Hilde-Wulff-Weg
Jenfeld, seit 2014, benannt nach Hilde (Hildegard) Wulff (7.1.1898 Dortmund-23.7.1972 Hamburg), Gründerin und langjährige Leiterin des Heimes „Im Erlenbusch“ in Volksdorf; Verfolgte des Nationalsozialismus (Text laut Amtlichem Anzeiger vom 14.11.2014). Da Hilde Wulff Gegnerin des Nationalsozialismus war und Widerstand leistete, wurde sie in dieser Publikation in die Kategorie „Widerstandskämpferinnen/Gegnerinnen des Nationalsozialismus“ eingeordnet.
Siehe auch: Hermine-Albers-Straße.
Ihr Grabstein steht im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

Hildegard Wulff zählt zu jenen Hamburger Persönlichkeiten, die Bereiche des öffentlichen Lebens maßgeblich beeinflusst und die Geschichte der Stadt entscheidend mitgeprägt haben. Trotz ihres beruflichen Engagements für Kinder, die von der Gesellschaft als behindert eingestuft wurden, weil sie nicht der gesellschaftlichen Norm entsprachen und ihrer entschiedenen Ablehnung des NS-Regimes ist sie in der Öffentlichkeit jedoch nur einem kleineren Kreis bekannt.
Geboren wurde sie als Tochter eines begüterten Kaufmanns in Dortmund. Im Alter von zwei Jahren erkrankte Hildegard Wulff, die mit ihren Eltern und den zwei Schwestern nun in Düsseldorf wohnte, an Kinderlähmung und entsprach ab diesem Zeitpunkt nicht mehr der gesellschaftlichen Norm. 1920 begann sie eine Ausbildung zur Heilpädagogin. Nach Abschluss der Ausbildung übernahm sie eine leitende Funktion in der von ihr und ihrem Vater ins Leben gerufenen Stiftung „Glückauf für Kinderfürsorge Düsseldorf“. 1923 wurde sie Mitglied im „Selbsthilfebund der Körperbehinderten“ in Düsseldorf und Berlin. Hildegard Wulff engagierte sich stark für die Autonomie von Menschen mit „Behinderung“. Außerdem belegte sie in dieser Zeit Vorlesungen in Psychologie und Pädagogik an den Universitäten Frankfurt a. M. und Hamburg.
Hildegard Wulff setzte sich in den 1920-er Jahren zunächst in Düsseldorf und später in Berlin insbesondere für eine gute Schulbildung für Kinder mit körperlicher so genannter Behinderung ein und für die gemeinsame Erziehung so genannter behinderter und so genannter gesunder Kinder ein. 1931 gründete sie die „Krüppelhilfe und Wohlfahrt GmbH“ in Düsseldorf, die sie aus der Erbschaft ihres Vaters finanzierte. Hildegard Wulff war die alleinige Gesellschafterin und Geschäftsführerin dieser Einrichtung, deren Ziel es war, „unentgeltliche Hilfe für Krüppel“ zu leisten. Von 1933 bis 1935 führte Hildegard Wulff ein Heim für Kinder mit körperlich so genannter Behinderung und sozial benachteiligte Kinder in Berlin-Charlottenburg. Dieses Heim bot Platz für zehn Kinder.
Nachdem 1935 der Mietvertrag für das Heim ausgelaufen war, zog sie mit diesen Kindern in die Klöppersche Villa nach Hamburg-Volksdorf. Dieses Haus hatte sie bereits 1931 erworben, nachdem sie in Düsseldorf für ihre „Krüppelhilfe und Wohlfahrt GmbH“ keine Baugenehmigung für einen Neubau erhalten hatte. Doch sie hatte das Haus wegen finanzieller Probleme zunächst noch nicht genutzt und es unentgeltlich der Hamburger Wohlfahrtsbehörde für die Kinder- und Jugendfürsorge überlassen. Nun aber, im Oktober 1935, bezog sie mit ihren Kindern die Villa in Volksdorf, der sie wegen der die Villa umgebenden Landschaft den Namen „Im Erlenbusch“ gab.
Noch im selben Jahr erhielt Hildegard Wulff für den „Erlenbusch“ die staatliche Anerkennung als privat geführtes Kinderheim für Kinder und Jugendliche mit so genannter Behinderung.
1937 gründete Hildegard Wulff, in deren Heim rund 25 als „körperbehindert“, „psychisch krank“ sowie „schwer erziehbar“ eingestufte Kinder lebten, eine Heimschule und stellte dazu eine staatlich finanzierte Lehrerin ein.
Gemeinsam mit ihrer in unmittelbarer Nachbarschaft lebenden Freundin und Vertrauten Hermine Albers (1884?-1955, siehe: Hermine-Albers-Straße), die in der Hamburger Jugendhilfe arbeitete, leistete Hildegard Wulff Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Ihr Heim wurde Zufluchtsort für Kinder kommunistischer, inhaftierter Eltern. Auch half Hildegard Wulff vielen jüdischen Emigrantinnen und Emigranten und kommunistischen Widerstandskämpferinnen und -kämpfern.
1941 konnte sie durch hartnäckiges Verhandeln mit den Hamburger Behörden verhindern, dass ihr Heim beschlagnahmt wurde.
1945, nach dem Ende des NS-Regimes, übergab Hildegard Wulff die Schule an die Schulbehörde. Ihr Volksdorfer Heim führte sie noch bis 1964 selbst und übergab es dann der Martha-Stiftung, die ihre Lebensarbeit seitdem weiterführt.