Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Hogenbergkamp

Billstedt (1948): Franz Hogenberg (1538 Mechelen -1590), Herausgeber des Braunschen Stadtatlas.


Siehe auch: Daniel-Frese-Straße

Vor 1948 hieß die Straße Lerchenweg. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Franz-Hogenberg-Kamp umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1948 bei Lerchenweg. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

Im Portal Rheinische Geschichte heißt es über Hogenberg: „Der flämische Glaubensflüchtling Frans Hogenberg baute seit Ende des 1560er Jahre in Köln die wichtigste Kupferstecherwerkstatt des Rheinlandes auf. Spezialisiert auf topographische und geographische Editionen, wurde sie zum Zentrum einer ‚Kölner Schule‘ der Kartographie, die in der Hauptsache von niederländischen Migranten getragen wurde.“ 1)

Geboren wurde Frans Hogenberg in Mechelen. Ein Jahr nach seiner Geburt starb sein Vater und die Restfamilie lebte in Armut bis Hogenbergs Mutter Johanna Hogenberg, geborene Verstraeten neun Jahre nach dem Tod ihres Ehemannes den Drucker, Verleger und Kupferstecher Hendrik Terbruggen heiratete.

Auch Frans Hogenberg wurde wie sein Vater Nikolaus Hogenberg und sein Stiefvater Kupferstecher.

„Wahrscheinlich in Mechelen heiratete er seine erste Ehefrau Katharina von Bönen (gestorben vor 1578), mit der er einen Sohn (…) und eine Tochter (…) hatte. Die Stationen des weiteren Lebensweges sind in Teilen unklar. Über die nächsten beiden Jahrzehnte hatte Frans Hogenberg weiter engste berufliche Beziehungen nach Flandern, obwohl er wegen seiner Abwendung vom katholischen Glauben die spanisch dominierten Niederlande hatte verlassen müssen,“ 2) schreibt Peter Meurer im Internetportal Rheinische Geschichte.

Seit ca. 1564 wohnte Hogenberg mit seiner Frau und den zwei Kindern in Köln. Hogenberg muss damals Mitglied einer geheimen reformierten Gemeinde gewesen sein. 1570 hatte der Kölner Rat ein Edikt erlassen, aus dem hervorging, dass alle eingewanderten Niederländer „einen Abschiedsbrief ihrer früheren Obrigkeit und eine Bescheinigung vorlegen [mussten], dass sie sich der katholischen Religion entsprechend verhalten haben. (…) Konnte jemand nicht die gewünschten Nachweise vorlegen, sollte er oder sie bis Sonntag, dem 13., August 1570 die Stadt verlassen.“3) Daraufhin formulierte Hogenberg ein Bittschreiben an den Rat, um in Köln bleiben zu dürfen. In diesem Schreiben betonte er u. a., dass er sich entsprechend der katholischen Religion verhalten habe. „Woran Franz Hogenberg tatsächlich glaubte, findet keine Erwähnung“,4) schreibt Ramon Voges in seinem Buch „Das Auge der Geschichte. Der Aufstand der Niederlande und die französischen Religionskriege im Spiegel der Bildberichte Franz Hogenberg“. Da Hogenberg aber keinen Nachweis seiner katholischen Religion beibringen konnte, sollte er aus Köln ausgewiesen werden, was schließlich doch nicht geschah.

Vor 1578 starb Hogenbergs Ehefrau Katharina von Bönen und Hogenberg heiratete nach ihrem Tod Agnes Lomar. Die Verehelichung fand „während eines geheimen Untergrundgottesdienstes im Hause von Hogenbergs künftigen Schwiegervater statt. Diese von Protestanten gehaltenen Untergrundgottesdienste waren verboten, weil es sich um Gottesdienste von nicht ‚rechtmäßig‘ Gläubigen handelte. Deshalb wurden die Teilnehmenden auch verhaftet und verhört. Bei einem dieser Verhöre kam heraus, dass Hogenberg sein Haus für solche Zusammenkünfte zur Verfügung stellte und selbst auch als Diakon tätig war.“5)

„1579 wurde er, zusammen mit seiner zweiten Ehefrau Agnes Lomar, in Köln wegen der Teilnahme an heimlichen reformierten Gottesdiensten verhaftet, kam aber durch formales Abschwören wieder frei. 1582 war er jedoch erneut in religiösen Schwierigkeiten. Die definitive Sesshaftigkeit Frans Hogenbergs in Köln ist erst 1585 durch den Erwerb eines Hauses in der Glockengasse dokumentiert.“ 6)

