Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Hilpertweg

Eidelstedt (1964): Werner Hilpert (17.1.1897 Leipzig – 24.2.1957 Oberursel), Präsident der Deutschen Bundesbahn.


Siehe auch: Goerdelerstraße

Werner Hilpert war der Sohn von Martha Hilpert, geborene Rabe und des Kupferstechers und späteren Abteilungsleiter Johann Baptist Hilpert.

Nach dem Abitur konnte Hilpert dank eines Stipendiums ein Studium aufnehmen. Er studierte ab 1914 Nationalökonomie, Rechtswissenschaften und Philosophie, musste aber als Soldat in den Ersten Weltkrieg ziehen, so dass er sein Studium unterbrechen musste. Hilpert kehrte mit militärischen Auszeichnungen aus dem Krieg zurück und studierte zügig weiter, so dass er 1920 das Studium mit der Promotion zum Dr. phil. abschließen konnte.

Hilperts berufliche Laufbahn begann mit einer Anstellung bei der Sächsischen Staatsbank. Er „wechselte ein halbes Jahr später als Assistent zum Leipziger Verband des Einzelhandels. Gegen Ende des Jahres 1922 übernahm er die Funktion eines Syndikus, dessen Aufgabe die Regelung wirtschaftlicher Unternehmer- und Arbeitgeberfragen des Einzelhandels war. Mit seinem Freund und Kollegen Otto Kitzinger brachte er die Zeitschrift ‚Der Einzelhandelsdienst‘ heraus. Von 1922 bis Ende 1932 übernahm Hilpert zusätzlich zu seinen Tätigkeiten im Leipziger Einzelhandelsverband das Amt des Hauptgeschäftsführers des Verbands deutscher Linoleumhändler, eines Preiskartells.“ 1)

Hilpert war mit Amalie Hedwig Zetzsche (1898-1979) verheiratet. Das Paar hatte einen Sohn, geboren 1926. 2)

Neben seiner beruflichen Tätigkeit war Hilpert politisch aktiv. Er fungierte von 1926 bis 1933 für die Deutsche Zentrumspartei als Stadtverordneter in Leipzig und wurde 1932 Landesvorsitzender der Zentrumspartei in Sachsen.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten betätigte sich Hilpert als Wirtschafts-, Finanz- und Steuerberater und ging in Opposition zum NS-Staat. Er, der von 1932 bis 1937 als Vorsitzender der Katholischen Aktion in Sachsen fungiert hatte, betätigte sich nun mit Carl Goedeler (siehe: Goerdelerstraße) als „Berater und Bevollmächtigter jüdischer Bürger bei ‚Arisierungen‘.“ 3)

Marcus Wedel schreibt über Hilperts Form des Widerstandes gegen das NS-Regime: Hilpert: „bemühte (…) sich als Vorsitzender der Katholischen Aktion in Sachsen um die Bewahrung des religiös-konfessionellen Charakters der Bekenntnisschulen im Freistaat. Der Leipziger Oberbürgermeister und spätere Gründer des ‚Goerdeler-Kreises‘, Carl Goerdeler setzte sich, obwohl preußisch-protestantisch gesonnen, für dieses Anliegen Hilperts ein. (…) Am 1. September 1939, dem Tag des Einmarsches der Deutschen Wehrmacht in Polen, wurde Hilpert (…) von der Gestapo verhaftet und im Konzentrationslager Buchenwald (…) inhaftiert. Dort gelang es ihm, nach anfänglichen Schikanen und Demütigungen, in die Schneiderei versetzt zu werden und dort die Haftzeit bis zur Befreiung am 11. April 1945 durch die Amerikaner zu überdauern. Hilpert nahm während seiner Zeit im KZ Buchenwald Kontakt zu anderen politischen Häftlingen auf und machte unter anderem Bekanntschaft mit dem SPD-Politiker Hermann Brill (1895-1959). Ebenso traf er dort auf Eugen Kogon (1903-1987) und den Kommunisten Walter Wolf (1907-1977), mit denen er zusammen später im Lager ab Februar 1944 ein Volksfront-Komitee gründete.“ 4)

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus „war er einer von fünf Deutschen beim Internationalen Lagerkomitee Buchenwald. Zu seinen Aufgaben gehörten unter anderem die medizinische Betreuung und die Sicherung der Ernährungslage.“ 5)

Die Konrad Adenauer Stiftung schreibt: „Hilpert [wurde] von den Amerikanern mit der Verwaltung der beschlagnahmten NS-Vermögenswerte in Thüringen beauftragt. Kurze Zeit später siedelte er nach Frankfurt/Main um und wurde Präsident der IHK [Industrie- und Handelskammer].“ 6) Die amerikanische Militärregierung hatte Hilpert für diesen Posten empfohlen.

In dieser Zeit erhielten er und seine Frau auch Informationen über den im Westen vermissten Sohn Werner Hilpert jr. 7)

Werner Hilpert gehörte nach 1945 zu den Mitbegründern der CDU in Hessen und fungierte bis 1952 als deren Landesvorsitzender. In dieser Zeit füllte er von November 1945 bis Januar 1947 die Funktion des stellvertretenden Ministerpräsidenten des Landes Hessen, von 1946 bis 1947 die des Ministers für Wirtschaft und Verkehr und von 1947 bis 1950 die des Ministers der Finanzen aus.

Inhaltlich vertrat Hilpert folgende politische Linie: „Die von ihm mitverfassten Frankfurter Leitsätze forderten einen Sozialismus aus christlicher Verantwortung. 1946 einigte man sich unter Hilperts Führung mit der SPD auf den Verfassungskompromiss, der die Verstaatlichung der Schwerindustrie vorsah. Im schulpolitischen Teil konnte die CDU ihre Vorstellungen zur Konfessionsschule durchsetzen.“8)

Hilpert war von 1946/47 und von 1950 bis 1952 Mitglied des Hessischen Landtages. „Hilperts wirtschaftspolitisches Konzept und sein Eintritt in die SPD-geführte Landesregierung stieß bei den nord- und mittelhessischen Kreisverbänden, aber auch bei Konrad Adenauer auf Ablehnung.“ 9)

Nachdem die CDU die Landtagswahlen im November 1950 verloren hatte, trat Hilpert 1952 als Landesvorsitzender der CDU in Hessen zurück. Zum Grund für seinen Ausstieg aus der aktiven Politik heißt es: „Als in seiner Partei das christlich-soziale Element immer mehr in den Hintergrund geriet, schied er aus der aktiven Politik aus.“ 10)

Er übernahm nun den Posten des Präsidenten und Finanzdirektors der Deutschen Bundesbahn. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tod 1957 aus.