltung des gesamten Volkes, ein Kampf für die Kraft der Nation, für das Gedeihen der Rasse. [...] Wir wissen, daß [sic] Naturschutz gleichbedeutend ist mit Rassenschutz.‘ Die ‚Überbetonung des Nationalen‘ (Anger, S. 11) findet sich auch im bekannten Werk ‚Der Wehrwolf‘; der vor detaillierten Gewaltszenen strotzende Roman thematisiert die Geschichte einer Gruppe von Bauern, die sich während des Dreißigjährigen Krieges mit gnadenloser Brutalität gegen ihre Feinde zur Wehr setzt. Im Mittelpunkt stehen die fortwährende Auseinandersetzung zwischen den Einheimischen (‚blanke Gesichter, gelbes Haar‘) und den Fremden (‚schwarzbraune Leute‘) und der damit verbundene Kampf um das Überleben der eigenen Gemeinschaft: ‚Jeder ist sich selbst der Nächste. Besser fremdes Blut am Messer, als ein fremdes Messer im eigenen Blut!‘ Für die Nationalsozialisten repräsentierten dieser Gegensatz von Bauern- und Nomadentum sowie die Idealisierung der Selbstjustiz ein willkommenes Propagandainstrument; Hermann Löns avancierte zum Aushängeschild der ‚Blut-und-Boden-Literatur‘. Die Pflichtlektüre des ‚Wehrwolfs‘ diente an der Front des Zweiten Weltkriegs der psychologischen Motivation, und das im Jahr 1911 verfasste ‚Matrosenlied‘ (‚Wir fahren gegen Engelland‘) begleitete die deutschen Luftangriffe auf Großbritannien. Darüber hinaus dürften die vom Heimatdichter gebrauchten antisemitischen Stereotype in seinem Roman ‚Das zweite Gesicht‘ zu seiner Vereinnahmung beigetragen haben. Angesichts der Tatsache, dass Hermann Löns zwei Jahrzehnte vor der ‚Machtergreifung‘ Adolf Hitlers verstorben ist und dessen Werke bereits im wilhelminischen Kaiserreich politisch instrumentalisiert worden sind, ist sein in den 1930er und 40er Jahren geförderter Ruf als nationalsozialistischer Vordenker wissenschaftlich nicht haltbar. Dennoch empfiehlt sich ein kritischer Umgang mit seiner ‚völkisch-national-konservativen Literatur‘ (Dupke, Mythos, S. 133), die im historischen Kontext ihrer Entstehungszeit zu beurteilen ist.“ 17)

Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „Löns äußerte sich wiederholt offen antisemitisch.“18)

Sassmannshausen gibt die Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen: „weitere Recherche, Kontextualisierung, gegebenenfalls Umbenennung.“ 19)