Frans Hogenberg, der mit seiner zweiten Ehefrau fünf oder sechs Kinder bekam, hatte mit seiner Werkstatt großen Erfolg. Bedeutend waren seine kartographischen und topographischen Darstellungen, besonders auch vor dem Hintergrund des dreißigjährigen Krieges, durch den viele Städte zerstört wurden. Auf Hogenbergs Karten sind bis ins Detail die Städte und Landschaften zu sehen, darüber hinaus auch kleinste Details wie einzelne Personen, Schiffe, Fuhrwerke etc.

„Seit der Mitte der 1560er-Jahre und bis 1572 hat Hogenberg die Karten für den ab 1570 in Antwerpen erschienenen Atlas ‚Theatrum Orbis Terrarum‘ von Abraham Ortelius (1527-1598) gestochen. Spätestens um die gleiche Zeit begann er auch sein erstes eigenes Großprojekt: die ‚Geschichtsblätter‘, eine Folge von etwa 470 Stichen zu Ereignissen und Schauplätzen der Zeitgeschichte ab 1558.“ 7)

Über diese Bildberichte schreibt Ramon Voges: „Die freie Reichsstadt Köln bot für das Vorhaben, die Zeitgeschichte in Bildern zu erzählen, ein vielversprechendes Umfeld. Hogenberg schloss mit seinen technisch wie inhaltlich innovativen Druckgraphiken eine Lücke des Kölner Buchmarkts .(…) Hogenbergs Ereignisblätter wandten sich an ein größtmögliches Publikum. (…) Seine Bildberichte gaben den Käufern von Nachrichten und Geschichtsdarstellungen die Möglichkeit, sich selbst als Augenzeuge zu fühlen. Sie hielten den schriftlichen, also sprachlich verfassten und damit notwendigerweise immer abstrakten Berichterstattungen eine konkrete Wahrnehmung des vermeintlichen Geschehens entgegen. Die Blätter versprachen etwas, worüber ihre Betrachter nur hätten verfügen können, wenn sie selbst vor Ort gewesen wären; einen sinnlichen Eindruck von dem Vorgang, den sie behandeln. (…)

Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern gelang es dem niederländischen Einwanderer in Köln eine blühende Offizin für Radierungen aufzubauen. Durch sie avancierte Köln zu einem der führenden Druckorte für kartographische, chorographische und zeithistorische Druckgraphiken. Das Erfolgsrezept dieser Gemeinschaftswerke bestand darin, Wissen über das äußere Erscheinungsbild von Ländern, Regionen, Stätten und historischen Begebenheiten zusammenzutragen und in einem einheitlichen Format visuell zur Darstellung zu bringen.“ 8)

Neben diesen Bildberichten ließ Hogenberg geographische Atlanten wie z. B. Straßen- und Länderatlanten stechen, so den „‘Itinerarium Orbis Christiani‘ (84 Karten, 1579/1580), das ‚Itinerarium Belgicum‘ (22 Karten, 1587) und der Folio-Atlas der Niederlande ‚Belgica florens – Belgica destructa‘ (20 Karten, um 1588). Etwa 30 weitere größerformatige Karten erschienen als Einzelblätter oder als Beilagen von Büchern Kölner Verlage (…).

Das umfangreichste und kunst- wie wissenschaftshistorisch bedeutendste Projekt des Hauses Hogenberg ist der nach dem Vorbild des Ortelius-Atlas entworfene Städteatlas ‚Civitates Orbis Terrrarum.‘ Der erste Band erschien 1572, ein sechster und letzter Band erst unter den Nachfolgern 1617. Insgesamt enthalten die ‚Civitates‘ 543 Stadtpläne und -ansichten teils nach gedruckten Vorlagen, zum einem großen Teil aber auch nach originalen Handzeichnungen. Die Bände erschienen – jeder in mehreren Auflagen und Sprachen – bei verschiedenen Kölner Verlagen, (…).“9)

Nach dem Tod Frans Hogenbergs war so viel Kapital vorhanden, dass die Witwe die Kinder aus der ersten Ehe von Frans Hogenberg auszahlen konnte. Sie selbst übernahm die Leitung der Kupferstecherei. Nach ca. zehn Jahren übergab sie um 1605 die Werkstatt an ihren Sohn Abraham Hogenberg.10)