Herschelstraße
Rahlstedt, seit 1958, nach William Herschel. Ergänzt 2001/2202 um die ebenso bedeutende Schwester Caroline Herschel
Neuer Erläuterungstext: benannt nach dem Geschwisterpaar Caroline Lucretia H. (16.3.1750 Hannover – 9.1.1848 Hannover), Astronomin, Ehrenmitglied der Royal Astronomical Society, und Sir William H. (1738-1822), Astronom, Entdecker des Planeten Uranus.
Siehe auch: Tycho-Brahe-Weg
Sie war immer „die kleine Schwester“, die „liebe Lina“. Die Tochter des Militärmusikers Isaak Herschel, der ihr Gesangsunterricht gegeben hatte, und seiner Frau Anna Ilse Moritzen.

Caroline Herschel sah stets voller Bewunderung auf ihren Bruder, den Regimentsmusiker und Astronomen William Herschel. Ihre eigenen Leistungen leugnete sie, obwohl sie ebenso wie ihr Bruder große Verdienste auf dem Gebiet der Astronomie erlangte. „Bis an das Ende ihres Lebens versucht sie jeglichen Hinweis auf eine eigene Leistung lediglich als das Verdienst ihres berühmten Bruders herauszustellen. […] Sie wagt zu wissen, will aber dieses Wagnis nicht öffentlich eingestehen. Fortgesetzt betont sie, wie nichtsnutzig, wie unfähig, wie untauglich sie sei. Dies ist ihre lebenslängliche Demutsgeste und Entschuldigung dafür, dass sie sich erkühnt, leise, aber nachhaltig gegen die Gewalt von Gewohnheiten anzugehen und sich auf ihre Weise zu nehmen, was einem menschlichen Wesen zusteht: das Recht auf Erkenntnis.“ 1)
Neider nannten Caroline Herschel auch „die Kometenjägerin“.
Carolines Eltern bekamen zehn Kinder. Vier von ihnen starben im Kleinkindalter. Der Vater wollte allen seinen sechs überlebenden Kindern (vier Jungen und zwei Mädchen) eine gute Ausbildung in Musik, Mathematik und Französisch zukommen lassen. Die Mutter empfand dies für ihre Töchter jedoch als Zeitverschwendung. Durch ihren Vater bekam Caroline aber dennoch Zugang zur Astronomie. Er sah für seine Tochter, die auf Grund einer im Alter von zehn Jahren zugezogenen Typhuserkrankung eine Wachstumsstörung erlitt und schließlich nur 140 cm groß wurde, nicht die Laufbahn einer Hausfrau und Mutter vor, sondern die einer Konzertsängerin. Doch die Mutter beanspruchte ihre Tochter stark im Haushalt.
Nachdem ihr Vater 1760 aus dem Krieg zurückgekehrt war, pflegte ihn Caroline bis zu seinem Tod im Jahre 1767. Inzwischen war ihr Bruder William (Friedrich Wilhelm), der um 1757 nach England gezogen war, 1766 Organist und Konzertleiter in Barth geworden. 1772 holte er seine Schwester nach England, um ihr dort eine Gesangskarriere zu ermöglichen. Hierfür musste er sie von seiner Mutter um den mehrjährigen Lohn einer Hausangestellten „abkaufen“.
In England führte Caroline ihrem Bruder den Haushalt; er unterrichtete sie in Gesang, Mathematik und Englisch. Schon bald avancierte sie zur ersten Sängerin bei den von ihrem Bruder aufgeführten Oratorien.

In seiner Freizeit wandte sich William Herschel immer mehr der Astronomie zu. Caroline wurde seine wissenschaftliche Hilfsarbeiterin. Gemeinsam bauten sie Teleskope. Damit entdeckte er 1781 den Planeten Uranus, wurde auf einem Schlag berühmt und erhielt in Slough eine Stelle als Astronom König Georg‘s III. Caroline gab ihre erfolgreiche Laufbahn als Konzertsängerin auf und folgte ihrem Bruder. Der englische Hof stellte sie für ein Jahresgehalt von 50 Pfund Sterling als Gehilfin ihres Bruders ein. Doch schon bald wurde auch Caroline zu einer Entdeckerin. Zwischen 1786 und 1797 entdeckte sie acht Kometen, vierzehn Nebel, berechnete diese und erstellte einen Katalog für Sternhaufen und Nebelflecke. Außerdem schrieb sie einen Ergänzungskatalog und ein Gesamtregister zu Flamsteeds Atlas, in dem 561 Sterne aufgeführt sind. Für diese Leistung bekam sie höchste Anerkennung. Sie wirkte an 63 Publikationen mit - ohne dass ihr Name dort erwähnt wurde.
Während Caroline Kometen und Nebelflecke entdeckte, hatte ihr Bruder 1788 geheiratet und 1792 einen Sohn bekommen. Es schmerzte Caroline, dass sie nun nicht mehr so eng mit ihm zusammen sein konnte, denn William interessierte sich schließlich nun auch für seine Frau Mary, geb. Pitt und den gemeinsamen Sohn John. Als dieser geboren wurde, gab es aber auch für Caroline fortan noch etwas anders als nur Himmelskörper: Sie widmete sich der Erziehung ihres Neffens und konzentrierte sich nicht mehr so intensiv auf ihre eigenen Forschungen, half ihrem Bruder aber weiterhin bei seinen Forschungen. Durch seine Tante wurde John an die Naturwissenschaften herangeführt und später Mathematiker und Astronom.
Nach dem Tod ihres Bruders im Jahre 1822 zog Caroline Herschel nach Deutschland zurück und lebte wieder in ihrer Heimatstadt Hannover, wo sie weiterhin astronomische Studien betrieb und von berühmten Gelehrten besucht wurde.
Caroline Herschel erhielt viele Auszeichnungen. So bekam sie 1828 als erste Frau von der „Royal Astronomical Society“ die Goldmedaille verliehen. 1835 wurde sie deren Ehrenmitglied. 1846 erhielt sie vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. die Goldene Medaille der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Ein Mondkrater im Sinus erhielt den Namen Caroline Herschel, und der Kleinplanet Lucretia wurde nach Carolines zweitem Vornamen benannt.