Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Arndesstieg

Billstedt (1948): Stephan Arndes, Buchdrucker (geboren um 1450 in Hamburg, gestorben vor dem 14. August 1519 in Lübeck), Inkunabel-Buchdrucker. Sein Sohn Hans Arndes führte das Geschäft weiter.


Bereits in der NS-Zeit, 1943, wurde der Arndesstieg als neuer Straßenname in der Liste „Umbenannte Straßen“, die im Hamburger Adressbuch von 1943 veröffentlicht ist, aufgeführt. Als alter Straßenname wurde die „Jahnstraße“ genannt. Angemerkt in dieser Liste wurde, dass noch nicht alle Umbenennungen erfolgt sind. Die bereits durchgeführten Umbenennungen wurden mit einem Sternchen versehen.

Viele, in dieser Liste aufgeführten, aber damals noch nicht benannten neuen Straßennamen, wurden nach der Befreiung vom Nationalsozialismus benannt. So wurde der Arndesstieg 1948 benannt.

Über die Herkunft von Stephan Arndes ist nichts bekannt. Er erlernte sein Handwerk in Mainz und ging dann nach Italien, wo er, so Dieter Lohmeier in seinem über Arndes verfassten Porträt: „in der Werkstatt von Gutenbergs früherem Gehilfen Johannes Neumeister in Foligno tätig [wurde] (…).“1) Später arbeitete er in Perugia bei Johann Vydenast, der ihm allerdings einen großen Teil des vereinbarten Lohnes schuldig blieb, so dass es hierüber zu einem Prozess kam, dessen Ausgang nicht bekannt ist.

In Perugia wurde Arndes „1479 Geschäftspartner eines Johannes Johannis aus Schaffhausen, (…). Im Sommer 1480 erschien sein erster eigener Druck, (…). 1481/82 trat er wieder als Meister einer eigenen Werkstatt in Erscheinung, die er zunächst allein, dann mit zwei deutschen Teilhabern betrieb. (…).

Das nächste Zeugnis von A.’ Leben ist der 1486 in Schleswig abgeschlossene Druck des ‚Missale Slesvicense‘. Vermutlich ist er eigens für diese Aufgabe in den Norden geholt worden. Die treibende Kraft dabei dürfte der als Stifter kirchlicher Ausstattungsstücke vielfach bezeugte Staller von Nordstrand, L. Leve, gewesen sein, denn er trug einen beträchtlichen Teil der Kosten für die Einrichtung der Werkstatt; (…) . Da er für den Druck des Meßbuchs eine neue Werkstatt einrichten und die benötigten Lettern in fünf verschiedenen Typen selbst schneiden und gießen mußte, dürfte er 1485 oder sogar schon 1484 nach Schleswig gekommen sein. Er blieb dort jedoch nicht lange: bereits 1486 druckte er ein Brevier für das Bistum Schleswig in Lübeck. In dieser Stadt, der einzigen des westlichen Ostseeraums, in der es damals schon dauerhaft niedergelassene Buchdrucker gab, blieb A. bis zu seinem Tode, bis mindestens 1494 in Geschäftsgemeinschaft mit Leve. 1488 erwarb er ein Haus an der Ecke König- und Fleischhauerstraße, 1492 auch noch ein kleineres angrenzendes in der Königstraße.“ 2)

1493 heiratete Arndes die Witwe Anneke Hoge. Das Paar hatte einen Sohn namens Hans, der ebenfalls Buchdrucker wurde.

Arndes Werkstatt in Lübeck florierte. Er druckte viele Werke, in erster Linie religiöse Schriften, versehen mit Holzschnitt-Illustrationen. Die Texte waren meistens in niederdeutscher Sprache verfasst.

Dieter Lohmeier schreibt, dass Arndes nach 1500 in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Er musste auf seine Häuser Hypotheken aufnehmen, konnte die Zinsen dafür nicht mehr zahlen. „Für das Jahr 1519 wurde er zuletzt (mit nur 4 Schilling) zu den städtischen Abgaben veranlagt. (…) 1522 wurde seinen Erben auch das Haus in der Königstraße abgesprochen. Spätestens damit war das Ende seiner Werkstatt gekommen.“ 3)